„Blattsee, du bist eine verantwortungsvolle und treue Kriegerin, und ich erwarte von dir, dass du alle deine Fähigkeiten an Waldpfote weitergibst." Brombeersterns Stimme hallte durch den Felsenkessel und Mondjunges warf einen stolzen Blick auf ihren Bruder. Vier Sonnenaufgänge waren vergangen, seit sie die Streuner ins Lager des DonnerClans gebracht hatte. Silber ging es schon wieder gut und auch Phis Gesundheit machte Fortschritte. Sie konnte normal atmen und auch schon wieder ein wenig laufen. Brombeerstern wandte sich ihr zu und sprach: „Bis zu ihrer Ernennung zur Kriegerin wird diese Schülerin Mondpfote heißen. Eiswolke, du bist eine junge, aber sehr starke und loyale Kriegerin und ich erwarte von dir, dass du auch aus Mondpfote eine so tapfere Kriegerin machst, wie du es bist." Mondpfote tappte über die Lichtung und berührte ihre Nase mit der von Eiswolke. „Ich mache aus dir die beste Kriegerin, die der DonnerClan je gesehen hat", murmelte diese glücklich und in ihren Augen schimmerte Stolz. Aufgeregt rannte Mondpfote auf Sternpfote zu, um auch ihm zu gratulieren, doch als ihr Blick auf Lichterjunges und Amseljunges fiel, trübte sich ihre Freude. Die beiden Kätzinnen hatten sich einen Schnupfen eingefangen, weshalb sie nicht an der Schülerzeremonie hatten teilnehmen können. Mondpfote tappte auf die Beiden zu, doch als Lichterjunges sie wütend anfauchte, machte sie kehrt und steuerte wieder auf Sternpfote zu. Als dieser sie erblickte sprang er freudig an ihre Seite und schnurrte: „Gratuliere, Mondpfote. Ich habe gehört, dass unsere Mentoren zusammen eine Erkundungstour durch unser Territorium machen wollen." Eiswolkes Ruf schallte über das Lager und Mondpfote erblickte neben ihr Spinnenbein; Sternpfotes Mentor. Seite an Seite mit ihrem neuen Baugefährten sauste sie auf die Beiden zu.
„Ich hätte nie gedacht, dass unser Territorium so groß ist", miaute Sternpfote, als sie wieder auf der Lichtung des Clans ankamen. „Nehmt euch etwas von Frischbeutehaufen, dann machen wir eine kleine Jagdlektion", rief Eiswolke ihrer Schülerin hinterher. Neben den Frischbeutehaufen erkannte Mondpfote ihren Bruder zusammen mit Friedenspfote. Der Mentor der Kätzin war Löwenglut. Mondpfote zerrte eine Wühlmaus auf einen sonnenbeschienenen Stein und winkte Sternpfote mit der Schwanzspitze zu sich. Gemeinsam machten sie sich über die Frischbeute her. Nach dem letzten Bissen verabschiedete sie sich von Sternpfote und trabte über die Lichtung zu ihrer Mentorin. Gemeinsam liefen sie tiefer in den Wald bis Eiswolke plötzlich anhielt. Sie gab Mondpfote ein Zeichen, dass sie sich hinter ein paar Brombeerbüschen zu verstecken.
„Halte ganz still", wies sie die junge Kätzin an. „Schaue, horche, rieche. Was kannst du erkennen?"
Mondpfote riss sich zusammen, ihre Schnurrhaare bebten vor Konzentration, und sie versuchte, alle Sinne gleichzeitig anzuspannen. Zunächst konnte sie nichts hören außer der Brise, die durch die Äste der Buche neben ihr streifte und ihrem eigenen Atem. Dann wehte ihr ein vertrauter Geruch in ihr Maul und sie spitzte die Ohren.
Amsel!
Mondpfote streckte hinter den Brombeerbüschen den Kopf heraus und entdeckte den Vogel, der zwischen den Wurzeln eines Baumes nach Samen pickte. Sie dachte daran, die Windrichtung zu prüfen, arbeitete sich außen um das Dickicht herum und verfiel in ein Jagdkauern, um sich aus der anderen Richtung heranzuschleichen. Verstohlen kroch sie vorwärts, den Blick fest auf die Beute gerichtet. Sie war sich bewusst, dass Eiswolke sie beobachtete, weshalb sie nur noch entschlossener war. Aber bevor Mondpfote in Sprungweite war, trat sie versehentlich auf ein totes Blatt. Es knisterte unter ihrer Pfote, und die Amsel flatterte auf einen niedrigen Ast.
„Mäusedreck!", zischte Mondpfote.
Sie trottete zu Eiswolke, die sich aus den Büschen schob.
„Gut", miaute ihre Mentorin. „Was hast du falsch gemacht?"
„Ich bin auf ein Blatt getreten."
„Und warum bist du auf ein Blatt getreten?"
„Ich habe nicht alles um mich herum wahrgenommen", gab Mondpfote zu."Ich war zu darauf fixiert, die Amsel zu fangen, dass ich nicht auf meine Pfoten geachtet habe."
Eiswolke nickte. „Gut, jetzt wirst du darauf achten, denn du bekommst eine zweite Chance."
