Als Mondpfote die Augen aufschlug, war es draußen schon dämmrig. Sie hatte den ganzen Tag gejagt und durfte deshalb schon etwas früher schlafen gehen. Doch jetzt war es still im Lager, denn die Katzen hatten sich in ihre Baue zurückgezogen. Müde erhob sie sich auf die Pfoten und tappte aus dem Schülerbau. Eiswolke war auch nicht mehr zu sehen. Doch Brombeerstern gähnte am anderen Ende der Lichtung. Neben ihm stöhnte Eichhornschweif. Mondpfote tappte näher. „Was ist los?", fragte sie besorgt. Noch einmal stöhnte Eichhornschweif und krümmte sich. Brombeerstern wandte sich besorgt an Mondpfote. „Eichhornschweif geht es seit heute Mittag sehr schlecht. Ihr Bauch tut weh. Es ist zu spät um Krieger zu schicken, um unsere Heiler zu holen. Wurzellicht und Häherfeder sind seit gestern um Sonnenhoch weg, da Wurzellicht nicht schnell voran kommt. Sie sind zum Mondsee und ich wollte hier auf sie warten. Selber kann ich sie nicht holen. Ich kann Eichhornschweif nicht alleine lassen." Mondpfote tat Eichhornschweif sehr leid. „Ich werde zum WindClan rennen und Wirbelpfote holen. Er ist seit drei Monden Falkenflugs Schüler", sagte Mondpfote. Erstaunt blickte Brombeerstern auf. „Woher weißt du, dass Wirbelpfote im Lager ist?", fragte er. Mondpfote antwortete: „Häherfeder hat gestern Morgen gesagt, dass Wirbelpfote wahrscheinlich nicht zum Mondsee kommt, weil er sich die Pfote beim Klettern verstaucht hat. Er kann nicht schnell rennen. Außerdem hat der WindClan laut Häherfeder drei Katzen mit Husten und eine mit einer entzündeten Bisswunde von einem Kaninchen im Lager hat. Falkenflug kann nicht bei ihnen bleiben, weil Wirbelpfote erst einmal beim Mondsee war und den Weg nicht kennt. Deshalb geht Falkenflug." Brombeersterns Augen wurden düster. „Und was ist mit dem Angriff? Bei dem Schneesprung starb. Dein Vater." „Wir brauchen ihre Hilfe. Jetzt!", rief Mondpfote. In diesem Augenblick brach Eichhornschweif zusammen und blieb zuckend auf dem Boden liegen. Brombeerstern blickte Mondpfote entschlossen und leicht panisch an. „Geht und hol Wirbelpfote!", schrie er und Mondpfote sauste los. Sie wich den Bäumen aus und raste durch das Territorium ihres Clans. Da erreichte sie den Bach der zum WindClan führte. Ohne zu zögern sprang sie hinüber und blieb stehen. Von hier aus wusste sie nicht weiter. Es wurde mit jedem Schritt dunkler; die Nacht sollte bald hereinbrechen. Da erkannte sie Hasensprungs Geruch. Sie war im an der Grenze mit Eiswolke und Lilienherz begegnet. Sie preschte weiter. Da erblickte sie eine Senke und ein starker WindClan-Geruch stieg ihr in die Nase. Ein Ginsterwall schützte das Lager. Mondpfote lugte hinüber und erkannte Aschenstern, Hasensprung und Krähenfeder. Sie sauste den Hang hinab und kam rutschend vor Hasensprung zum Halt. Dieser bleckte die Zähne und Krähenfeder fauchte. Aschenstern ließ die Krallen ausfahren und trat vor ihre Krieger. „Wer bist du und was tust du hier, kleine DonnerClan-Katze?", knurrte sie drohend. Mondpfote wich zurück. „Ich bin in friedlicher Absicht gekommen, Aschenstern. Ich bin Mondpfote. Efeusees Tochter. Eine unserer Katzen ist schwer krank und unsere Heiler sind nicht da. Wir brauchen Wirbelpfote. Dringend!", erklärte sie. Krähenfeder stellte sich vor die Schülerin. „Welche Katze?" Mondpfote blickte ihm in die Augen. „Eichhornschweif", miaute sie. Krähenfeder trat zurück und wisperte Hasensprung und Aschenstern etwas ins Ohr. Dann nickte Ahornstern. Dankbar neigte Mondpfote den Kopf und sauste in den Bau, der stark nach Kräutern roch. Wirbelpfote blickte erstaunt auf, als Mondpfote in den Bau sprang. „Eichhornschweif ist sehr krank und unsere Heiler sind nicht da. Bitte Wirbelpfote, du musst dem DonnerClan helfen." Wirbelpfote nickte knapp und wollte tiefer in den Bau rennen, als Mondpfote rief: „Wir haben Kräuter bei uns. Wir müssen los!" Wirbelpfote nickte erneut und sprang aus dem Bau. Doch bevor er den Lagerausgang erreicht hatte, überholte Mondpfote ihn mit Leichtigkeit und sprang durch das Gebüsch. Hinter sich hörte sie Aschenstern zu Krähenfeder sagen: „Wie kann sie so schnell sein?" Die beiden Schüler erreichten den Fluss und rasten ins Territorium des DonnerClans. Da strauchelte Wirbelpfote, doch er fing sich wieder. Als die Katzen das Lager erreichten, warteten mehrere Katzen im Lager auf sie: Brombeerstern, Blattsee, Löwenglut und Beerennase. Ohne sie zu begrüßen stürmten sie in den Heilerbau, wo Eichhornschweif stöhnend im Nest von Wurzellicht