Kapitel 3

13.1K 474 34
                                    


Kate P.O.V

Der Schultag ging relativ schnell vorbei. Angi und ich hatten beschlossen, nach der Schule Pizza essen zu gehen. Also saßen wir in einem Restaurant und aßen unsere Pizzen auf.

"Jetzt erzähl mal was über dich. Ich weiß nur wie du heißt und dass du 15 Jahre alt bist." Ja, ich hatte beschlossen, Angi zu vertrauen. Sie hatte mir viel über sich erzählt. Sie war Einzelkind und ihre Eltern hatten immer viel zeit für sie,  sie war glücklich. Sie hatte mich ihren Freundinnen vorgestellt und sie haben mich alle gleich als Freundinn angesehen. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihr vertrauen konnte. Und dass ich akzeptiert wurde. Ich weiß, an dem Versuch, niemanden an mich heran zu lassen, war ich gescheitert. Aber die anderen habe ich alle abblitzen lassen und ein Leben ohne Familie und Freunde ist doch jetzt wirklich einsam.

"Mh... Was willst du denn wissen? Es gibt nichts interessantes..." jedenfalls nichts, was ich einfach so geradeaus sagen könnte... Fügte ich in Gedanken zu.

"Warum seit ihr umgezogen?  Hast du Geschwister?" Genau diese Fragen wollte ich vermeiden...

"Mh.. also das mit dem Umzug ist eigentlich eine längere Geschichte... Aber die Kurzfassung ist, dass ich mit meiner Vergangenheit abschließen will und das in der alten Stadt nicht kann. Ich habe 2 Brüder, einen älteren und einen jüngeren und eine Schwester..."

"Echt? Ist ja krass! 3 Geschwister.. Ist das nicht anstrengend?"

Nein Kate, nicht jetzt, Versuchte ich mich zusammenzureißen. Ich war kurz vorm Heulkrampf....

"Können wir vielleicht das Thema wechseln...?", fragte ich angespannt. Ich hatte noch nie darüber gesprochen,  hatte das alles noch nie ausgesprochen.

"Oh nein, Kate! Was ist denn los? Hey, sollen wir vielleicht einen kleinen Spaziergang machen, bevor wir nach Hause gehen?" Ich nickte nur, wir bezahlten und gingen nach draußen.

"Hey... Vielleicht willst du nicht drüber reden, aber reden hilft meistens. Ich weiß, wir kennen uns noch nicht so lange. Aber wenn du reden willst- du kannst immer zu mir kommen, okay?" Wir setzten uns auf eine Parkbank und ich nickte nur. Ohne groß nachzudenken sagte ich: "Ich habe nur noch einen großen Bruder." Und schon liefen mir Tränen über die Wangen. Angi nahm mich in den Arm und fragte: "Ich verstehe es nicht. Wo sind denn deine... Eltern? Und deine anderen Geschwister?" Ich schluckte. "Sie... sie sind... t- tot."

Sie schaute mich geschockt an, in ihren Augen bildeten sich Tränen und sie stieß ein "oh nein das tut mir so unendlich leid" aus. Ich lächelte sie aufmunternd an und sagte Passt schon.

"Nein! Nicht passt schon. Oh mein Gott, Kate! Das ist so schrecklich! Oh nein, wie ist das denn passiert?" Ich wartete eine Weile mit meiner Antwort weil ich es wirklich noch nie ausgesprochen hatte. Doch bevor ich antworten konnte sagte sie: "Ich kann verstehen wenn du nicht drüber reden willst. tut mir leid."

Ich schüttelte den Kopf. "Nein schon gut. Ich habe nur noch nie darüber geredet deshalb ist es bisschen schwierig...

Es war vor genau 7 Jahren und 363 Tagen...