Mondpfote streckte den Kopf vor und sah, dass sich die Amsel wieder zwischen den Wurzeln des Baumes niedergelassen hatte.
Mondpfote überprüfte erneut die Windrichtung, dann kroch sie langsam vorwärts; diesmal blickte sie zu Boden, und versuchte alles genau einzuschätzen, was zwischen ihr und der Amsel lag. Sie vermied einen herabgefallenen Zweig und nutzte ein kleines Farnbüschel als zusätzliche Deckung. Schließlich war sie nahe genug für den Sprung. Mondpfote spannte ihre Muskeln an, schoss in einem gewaltigen Satz vorwärts und grub die Krallen in den Vogel. Als der schlaffe Körper zwischen ihren Kiefern baumelte, trat Eiswolke mit stolz strahlenden Augen aus dem Dickicht. „Gut gemacht", schnurrte Eiswolke. „Die kannst du deiner Mutter bringen, wenn du möchtest" Mondpfote nickte und sauste zurück in Richtung Lager. Efeusee gab sich grade mit Rosenblatt die Zunge, als ihre Tochter durch den Lagereingang sprang. Mondpfote kam vor der silberweißen Tigerkätzin zum Stillstand und legte die Beute vor ihren Pfoten ab. „Die hab ich für dich gefangen", schnurrte die Schülerin stolz. Efeusees Augen leuchteten, als sie die Amsel aufhob und die neben Schneesprung ablegte. Da ertönte eine tiefe Stimme hinter Mondpfote: „Mondpfote, ich habe mit den Streunern geredet." Die Kätzin fuhr herum, und erblickte Brombeerstern. Er sprach weiter. „Kylie, Regen, Sinai und Fee haben die Patrouillen begleitet und immer reichlich Beute mitgebracht. Außerdem haben sie geholfen, einen Fuchs zu verjagen. Daher habe ich beschlossen, sie in den Clan einzuladen. Außerdem scheint Fee dich für eine SternenClan-Katze zu halten; sie spricht die ganze Zeit davon, wie mutig du warst, als du Regen verteidigt hast." Mondjunges musste sich beherrschen, um nicht einen Luftsprung zu vollführen. „Die Streuner haben die Einladung angenommen, daher wird die Zeremonie heute nach Sonnenhoch abgehalten werden", erklärte Brombeerstern. Mondpfote rannte über die Lichtung auf Friedenspfote zu, die gerade mit Löwenglut, Blattsee und Waldpfote durch den Dornentunnel tappte. Die schwarze Schülerin wollte die Patrouille gerade mit den Neuigkeiten konfrontieren, als die Stimme des Anführers über die Lichtung hallte.
Nach und nach kamen die Krieger und Schüler aus ihren Bauen und auch die Streuner ließen sich zwischen den Katzen nieder. „Ich habe euch gerufen, um neue Clan-Mitglieder zu ernennen. Ich weiß, das kommt jetzt etwas plötzlich, aber ich habe mich mit meinen Kriegern beraten und wir sind einer Meinung, die Streuner im DonnerClan aufzunehmen." Mondjunges spitzte die Ohren, doch es erklang kein Protestgeheul. Brombeerstern winkte die Streuner zu sich. „Ich, Brombeerstern, Anführer des DonnerClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Katzen herab zu sehen. Sie haben sich entschieden, ihr einsames Dasein aufzugeben, um dem Donnerclan zu dienen, der SternenClan möge sie als Krieger und Schüler willkommen heißen." Als er diese Worte gesprochen hatte, teilte sich die Menge und Mondpfote sah Phi, die sich, von Aschenpfote gestützt, nach Vorne schleppte. Brombeersterns Stimme klang entschlossen. „Versprecht ihr, dass Gesetz der Krieger zu achten, euren neuen Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst wenn es euer Leben kostet?"
Die Streuner nickten. „Dann gebe ich euch eure Clannamen.
Regen, von heute an heißt du Regenblatt.
Fee, von heute an heißt du Nebeltraum.
Kylie, von heute an heißt du Schleiertanz.
Sinai von heute an heißt du Rauchblüte.
Ihr werdet geehrt, dass ihr euer Leben aufgegeben habt, und jetzt zu Kriegern geworden seid."
Brombeerstern wandte sich den Jungen zu.
„Ihr werdet heute nicht zu Kriegern, sondern zu Schülern.
Silber, von heute an heißt du Silberpfote. Dein Mentor wird Hummelstreif.
Pfeil, von heute an heißt du Pfeilpfote. Deine Mentorin wird Bernsteinmond.
Wasser, von heute an heißt du Seepfote. Dein Mentor wird Schneesprung.
Phi, von heute an heißt du Nachtpfote. Deine Mentorin wird Ampferschweif.
Wir heißen euch im DonnerClan willkommen."
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Mondfinsternis
FanfictionNach dem Sieg über den Wald der Finsternis ist Frieden am See eingekehrt. Doch in der Nacht wird die kleine Kätzin Mondjunges von schrecklichen Alpträumen geplagt, die sich später bewahrheiten. Eines nachts schafft sie es, eine Familie von Streuner...