5. Kapitel Regens Geschichte

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Regen riss erstaunt die Augen auf. „Du kommst von den Clans?", rief er panisch. Kylie verengte die Augen zu schlitzen und aus Sinais Kehle kam ein leises Knurren. Regens Panik verwandelte sich in Wut und er fletschte die Zähne. Erschrocken wich Mondjunges zurück. Da stürzte Fee vor. „Lass sie!", heulte sie. „Mondjunges ist noch ein Junges. Sie ist zu klein, um zu wissen, was damals passiert ist." Regens Gesicht wurde wieder sanfter und Sinai hörte auf zu knurren. Jetzt war Mondjunges verwirrt. „Was ist denn damals passiert?", fragte sie vorsichtig. Regens Schnauze schoss vor, doch unter Fees mahnendem Blick zog er sie rasch wieder zurück. Er seufzte und begann dann zu erzählen:

„Ich war noch vier Monde alt, als ich und meine Schwester uns den Clans anschlossen. Unsere Mutter wollte nicht, dass wir gehen, doch wir waren voller Tatendrang. Wir wollten etwas neues erleben. Deshalb sagten wir unserer Mutter Lebewohl und schlossen uns den Clans an. Meine Schwester hieß Platsch und im FlussClan hieß sie zuerst Plätscherpfote, dann Plätscherbach. Sie liebte das Leben in einem Clan. Vor allem im FlussClan. Doch ich fand, dass ich nicht für das Leben als Clankatze geeignet war. Als ich nach zwei Monden Schüler wurde, war ich Regenpfote und mein Mentor Schwarzkralle. Ich mochte ihn sehr, doch mir lag das schwimmen und fischen nicht. Ich mochte es eher im Wald und im dichten Unterholz. Eines Tages zogen die Clans fort. Plätscherbach, sie war schon Kriegerin, und ich zogen mit den anderen drei Clans in ein neues Territorium. Unsere Mutter und einige Streuner zogen mit uns. Aber von den Clankatzen wurden sie aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Die Streuner durften mit uns reisen, doch keiner wollte sie wirklich dabei haben. Sogar Plätscherbach verachtete die Streuner, unsere Mutter auch. Das zeigte mir, wie gemein die Clans zu Außenstehende waren. Als wir hier am See ankamen wurden die Streuner sofort aus den neuen Territorien herausgetrieben und mussten sich an ihren Rändern aufhalten. Dann ging ich mit Plätscherbach jagen. Eigentlich wollte ich mit ihr über ihr Verhalten auf der großen Reise zu den Streunern und vor allem zu unserer Mutter reden. Doch ich kam nie dazu. An der Grenze zum WindClan griffen und zwei Streuner an. Ich kannte sie von der großen Reise. Ihre Namen waren Pfütze und Distel. Sie hassten die Clans, weil wir sie sofort vom See vertrieben hatten, und nur an den Rändern der Territorien hatten leben lassen. Ich war erst zwei Monde lang Schüler und kannte deshalb noch nicht viele Kampfzüge. Plätscherbach hatte gegen sie beide keine Chance. Pfütze und Distel verschonten mich, weil ich so lieb zu ihnen auf der großen Reise war. Mich ließen sie mit nur einer kräftig blutenden Flanke zurück. Plätscherbach aber hatte alle Streuner so verachtet und gehasst, dass sie ihr keine Chance ließen sich zu verteidigen. Ohne Gnade stürzten sie sich auf sie und schmetterten sie nach ein paar Krallenhieben zu Boden. Aber sie wollten dass sie litt. Also packte Distel sie am Kopf und ließ ihn immer wieder zu Boden krachen. Pfütze fuhr ihr mit seinen Krallen immer wieder über den Rücken. Dann packte Distel Plätscherbach sanft an der Kehle und drehte sie ganz behutsam auf den Rücken. Ich und meine Schwester dachten, es wäre vorbei, weil sie plötzlich so lieb waren. Doch jetzt, wo Plätscherbach sich nicht mehr bewegen konnte stürzten sich Pfütze und Distel auf mich. Sie bissen und kratzten mir die Flanke auf bis sie mit ihrem Blut den Boden rot färbte. Aber meine Verletzung war nichts gegenüber Plätscherbachs Schmerzen. Ihr Kopf musste unheimlich weh getan haben und ihr ganzer Rücken war von Kratzern übersät. Auch sie blutete stark. Dann wandten sich die Streuner wieder ihr zu. Ganz vorsichtig begannen sie mit der Schwanzspitze über die Wunden zu streicheln und ihr Fell vom Blut sauber zu lecken. Alles geschah langsam und sanft. Ich wusste nicht was das sollte. Plötzlich wurden die sanften Pfoten Striche zu Kratzern mit Krallen. Plätscherbach wandte sich und versuchte aufzustehen. Sie schaffte es sogar auf die Pfoten doch plötzlich warf sich Distel mit voller Wucht auf sie und Plätscherbach heulte auf, wegen des Schmerzes der durch die Wucht des Aufpralls entstanden war. Distel rutschte mit ihrem Körper immer weiter hoch, bis ihre Flanke unter ihrer Kehle lag. Da grub Pfütze seine Zähne tief in ihren Bauch und Plätscherbach kreischte ganz fürchterlich. Der Kater riss ihr immer wieder den Bauch auf und zum Schluss zerfetzte Distel meiner Schwester die Kehle. Von ihr war nur noch ein leiser, gurgelnder Laut zu hören, dann zuckten ihre Pfoten nicht mehr. Distel und Pfütze erhoben sich. Ihre Pfoten und Schnauzen waren getränkt von Plätscherbachs Blut. Dann verschwanden sie auf dem Moor und hinterließen eine blutige Spur im Gras. Von Plätscherbach war nur noch ein blutgetränkter, zerrissener Körper übrig. Der Anblick war grauenvoll. Ich rannte durch das Territorium des FlussClans bis hin zum Pferdeort. Dort lebte meine Mutter Sanddorn. Als sie vom Tod meiner Schwester erfuhr, verlangte sie, dass ich sie zu ihrem Leichnam führen sollte. Beim Anblick von Plätscherbach zerriss es ihr das Herz. Sanddorn wollte weg ins Territorium des DonnerClans. Doch ich konnte nicht. Ich musste dem FlussClan erzählen was passiert war. Ich führte also Leopardenstern, Nebelfuß, Habichtfrost, Schwarzkralle und Tupfenflügel zu meiner Schwester. Weil ich an diesem Tag versucht hatte, Plätscherbach zu beschützen, wollte Leopardenstern mich zum Krieger machen. Doch ich lehnte ab. Nachdem was passiert war, wollte ich nicht mehr Teil irgendeines Clans sein. Ich hegte einen gewaltigen Groll gegen die Clans. Sie hatten meiner Schwester beigebracht, die Streuner zu verachten und sich nur mit Katzen der Clans abzugeben. Dadurch, dass sie zur Kriegerin gemacht wurde, hatten sie ihren Tod heraufbeschworen. Ich lief ins FlussClan Territorium und fragte dort einen alten Bekannten nach Sanddorn. Er sagte sie wollte zum Donnerweg. Als ich dort ankam, sah ich Sanddorn in der Mitte des Donnerwegs stehen. Ein Monster kam angerauscht. Sie erblickte mich und sah mich an. In ihren Augen spiegelte sich unendliche Trauer. Dann, kurz bevor sie das Monster erreichte, heulte sie mit erstickter Stimme:

„Mein Sohn! Vergib mir!"

MondfinsternisWhere stories live. Discover now