Mondpfote träumte. Sie saß in einem modrigen und finsteren Wald. Kein Stern war zu sehen und die Schatten funkelten bedrohlich. Da knackte hinter ihr ein Zweig und die Schülerin drehte sich um. Eine schwarze Kätzin mit weißen Sprenkel trat aus dem Unterholz. In ihren schimmernden weißen Augen konnte Mondpfote ihr eigenes Spiegelbild erkennen. Eine schwarze Kätzin mit blau-silbernen Augen und silberner Vorderpfote. Die fremde Katze neigte dem Kopf. „Sei gegrüßt, Mondpfote. Mein Name ist Spiegelblüte. Warum ich diesen Namen trage hast du ja schon bemerkt." Die Augen von Spiegelstern blitzten. Mondpfote wich zurück. „Was willst du von mir und wo sind wir?", wimmerte sie. Dieser sternenlose Ort machte ihr Angst. Erneut senkte die Kätzin den Kopf. „Wir sind hier in den Jagdgebieten des SternenClans. Diesen Wald hier nennt man den Seelenwald. Hier kommen jene Katzen hin, die schon so lange vergessen sind, dass sie nur noch bläuliche Schleier sind. Er ist etwas entfernt von den verschiedenen Territorien der SternenClan-Katzen. Daher scheinen hier auch nie Sonne und Mond; die befinden sich über den noch Gestalt habenden Katzen." Die Schülerin setzte sich behutsam. Der Wald beunruhigte sie immer noch ein wenig, doch Spiegelblüte schien sehr nett zu sein. Spiegelblüte lächelte sie an. „Willst du, dass ich dich ein wenig herumführe? Ich könnte dir zeigen, wo sich die Seelenschleier oft herumtreiben." Mondpfote nickte erfreut. Die schwarze Kätzin mit den weißen Sprenkeln schnurrte. „Ich bin übrigens eine Kriegerin des DonnerClans. Sogar die Beste meiner Zeit. Vielleicht möchtest du ein paar Kampftricks lernen, um deine Mentorin Eiswolke zu beeindrucken?", fragte Spiegelblüte. Doch bevor die Schülerin antworten konnte, kam eine schneeweiße, fast durchsichtige Kätzin mit funkelnden Sternen im Fell aus dem Unterholz gestürzt und rammte Spiegelblüte die Krallen in die Schulter. Erschrocken wich Mondpfote zurück. Sie rief: „Spiegelblüte, ist alles in Ordnung?" Die schwarze Kätzin bäumte sich auf und die Angreiferin stürzte vor Mondpfote zu Boden. Sie sprang schnell wieder auf die Pfoten und starrte Spiegelblüte an. „Spiegelblüte? Blüte, Spiegelstern ist das dein Ernst?" Jetzt verstand Mondpfote gar nichts mehr, doch als ob die Neue ihre Gedanken gelesen hätte, erklärte sie: „Ihr Name ist Spiegelstern und sie ist eine abgrundtief böse Kätzin aus dem Wald der Finsternis. In dem wir uns übrigens befinden. Sie gehört außerdem zu Ahornsterns engsten Beratern. Ahornstern ist die Anführerin des finsteren Waldes. Und egal was Spiegelstern dir erzählt hat, sie hat gelogen." Spiegelstern kniff wütend die Augen zusammen. „Na schön, Dreckschweif. Du hast mich Mondpfote vorgestellt. Und jetzt hau ab! Oder ihr werdet es Beide bereuen!" Die weiße Kätzin; Dreckschweif (?!), sträubte das Fell und Mondpfote erkannte, dass sie es ihr gleichtun sollte. Dann rannte Dreckschweif los und Mondpfote schoss hinter ihr her. Mit einem wütendem Heulen sprang Spiegelstern hinter ihnen her. Dreckschweif wandte im Rennen ihren Kopf zur Seite, um blickte Mondpfote eindringlich an. „Schließe die Augen!" Als Mondpfote nichts tat, wurde ihre Stimme eindringlicher. „Tu was ich sage!" Mondpfote schloss die Augen und wurde plötzlich herumgewirbelt wie ein Blatt in einem Sturm. Dann schlug sie hart auf dem Boden auf und alles verdunkelte sich.
Mondpfote schlug die Augen auf und fand in einer weiten Hügellandschaft wieder. Am Ende der Landschaft reihten sich Bergketten dicht nebeneinander bis in die Wolken. Mondpfote stand am Ufer eines kleinen Teiches über den sich die Äste einer blühenden Weide streckten. Der Mond glitzerte geheimnisvoll auf dem klaren Wasser. Plötzlich ertönte eine sanfte Stimme hinter ihr. Die schneeweiße Kätzin saß hinter ihr und schnippte freundlich mit dem Schwanz. Dreckschweif!, dachte die Schülerin erleichtert. „Nein, ich heiße nicht Dreckschweif", miaute die weiße Kätzin belustigt. „Mein Name ist Seelenklang und ich bin wirklich eine Kätzin aus dem SternenClan." Mondpfote blickte verwirrt, fragte aber nichts. „Ich wurde von Blaustern ausgewählt, um dich vor den Katzen der Finsternis zu beschützen. Spiegelstern ist eine Kätzin, die ihr Handwerk versteht. Sie ist Meisterin im Täuschen. Den Wald den die Seelenwald genannt hat, ist der Wald der Finsternis. Aber den Seelenwald gibt es wirklich. Wenn du magst kann ich dir den echten zeigen", redete Seelenklang weiter. Mondpfote nickte. Die beiden Kätzinnen tappten über die Hügel bis sich plötzlich alles drehte und dann wieder zum Stillstand kam. Plötzlich befanden sie sich am Rand eines sonnigen Kiefernwaldes. Seelenklang trabte weiter und Mondpfote fühlte sich in der Sonne viel wohler. Eine rotrote Kätzin trat aus dem Gebüsch und blickte fragend. „Rostfell, wir kommen von den Hügeln der Heidenberge. Wir müssen in unser Territorium zurück. Das ist Wirbelpfote. Sie wurde in einem Kampf getötet, als ich noch lebte." Rostfell neigte den Kopf und verschwand. Mondpfote stach etwas in die Vorderpfote und sie hob sie und dem Dorn herauszuziehen, doch sie schreckte zurück. Ihre Pfote war rot. Sie blickte auf ihren restlichen Körper und stellte fest, dass Mondpfote weiß-rot geflecktes Fell mit weißen Pfoten hatte. Seelenklang miaute belustigt: „Ich habe deine Fellfarbe geändert, denn viele Katzen denken etwas über dich, was du jetzt noch nicht verstehen würdest. Hör mir zu, von heute an heißt du Wirbelpfote. Zumindest immer dann, wenn du hier im SternenClan bist." Mondpfote nickte und sie führten ihren Marsch fort. Sie erreichten einen Übergang von Kiefern zu Eichen und Buchen. Dort hielt sie eine gelbbraune Kätzin zurück. Und Seelenklang wiederholte die Worte, mit denen sie Rostfell überzeugt hatte: „Sandsturm, wir kommen von den Hügeln der Heidenberge. Wir müssen in unser Territorium zurück. Das ist Wirbelpfote. Sie wurde in einem Kampf getötet, als ich noch lebte." Und auch Sandsturm neigte den Kopf und ließ sie passieren. Schließlich erreichten die Katzen weiten Moorland. Mit wehendem Schweif sauste Seelenklang über das Moorgras, doch Mondpfote war schneller als sie. Seelenklang hielt erstaunt an. „Ich bin eine WindClan-Katze! Wir sind die schnellsten Katzen der Clans. Du bist eine reine DonnerClan-Katze! Wie kann es sein, dass du schneller als ich bist?" Mondpfote schüttelte ratlos den Kopf. Plötzlich begann sie sich aufzulösen und Seelenklang blickte sie panisch an. „Hör zu Mondpfote, wir haben keine Zeit mehr. Also pass gut auf und präge dir meine Worte gut ein:
Vertraue deinem Instinkt, respektiere deine Freunde, glaube an die Zukunft und
höre auf die Stimmen des Schicksals!"
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Mondfinsternis
FanfictionNach dem Sieg über den Wald der Finsternis ist Frieden am See eingekehrt. Doch in der Nacht wird die kleine Kätzin Mondjunges von schrecklichen Alpträumen geplagt, die sich später bewahrheiten. Eines nachts schafft sie es, eine Familie von Streuner...