Als Mondpfote die Augen aufschlug, fand sie sich in der Kinderstube wieder. Ihre Sicht war noch immer etwas trübe und ihre Pfoten waren taub. Sie blinzelte ein paar Mal, um die Schwere aus ihren Augenlidern zu bekommen. Dann blickte sie sich in der Kinderstube um. Neben sich entdeckte sie das besorgte Gesicht von Nussjunges. „Hab ich dir weh getan?", fragte die junge Kätzin besorgt. Lächelnd leckte Mondpfote ihr übers Ohr und schnurrte: „Nein, Kleines, dass warst nicht du. Meine Jungen haben sich nur bemerkbar gemacht." Behutsam erhob sie sich auf die Pfoten und tappte nach draußen. Dort hatten sich Saatkralle, Bernsteinmond, Löwenglut, Eiswolke, Waldpfote, Sternpfote, Friedenspfote und noch mehr Katzen versammelt und begrüßten sie erfreut. Efeusee sprang zu ihr und leckte ihr die Ohren. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht, meine Kleine!", rief sie und auch Sonnendorn tappte zu ihr. Schnurrend presste sie sich an ihn. „Es wird gar nicht mehr lange dauern, Sonnendorn", wisperte sie. „Bald kommen unsere Jungen zur Welt." Der weiße Kater nickte. Eiswolke drängte nach vorne und ihre Augen leuchteten. „Ich wusste gar nicht, dass du Junge erwartest. Herzlichen Glückwunsch!" Mondpfote neigte dankbar den Kopf. Da erblickte sie Waldpfote, der den Kopf hängen ließ. Sie tappte zu ihm und führte ihn aus dem Lager. „Was ist los?", fragte sie besorgt. Waldpfote sah sie traurig an. „Beim Rennen habe ich versagt! Ich habe in allem versagt, was Kirschzweig versucht hat, mir beizubringen. Das Einzige was ich kann ist SCHWIMMEN! Ich liebe das Wasser. Den See! Dort fühle ich mich einfach...... frei!" Sein Schwanz stellte sich auf und seine Augen leuchteten, als er vom See sprach. Verwirrt blickte Mondpfote ihn an. Was redet Waldpfote denn da! Er ist doch keine FlussClan-Katze! Hilflos schaute Waldpfote auf seine Pfoten und seine Schwanzspitze zuckte leicht. Als er wieder aufblickte waren seine Augen voll von Trauer. „Ich habe mich entschieden, Mondpfote", miaute er kummervoll. „Du kannst mich nicht davon abhalten!" „Wovon abhalten?" „Ich tauge dem DonnerClan nichts. Weder jagen noch kämpfen kann ich. Dafür schwimmen. Du weißt worauf ich hinaus will!" Erschrocken riss Mondpfote die Augen auf. „Das kann nicht dein Ernst sein!", jaulte sie. Waldpfotes braune Augen waren groß wie Monde. „Doch Mondpfote. Es ist mein Ernst. Ich werde mich dem FlussClan anschließen!" „Bitte geh nicht! Ich brauche dich doch!", jammerte die schwarze Kätzin. „Nein, tust du nicht. Du bist die geborene Kriegerin. Ich habe davon nichts! Brombeerstern, Efeusee, Nebelstern und der FlussClan wissen auch schon Bescheid. Sie kommen gleich und holen mich ab!", miaute Waldpfote. „Heute?", rief Mondpfote. Ihr Bruder nickte stumm. Voller Kummer presste sie ihre Nase an seine Schulter. Ein Jaulen ertönte aus dem Lager und Mondpfote erkannte Brombeersterns Stimme und sie wusste das es jetzt so weit war. Seite an Seite rannten die Geschwister zurück ins Lager, wo Silberflosse, Eichelbach, Nebelstern und Wellenpfote warteten. Efeusee vergrub ihre Schnauze im Fell ihres Sohnes, dann ließ sie ihn gehen. Er stellte sich neben Silberflosse, die ihn schnurrend begrüßte. Dann trabte die Patrouille aus dem Lager. Sonnendorn ging zu ihr und strich ihr mit der Schwanzspitze über die Schulter. Sie drückte sich an ihn, und fühlte sich dabei wie ein verlorenes Junge. Doch die Wärme von Sonnendorns Fell tröstete die Schwarze. Gemeinsam trotten sie zur Kinderstube, wo Dünenjunges und ihre Schwestern miteinander rauften. Voller Zuneigung für ihre kleinen Freundinnen schnurrte die schwarze Kätzin. Hinter den jaulenden Jungen redeten Taubenflug, Rußherz und Eichhornschweif lachend miteinander. Amseljunges und Lichterjunges schliefen friedlich aneinander gekuschelt zwischen den erwachsenen Kätzinnen. Was ist das wohl für ein Gefühl, Junge zu haben?fragte sich Mondpfote. Sie duckte sich unter den Brombeerranken hindurch, die den Bau schützten und prallte fast gegen ihre Mutter. Diese gab Sonnendorn ein Zeichen, Mondpfote und die silberweiße Tigerkätzin einen Moment alleine zu lassen. Efeusee führte ihre Tochter in eine schattige Ecke des Lagers und begann zu sprechen: „Mondpfote, mein Liebling, es gibt einen Grund, warum Waldpfote sich dem Wasser so nahe gefühlt hat, und sich beim Jagen im Wald so schwer getan hat. Der Grund dafür ist...." Ihre Stimme versagte. Dann blickte sie Mondpfote in die Augen und die Schwarze konnte darin unbändige Angst sehen. „Der Grund dafür ist, dass er nie im Wald geboren wurde, sondern im FlussClan." Voller Entsetzten starrte Mondpfote ihre Mutter an. „Sprich weiter", forderte sie die Silberne auf. Diese fuhr fort: „Seine Eltern sind Blütenfell und Höhlenflug. Doch diese gaben ihn weg, da er so krank war, als er zur Welt kam, dass der FlussClan ihn nicht mit ihren Kräutern hatte heilen können. Außerdem besaß Blütenfell keine Milch, und niemand wollte den kleinen kranken Waldpfote haben. Er war so schwach, dass seine Chancen, den nächsten Tag im FlussClan zu erleben, so klein waren, gaben sie ihn uns. Sie wollten nicht, dass er starb. Er sollte von uns geheilt und dann von mir aufgezogen werden." Mondpfote konnte es nicht glauben. „Warum von dir? Es gab doch noch Rußherz. Taubenflug war ja schon 'voll'." Ihre Stimme wurde leiser. Efeusee senkte den Kopf. „Es gibt auch einen Grund, warum du den Wind in deinem Fell so liebst, wieso du alle Schüler des Clans im Rennen geschlagen hast, warum nicht mal erwachsene Krieger des DonnerClans mit dir mithalten können. Ich habe Waldpfote aufgenommen, weil meine eigenen Jungen Glanzjunges und Schneejunges die Geburt nicht überlebt hatten. Ich hatte so viel Milch übrig. Es gab auch ein Junges aus dem WindClan, dessen Eltern es nicht nehmen konnten. Die beiden Katzen waren Windpelz und eine, damals noch neue, Kriegerin namens Farbenwirbel. Sie gaben ihr Junges weg, da sie nicht wollten, dass ihr Junges vom Clan nicht akzeptiert werden würde. Beide waren nämlich früher vom Wald der Finsternis verführt wurden. Doch jetzt sind sie wieder gut, doch der WindClan hat sie trotzdem noch nicht ganz akzeptiert. Deshalb gaben sie ihr Junges zum DonnerClan. Windpelz kenne ich von früher, deshalb er wollte, dass ich das Junge aufziehe." Sie blickte Mondjunges traurig an. „Dieses Junge warst du!"
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Mondfinsternis
FanfictionNach dem Sieg über den Wald der Finsternis ist Frieden am See eingekehrt. Doch in der Nacht wird die kleine Kätzin Mondjunges von schrecklichen Alpträumen geplagt, die sich später bewahrheiten. Eines nachts schafft sie es, eine Familie von Streuner...