Kapitel 28

5.3K 231 6
                                    


Am nächsten Morgen wachten wir in der selben Position auf, was mich sehr glücklich machte. Ich war viel zu glücklich, fand ich. Es war alles zu perfekt, dass war ich nicht gewohnt. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht. Meistens war es doch eh so, dass wenn man sich freut dass alles perfekt war und man sich daran gewöhnte, passierte im nächsten Moment irgendetwas was dir komplett den Boden unter den Füßen wegzog. Leider.

Nachdem wir gefrühstückt hatten, beschlossen wir, einen kleinen Spaziergang zu machen.
Es war schön, ein normales Leben zu leben mit einem Mann an meiner Seite, den man über alles liebt.
Okay, jetzt reichts aber mit dem ganzen Rumgeschnulze.

Auf dem Heimweg sprach uns plötzlich jemand an:
"Hey, Kaitlin?? Ich glaubs ja nicht, bist dus wirklich??"

"Ähm... ja, hi. Und du bist...?"

"Ich bin Kim. Wir waren zusammen in einer Klasse. Ich bin mit ein paar freundinnen hierher umgezogen und habe gehört dass du auch hier wohnst und wollte mal vorbeischauen."

"Ah, kim. Hi."
Ich würde sagen, die Freude war ganz ihrerseits.

"Ja ich weiß wir hatten kein gutes Verhältnis, aber wie geht's dir und deiner Familie jetzt?"

Dieser Satz gab mir einen Stich. Sie wusste ganz genau, dass sie nicht mehr da waren. Ich war auf 180, auch wenn sie nur diesen einen Satz sagte. Die Erinnerungen von früher spielten sich vor meinem inneren Auge ab und ich war kurz davor, ihr an die Gurgel zu gehen.
Ryan schien zu merken dass das Gespräch in eine nicht so Schöne Richtung ging und sagte: "Ich glaube wir müssen weiter. Tschüss... Kim", und zog mich weiter.

"Ja, auf ein Wiedersehen.", sagte sie grinsend.

Ich schluckte meine Wut runter und erklärte Ryan auf dem Weg wer sie war:
"Sie hatte mir mein Leben in der Schule zur Hölle gemacht. Sie nannte mich "Psychopath" und ständig kamen so Sätze wie 'geh dich doch umbringen, niemand will dich deshalb sind deine Eltern auch tot' und sowas. Sie und ihre ach-so-tolle Clique machten mir jeden Tag das Leben wirklich zur Hölle. Und na ja... eben kam die ganze wut wieder über mich..."

"Na super... sie sagte dass sie mit ihren Freundinnen hier ist.. das wird ja ein Spaß."

"Ja, das glaube ich auch.."
~~~
Am Abendbrotstisch schlug mir Ryan etwas vor: "Was hältst du davon, wenn wir umziehen. Irgendwo hin, wo es uns gefällt. Dann haben wir den Stress mit Kim nicht und wir können uns irgendwas aufbauen..."

Ich verschluckte mich erstmal an meinem Brot,bis ich antworten konnte: "Ähm... ich weiß nicht. Das würde auch heißen, dass ich nicht mehr auf den Friedhof gehen könnte und wir unsere Freunde hier verlassen müssten..."

"Ich weiß, es gibt auch einige Nachteile. Aber auch so viele Vorteile. Denk einfach mal darüber nach, okay?"
~~~
Nachts konnte ich nicht schlafen. Ich dachte über Ryans Vorschlag nach.
Ich würde meine Familie so vermissen.. aber.... meine Eltern und Tommy würden sowieso nur noch 1 Jahr dort liegen bleiben und Emma noch 2. Außerdem könnten wir neu anfangen und einfach alles hinter uns lassen. Angi würde mir fehlen. Magda und Lena auch, aber Angi am meisten...
Ich beschloss, mit ihr einfach mal darüber zu reden und mir meine Gedanken wegen meiner Familie zu machen.
~~
"Hey, aber das ist doch super! Wir wollten auch umziehen! Vielleicht können wir uns für einen Ort entscheiden! Na, was meinst du?" Das war Angys Reaktion. Ich war super glücklich und wir machten einen Termin aus, wann wir uns zu viert trafen.
--
Am nächsten Tag saßen Ryan, Taylor (Angelinas Freund), Angi und ich am Tisch und waren am diskutieren wo wir hinziehen sollten.
Zum Schluss einigten wir uns schließlich auf Ermones, eine Stadt in der Nähe von Miami. Sie lag direkt am Strand vor den Bergen und war wunderschön. Wir hatten vor, ein Haus direkt am Strand zu kaufen. Das war schon immer mein traum: Ein kleines Häuschen am Strand mit einer wunderschönen Aussicht und einem Mann. Ich konnte noch nicht ganz glauben, dass es wirklich wahr werden würde.
~~~
Es ist bereits später Abend. Angi und ich hatten uns von Magda und Lena verabschiedet, weil die beiden zusammen in den Urlaub flogen. Es fiel uns schwer, aber ich war mir sicher dass wir auch in Ermones gute Freundinnen finden würden.

~~~

Am nächsten Tag klingelte es plötzlich an der Tür und Kim stand davor. Zum Glück machte Ryan ihr direkt die Tür vor der Nase zu, als sie schon wieder anfing von meiner Familie zu reden.
"Hör mal, ich glaube wir sollten hier so schnell wie möglich weg. Ich habe echt keine Lust, dass ihr beide euch noch irgendwann an die Gurgel geht...", sagte Ryan am Mittags Tisch.

"Ja, ich will auch endlich unser Haus in life sehen aber ich glaube nicht, dass so schnell ein Haus frei ist..."

"Ich rufe einfach mal den Vermieter an."

Nach einer halben Stunde kam er wieder und meinte:
"Also... er hat mir erzählt, dass etwas frei ist. Zwei Häuser. Nicht weit von einander entfernt. Na, was meinst du?"

"Wie jetzt? Echt? Ist nicht wahr! Das kann doch gar nicht so schnell gehen! Du verarschst mich doch..."

Er lächelte. "Nein. Rufst du schnell Angi an und fragst ob ihr das passen würde?"

Ich nickte und rannte in mein Zimmer.

"Angi ? Hey, hör mal. Ryan hat grade mit dem Vermieter von den Häusern telefoniert und es sind zwei frei! Sie liegen nicht weit auseinander. Wann könntet ihr denn mitfliegen?"

"Ist nicht wahr! Warte, ich frag kurz nach."

Ich hörte sie im Hintergrund aufgeregt erzählen bis sie sich wieder meldete.
"Was haltet ihr davon wenn wir direkt morgen auf den Flughafen fahren und last Minute fliegen?"
~~~

Dabei ließen wir es auch. Ich konnte es nich gar nicht fassen... Ich würde morgen mit meinem freund und meiner besten Freundin (dass ich überhaupt einmal eine beste Freundin haben würde war ja schon krass) nach Miami fliegen....

Nachmittags kam mir wieder der Nachteil ins Gedächtnis; meine Familie. Ich atmete tief durch und begab mich ein letztes mal auf den Friedhof. Alleine der weg war mir so vertraut...
Am Grab blieb ich stehen und setze mich ein letztes mal unter den Baum.

"Hey... ich muss euch was sagen...", fing ich an, "Ryan und ich werden morgen nach Miami fliegen. In der Nähe kaufen wir uns ein Haus und dort wohnen wir dann, also werde ich euch nicht mehr besuchen kommen. Es fällt mir schwer und das wisst ihr bestimmt auch. Aber hier erinnert mich einfach alles an damals. Jetzt ist auch noch jemand aus meiner alten Schule gekommen und das war echt genug. Ich hoffe ihr könnt das verstehen... Ich werde euch nie vergessen, dass wisst ihr. ich kann auch so beten, ohne euch neben mir liegen zu haben.... ich liebe euch."

Ich blieb dort noch sitzen bis es dunkel wurde und nahm dann das Familienbild, was auf dem Grabstein stand, mit nach hause.

why to be a bad girl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt