​6. Kapitel Grüner und weißer HustenBearbeiten

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Mondjunges zerriss es das Herz, als sie Regens traurige Gesicht sah. „Sie ist gestorben, nicht war?", fragte sie vorsichtig. Regen nickte stumm und ließ sich auf den Waldboden sinken. Sanft strich Fee ihm mit der Schwanzspitze über die Ohren und murmelte etwas, was Mondjunges nicht verstand. Sinai senkte den Kopf, und Mondjunges hatte den Eindruck, dass auch Sinai eng mit Sanddorn verbunden gewesen sein musste. Kylie beantwortete ihre unausgesprochene Frage, als hätte sie ihre Gedanken gelesen: „Sinais Mutter Flechte ist in einem Kampf mit einem Fuchs am See gestorben. Und da Sinai zu der Zeit noch recht jung war, nahm Sanddorn sie bei sich auf, nachdem Regen und Plätscherbach zum FlussClan gingen." Mondjunges sah, dass Kylie etwas zögerlich reagierte. Sie vermutete, dass es der dunkelbraunen Kätzin nicht behagte, einem Clan-Jungen eine von Regens verwundbaren Stellen zu offenbaren. Ein Hustenanfall von Phi und Silber holte Mondjunges aus ihren Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Während Silber nur immer wieder kurz hustete, würgte Phi beim Husten einen grünlichen Schleim aus. Ein weiterer Hustenanfall schüttelte das kleine Junge und sie sackte zu Boden. Fee ließ auf der Stelle von Regen ab und wollte zu ihrer Tochter rennen. Silber würgte weißlichen Schleim aus ihrem Hals. Da sprang auch Sinai auf und stürzte auf Silber zu. Doch Mondjunges sprang ihnen, mit einem Blick auf das am Boden liegende und das weniger schlimm hustende Junge, in den Weg. Fee riss die Augen auf und rief: „Geh weg, Mondjunges! Ich muss zu Phi!" Aber die kleine Kätzin blieb stehen. Sie drehte sich zu Silber um. Ihre Glieder verkrampften sich beim Husten und ihr Atem ging stoßweise. Dann wandte Mondjunges sich Phi zu, von der ein röchelndes Stöhnen kam. Sie lag keuchend und würgend am Boden und hustete immer wieder zwischen krächzenden Atemzügen. Mondjunges wandte sich wieder Fee und Sinai zu. „Phi und Silber krank. Ich habe so etwas schon mal bei der Mutter meiner Baugefährtin Falterjunges gesehen. Unsere Heilerschülerin Wurzellicht hat gesagt, dass man diese Krankheit weißen Husten nennt. Allerdings war es bei Taubenflug nicht so schlimm, wie bei Phi. Sie hat keinen grünen Schleim ausgewürgt, sondern weißen, wie Silber, und hat auch nicht so schlimm und innig gehustet wie Phi. Trotzdem wollte Häherfeder sie im Heilerbau haben, weil da grüner und dann schwarzer Husten draus werden kann. Ich vermute, dass Silber weißen Husten hat. Das ist noch nicht so schlimm, bis sich der weiße in grünen Husten verwandelt. Aber bei Phi könnte das gefährlich werden, da sie vermutlich grünen Husten hat. Das ist tödlich. Bei Silber kann ich nicht genau sagen, wie bald der grüne Husten bei ihr einsetzt, aber Phis Husten sieht schon sehr fortgeschritten aus." Sinai riss die Augen auf und Fee stieß ein Heulen aus. Dann fragte sie Mondjunges: „Was hilft gegen weißen und grünen Husten?" Mondjunges schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich werde bald meine Ausbildung zur Kriegerin aufnehmen. Ich werde keine Heilerschülerin. Aber in unserem Lager kann man euch bestimmt weiterhelfen", antwortete sie. Plötzlich raschelte es verdächtig im Gebüsch und beißender Gestank stieg ihr in die Nase. Sie erkannte sie Witterung sofort. „Fuchs!", rief sie und Regen fuhr herum.

In Kylies blassen Augen schimmerte Beunruhigung. Fees Augen wanderten blitzschnell von Silber zu Phi und wieder zurück. „Was sollen wir tun?", fragte Regen, der sich beim Klang des Hustens auf die Pfoten erhoben hatte. Fee schubste Phi behutsam zu Kylie, die Pfeil vor Regens Pfoten ablegte. Wasser tappte zu stolpernd auf Sinai zu und Silber torkelte auf Fee zu. Mondjunges starrte die Katzen entsetzt an. „Halt! Stopp! Was tut ihr denn da?", rief sie. Fee blickte sie panisch an und erklärte: „Wenn wir irgendwo getrennt werden finden wir uns schnell wieder, weil eine Mutter auf den Geruch ihres Jungen geprägt ist. Also finde ich Kylie mit Phi und Wasser mit Sinai wieder. Dann fehlen nur noch Regen und Pfeil, weil ich ja Silber habe. Und Kylie kann Regen finden, weil der ja ihr Junges hat. Dann sind wir wieder komplett" Mondjunges schüttelte den Kopf. „Das meinte ich nicht", rief sie, „Ich meinte, wenn Kylie die kranke Phi nimmt, wird sie auf jeden Fall krank, auch wenn sich die Symptome meistens erst später zeigen. Pfeil kommt zu Regen. Da Regen der Vater von Phi ist, hat er sich wahrscheinlich auch schon angesteckt und infiziert dann Pfeil. Fee, wenn du nicht sowieso schon krank bist, dann bekommst du weißen Husten auf jeden Fall durch Silber. Und Wasser hat eine todkranke Schwester und vermutlich auch kranke Eltern. Damit würde er Sinai anstecken. Nein, so darf man das nicht machen, beim SternenClan. Ich bin noch ein Junges, und weiß als zukünftige Kriegerin schon mehr über Krankheiten als eine gesamte Streunerfamilie." Fee sträubte entrüstet das Fell, doch Mondjunges redete unbeirrt weiter: „Also, Sinai, du nimmst Silber, da du dich als ihre Mutter ziemlich wahrscheinlich schon angesteckt hast. Fee nimmt Phi, sie ist mit Sicherheit schon angesteckt. Regen nimmt Wasser, die Beiden sind wahrscheinlich schon mit grünem Husten infiziert. Kylie und Pfeil scheinen mir noch ganz gesund, daher bleiben die Beiden zusammen. Ich werde euch führen." Mondjunges wartete kurz, bis alle Katzen die Jungen auf ihre Rücken gesetzt hatten, dann stürmte sie, weg von dem Fuchsgeruch, in den Wald.

MondfinsternisWhere stories live. Discover now