lag. Wirbelpfote ließ seine Pfote über ihren Bauch fahren und blickte ihr in die trüben Augen. „Oh nein!", wisperte er. „Die Symptome sind sehr stark!" Dann legte er seinen Kopf an Eichhornschweifs Flanke und keuchte erneut. „Hol Brombeerstern!" Doch Brombeerstern kam bereits in den Bau. „Was ist mit ihr?" Wirbelpfote blickte ihn ernst an. „Irgendetwas blockiert ihre Luftröhre. Es ist nicht sehr groß, aber trotzdem kann die Luft nach einiger Zeit nicht mehr hindurch. Das heißt sie könnte ersticken. Sie ist zusammengebrochen, weil sie keine Luft mehr bekommen hat. Außerdem wird sie sehr bald Junge austragen. Das verursacht die Bauchkrämpfe: Es sind vermutlich drei und alle liegen falsch herum." Brombeerstern sackte neben seiner Gefährtin zusammen, doch im selben Moment leuchteten Wirbelpfotes Augen auf. Er packte ein Kraut vom Boden und legte es in Eichhornschweifs Maul. Dann massierte er ihre Kehle, bis sie es geschluckt hatte. Da würgte sie plötzlich und erbrach sich auf ihr Nest. In dem Moment warf sich Wirbelpfote auf sie und Eichhornschweif keuchte. Dann spuckte sie einen kleinen Samen aus. „Das war die Blockade!", rief Mondpfote. „Die Schafgarbe sollte Eichhornschweif aufwecken und zu sich bringen!" Der Heilerschüler des Wind-Clans nickte, doch auf einmal schrie Eichhornschweif auf. Wirbelpfote tastete ihren Bauch ab und schrie entsetzt: „Die Jungen kommen! Und zwar viel zu früh!"
Voller Panik beobachtete Mondpfote, wie Brombeerstern und Löwenglut Eichhornschweif in die Kinderstube brachten. Wirbelpfote war schon dort. Vorsichtig legte Löwenglut die rote Kätzin auf ein großes Stück Moos. Taubenflug und Rußherz hatten Amseljunges und Lichterjunges fest an sich gedrückt. Wirbelpfote rief Mondpfote zu sich. „Ich habe das erst einmal gemacht", erklärte er. „Bei Sonnenstrahl lag auch ein Junges falsch herum. Komm her, du musst deine Pfote hier drauf legen und massieren. Das regt die Jungen an, sich umzudrehen." Mondpfote tat wie ihr geheißen und plötzlich bewegte sich etwas unter dem roten Fell Eichhornschweifs. Wirbelpfote nickte freudig. Dann drückte er mit der Pfote sacht auf den Bauch der werdenden Mutter und seine Augen strahlten. „Geschafft! Löwenglut, hol einen dicken Stock für deine Tante!" Der Kater rannte los und kam mit einem massiven Stock im Maul zurück. Wirbelpfote gab ihn Eichhornschweif und diese biss kräftig darauf. Ein hellbraunes Junge glitt zwischen ihren Beinen hindurch. Wirbelpfote duckte sich und leckte es ab. Dann legte er es an den Bauch seiner Mutter. Ein zweites Junge kam; diesmal ein kleines, sandfarbenes. Mondjunges leckte es ab und legte es zu Eichhornschweif. Beim dritten Jungen splitterte der Stock zwischen ihren Zähnen und die Kätzin jaulte auf vor Schmerz. Das Junge war schwarz mit wasserblauen Augen und einem feuerroten Muster auf der Stirn, das einer Flamme glich. Auch seine Pfoten waren rot, es sah so aus, als würden sich viele kleine Flammen an seinen Pfoten hinauf züngeln. Ein viertes Junge kam, mittelbraun mit dunkleren Tupfen. Es sah seinem Vater sehr ähnlich. Löwenglut schleckte ihm einmal über den Körper und legte es an den Bauch seiner Ziehmutter. Mondpfote betrachtete die vier Jungen, die am Bauch ihrer Mutter saugten. Ein Sandfarbenes, ein Rotes, ein Schwarzes und ein dunkelbraun Getigertes. „Wie willst du sie nennen, Brombeerstern?", wisperte Eichhornschweif leise. Brombeerstern sah sie liebevoll an. „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne Wirbelpfote und Mondpfote die Entscheidung überlassen. Ihnen haben wir es zu verdanken, dass du vier gesunde Jungen hast." Eichhornschweif nickte sanft. Mondpfote tappte vor. „Ich nehme das Schwarze und das Sandfarbene", miaute sie. Auch Wirbelpfote trat vor. „Die Braune soll Nussjunges heißen. Und die Getupfte soll Tupfenjunges heißen." Mondpfote berührte das sandfarbene Junge mit der Schnauze am Kopf. „Diese Kätzin soll Dünenjunges heißen. Und die Schwarze soll Flammenjunges heißen", bestimmte sie. Eichhornschweif legte sacht den Kopf auf ihre Pfoten. „Flammenjunges, Dünenjunges, Tupfenjunges und Nussjunges. Unsere wunderbaren Jungen......." Ihre Stimme verklang.
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Mondfinsternis
FanfictionNach dem Sieg über den Wald der Finsternis ist Frieden am See eingekehrt. Doch in der Nacht wird die kleine Kätzin Mondjunges von schrecklichen Alpträumen geplagt, die sich später bewahrheiten. Eines nachts schafft sie es, eine Familie von Streuner...