FLASHBACK:

"Kate mein Schatz, komm kurz runter, Papa und ich müssen noch was erledigen. Komm tschüss sagen." Meine Mutter rief nach mir. Es war 2 Tage vor meinem neunten Geburtstag. Als 8- jähriges Mädchen konnte ich mir schon denken, dass es etwas mit meinem Geburtstag zu tun hatte. Ich ging die Treppe runter und bevor ich ihnen tschüss sagte flüsterte ich meinen Eltern noch ins Ohr: "Mein größter Wunsch ist eine Glaskugel. Mit einem Bild drin! Das wäre toll." Dann verabschiedeten wir uns und  mein kleiner Bruder, Tyson, wollte mitkommen. Also gingen sie und meine Schwester, Emma, fragte mich ob wir einen Film schauen wollen. Wir schauten 'Barbie- life in a dream house'... Mitten im Film klingelte es an der Tür, ich dachte meine Eltern sind wieder zurück also rannte ich zur Tür und machte auf. Doch davor standen nicht meine Eltern und mein kleiner, süßer, 4- jähriger Bruder. Nein, vor der Tür standen zwei Polizisten.

"Hallo Kleine. Wir haben ein paar traurige Neuigkeiten. Wo sind denn deine Geschwister? Kannst du sie mal bitte holen?" Ich hatte jetzt schon kein gutes Gefühl bei der Sache. Es ist ja auch nicht üblich, dass Polizisten vor deiner Tür standen.

"Emma? Maax? Kommt mal schnell! Hier ist die... die Polizei!" rief ich ins Haus. Sofort waren die beiden da und Emma hob mich hoch. Sie war schon 14 und Max war 12. Sie baten die Polizeibeamten herein. Ich kann mich noch genau an ihre Worte erinnern...

"Es tur mir sehr leid,  ihnen das mitteilen zu müssen, aber ihre Eltern und ihr kleiner Bruder Tyson hatten einen schweren Autounfall. Wir müssen ihnen leider mitteilen, dass es keiner der dreien überlebt hat."

FLASHBACK ENDE

Das war der anfang vom Ende. Wir zogen zu unserer Tante. In der Schule wurde ich gemobbt, wir konnten das alles nicht verarbeiten. 2 Jahre später nahm sich meine Schwester das Leben. Sie hinterließ einen Abschiedsbrief. Darin stand, dass sie mit allem nicht mehr klargekommen ist. Ihr Freund hatte Schluss gemacht,  ihre Eltern und ihr kleiner Bruder waren tot. Und jetzt sahen sie sich endlich wieder... Als sie an ihrer Beerdigung in ihrem Grab lag, hatte ich sie zum ersten Mal seit langem wieder lächeln gesehen. Sie war froh, dass sie aus dieser Welt weg war.

Na ja, wie auch immer. Mein Bruder ist jetzt erwachsen, er ist sozusagen mein Erziehungsberechtigter. Wir sind dann umgezogen, um alles zu vergessen. Ich wollte niemanden mehr an mich ran lassen. Zu mindest keinen Jungen... Na ja mal schauen wies wird... Tut mir leid dass ich dich jetzt so voll gelabert hab...", beendete ich meine Geschichte und setzte mein Lächeln auf. Erst jetzt merkte ich, dass Angi weinte. "Hey du musst doch nicht weinen!"

"Kate das tut mir so leid! Es wird alles gut, hörst du? Ich verspreche dir,  dass es unter uns bleibt. Und wenn du nochmal reden willst, ich bin immer für dich da!"

"Danke Engel. Du ich bin ziemlich k.o... Macht es dir was aus, wenn ich nach Hause gehe?"

"Nein natürlich nicht. "

Zu Hause angekommen ging ich direkt ins Bett. Hunger hatte ich keinen, Hausaufgaben hatten wir keine auf. Ich stellte mir noch den Wecker und weinte mich wie jeden Abend in den Schlaf. Ich weinte um meine geliebten Eltern, um meinen kleinen Bruder und um meine Schwester.

Ich liebe euch und das wird sich nie ändern.

Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

why to be a bad girl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt