Eine sanfte Brise strich durch die Äste einer Weide. Eine weite Hügellandschaft reihte sich hinter einer Bergkette. Mitten in einem Tal entsprang ein Wasserfall einem Felsen, der in einem kleinen Teich endete. Die blühende Weide streckte ihre Zweige über einen Teil des Wassers. Der Mond glänzte hell am sternenreichen Nachthimmel und das Plätschern des Wasserfalls glitt sacht über die Hügel. Eine schwarze Kätzin mit smaragdgrünen Augen saß am Rand des Teichs und beobachtete die Wasserfläche. Plötzlich ließ sie die Krallen ausfahren und wirbelte herum. Ein braun und rostrot gescheckter Kater mit gesträubtem Pelz stand hinter ihr. „Rotweide!" Die Stimme der schwarzen Kätzin triefte vor Hass und Abscheu. Rotweide erwiderte ihren Blick. „Distelblatt!", fauchte er. Distelblatt umkreiste den Kater und zischte: „Du hast deinen Clan verraten! Du stehst auf der Seite des finsteren Waldes! Jetzt wirst du dafür bezahlen, jemals auch nur einem Wort Tigersterns zugejubelt zu haben!" Ihre Muskeln spielten unter Distelblatts Fell und ihre Krallen glänzten im Mondlicht. Der rote Kater schnaubte verächtlich. „Du weißt gar nicht, wie gern ich dich zerreißen würde, Distelblatt, doch im Moment bin ich nur hier, um dir eine Nachricht von Ahornstern zu überbringen." Distelblatt schnappte erstaunt nach Luft. „Ahornstern?" Doch Rotweide ging nicht auf Distelblatts geschockten Tonfall ein. Er sprach einfach weiter: „Sie hat eine Prophezeiung von einem ihrer ältesten Krieger erhalten. Und sie wird euch nicht gefallen.
Eine Kätzin mit der Vision des Todes wird in absoluter Finsternis ihre Macht erkennen. Der Stern des Verderbens wird mit dem Mond vereint sein und das helle Licht der Sterne für alle Zeiten auslöschen. Und eure geliebten Clans werden von Tod, Leid und Verderben in den Abgrund gestürzt."
Die Stimme des finsteren Kriegers hallte seltsam im Mondlicht. Rotweide wandte sich ab und stolzierte die Hügel hinauf, bis das üppige Gras im Nebel verschwand und sich statt Hügeln ein finsterer, Nebel umwallter Wald emporhob. Als der gescheckte Kater in den Wald hineintappte, drehte er sich ein letztes Mal um, und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein hämisches Grinsen ab. Distelblatt saß immer noch am Ufer des Teichs und starrte vor sich hin. Plötzlich zerriss eine Stimme die Nacht und eine hellgraue Kätzin mit dunkleren Flecken eilte an Distelblatts Seite. Die schwarze Kätzin hob den Blick und flüsterte: „Ruf Feuerstern und die anderen zusammen, Rauchfell. Es ist äußerst wichtig!" Rauchfell nickte knapp und verschwand in der Dunkelheit. Nur wenige Augenblicke später strömten Katzen mit Sternen im Fell auf den Teich zu. Es war laut; die Katzen redeten miteinander und warfen sich fragende Blicke zu. Doch alle verstummten, als drei Katzen in die Mitte der Runde traten und sich neben Distelblatt niederließen: eine blaugraue Kätzin, ein flammenfarbener Kater und Rauchfell. Ein schwarzer Kater erhob seine Stimme. „Feuerstern, Rauchfell, Blaustern, was hat das zu bedeuten?" Doch bevor einer der drei antworteten, traten drei weitere Katzen ans Ufer. Feuersterns Augen weiteten sich überrascht. Es waren eine schildpattfarbene Kätzin, eine braune Kätzin mit gelben Augen und ein hellroter Kater mit weißen Pfoten. Die braune Kätzin trat vor. „Ich bin Flatternder Vogel. Das sind Donner und Schildkrötenschwanz. Wir alle stammen aus der Zeit, zu der die Clans entstanden. Donner ist eher bekannt unter dem Namen Donnerstern. Er war der erste Anführer des DonnerClans. Schildkrötenschwanz war die erste Gefährtin von Grauer Flug. Er gab den Clans ihre Namen. Ich bin die kleine Schwester von Wolkenhimmel, dem WolkenClan Gründer, Grauer Flug und die Tante von Donner. Ich habe den Clans ihre Botschaften überbracht." Die Stimme von Flatternder Vogel war klar und deutlich. Dann trat sie auf Distelblatt zu und fuhr fort: „Wir haben erfahren, dass es eine neue Prophezeiung gibt. Eine die das Leben der Clans auslöschen kann. Los, Distelblatt, erzähl es ihnen." Distelblatt erhob sich und sprach:
„Eine Kätzin mit der Vision des Todes wird in absoluter Finsternis ihre Macht erkennen. Der Stern des Verderbens wird mit dem Mond vereint sein und das helle Licht der Sterne für alle Zeiten auslöschen. Und eure geliebten Clans werden von Tod, Leid und Verderben in den Abgrund gestürzt. Das waren die Worte von Rotweide, der mir heute begegnete. Er sagte, dass Ahornstern diese Worte von einem ihrer Krieger hat." Die Katzen in der Senke murmelten doch Donner brachte sie mit einem Schwanzschnippen zum Schweigen. Schildkrötenschwanz trat vor und strich mit der Pfote über die Wasseroberfläche. Eine silberweiße Tigerkätzin erschien. Sie lag ausgestreckt auf dem Boden und ein grauer Kater hockte neben ihr. Er murmelte ihr aufmunternd zu. Ein Krampf durchlief den Körper und der Kater beugte sich vor. Ein braun getigertes Bündel baumelte aus seinem Maul. Er schleckte es ab und legte es an den Bauch seiner Mutter. Die Kätzin schrie auf. Der Kater beugte sich ein weiteres mal vor und legte ein nachtschwarzes Bündel neben das Getigerte. Plötzlich schimmerte neben der kleinen schwarzen Kätzin die Gestalt einer weiß-orange gefleckten Kätzin. Sie war fast durchsichtig, doch Rauchfell erkannte sie offenbar sofort. „Ahornschatten", flüsterte sie. Das Geschehen verschwand. Flatternder Vogel trat vor. Doch bevor sie etwas sagen konnte, sprang ein braun gescheckter Kater auf die Pfoten und jaulte: „Dieses Junge wird unseren Untergang herbeiführen!" Die versammelten Katzen begannen zu jaulen und zu fauchen. Flatternder Vogel stieß ein markerschütterndes Heulen aus und die SternenClan-Krieger verstummten. „Es scheint hoffnungslos", miaute sie. „Doch es gibt immer einen Weg. Und den haben wir euch mitgebracht." Eine schneeweiße Kätzin mit schwarzen Pfoten und blauen Augen trat Donner. „Das ist Quellenstern.", erklärte dieser. „Sie ist eine sehr mächtige Katze, denn sie hat die Macht, Prophezeiungen zu verändern." Quellenstern nickte und trat vor. „Ich kann sie nicht mehr zurücknehmen, doch ich kann euch Hoffnung machen. Die neue Prophezeiung lautet so:
IN DEN FINSTERSTEN TEILEN DES WALDES WIRD EINE KÄTZIN IN DER DUNKELHEIT GEBOREN. MIT DER GABE ZU SEHEN, WAS ANDEREN BIS IN KURZER ZEIT VERBORGEN IST. STERN UND MOND WERDEN VEREINT SEIN UND DIE CLANS INS VERDERBEN STÜRZEN. NUR WENN DER MOND FRIEDEN FINDET, KANN DER STERN DES VERDERBENS VERNICHTET WERDEN UND DIE ARMEE DER FINSTERNIS DIE HINTER IHM STEHT."
Eine Kätzin mit goldbraunem Fell trat vor und Feuerstern nickte. „Goldblüte. Ich weiß was dein Anliegen ist. Und ich denke, dass es eine gute Idee ist, dass du den Anführern diese neue Prophezeiung überbringst." Keine Katze widersprach und Schildkrötenschwanz nickte. Dann löste sich Szene auf. Ein braun getigerter Kater trabte über das Moor, als Goldblüte vor ihm erschien. Der Kater zuckte zusammen, doch er blieb stehen. In Goldblütes Augen schimmerte Liebe, als sie zu ihm sprach. „Brombeerstern, ich bin gekommen um mit dir und den anderen Anführern über ein sehr wichtiges Thema zu sprechen. Sie schnippte mit dem Schwanz und die beiden Katzen fanden sich neben drei anderen Gestalten wieder. Brombeerstern neigte den Kopf. „Aschenstern, Eschenstern, Nebelstern." Die anderen Anführer neigten nie Köpfe ebenfalls. Goldblüte begann zu sprechen. „Was ich euch jetzt sage ist streng geheim und ihr dürft darüber nur mit euren Heilern und zweiten Anführern sprechen."
Als die vier nickten, fuhr die Kätzin fort:
Es gibt eine neue Prophezeiung!
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Mondfinsternis
FanfictionNach dem Sieg über den Wald der Finsternis ist Frieden am See eingekehrt. Doch in der Nacht wird die kleine Kätzin Mondjunges von schrecklichen Alpträumen geplagt, die sich später bewahrheiten. Eines nachts schafft sie es, eine Familie von Streuner...