Wahrheit

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Nachdem wir wieder im Haus angekommen waren, verwandelten wir uns wieder. ,,Versprich mir, dass du das erst einmal niemanden sagst!", sagte ich zu Gage. ,,Aber das kann ich nicht! Ich bin der Beta des Rudels. Wenn ich es nicht Moon sage, würde ich sie belügen und das kann ich nicht!", ,,Wenn du ihr nichts davon erzählst, belügst du sie ja nicht, du verschweigst ihr nur etwas. Das ist etwas anderes, als würdest du sie belügen. Außerdem will ich nur, dass du es niemanden erzählst, bis ich es geklärt habe, spätestens morgen Abend kannst du es gerne jedem erzählen," redete ich auf ihn ein, in der Hoffnung, er würde es verstehen. Ich hörte nur ein Seufzen seinerseits. ,,Danke Gage! Du hast was gut bei mir," sagte ich schnell und ging wieder in das Zimmer von Ben. Das Bild, welches mir dort bot, war einfach nur göttlich. Sam lag auf dem Rücken, alle vier Pfoten von sich gestreckt und die Zunge leicht raushängend. Ben lag zusammengerollt auf ihrer Brust. Ich schüttelte einfach nur meinen Kopf und verwandelte mich wieder um mich zu den beiden zu legen.

Als wir am nächsten Tag in der Schule waren konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren. Ich hatte die Nacht nicht mehr gut geschlafen und war demnach total müde. Ben neben mir musste mich öfters anstupsen, damit ich nicht einschlief. Ein paar Lehrer bekamen es auch mit, doch sagten nichts, warum auch immer. Sie spüren, dass du immer mehr zu Alpha wirst, außerdem ist deine Aktion von gestern nicht unbemerkt geblieben. Soll mir recht sein. Antwortete ich Seeschweif und gähnte herzlich.

In der Hofpause wollte ich Mark suchen gehen und war schon auf den Weg aus dem Klassenzimmer raus, da hörte ich eine Stimme hinter mir. ,,Könnte ich kurz mit dir sprechen Phil?", kam es von Mark. Sam und Ben, die vor mir liefen, blieben ruckartig stehen und sahen mich fragend an. Ich nickte ihnen zu, dass sie schon einmal vorgehen sollten, was sie auch taten, nur wusste ich auch, dass sie vor der Tür stehen bleiben würden. Ich drehte mich zu Mark um und erkannte, dass kein anderer mehr als wir beide in dem Raum waren. Ich sah Mark auffordernd an und er begann zu reden: ,,Danke," sagte er nur. ,,Danke, wofür?", fragte ich. ,,Danke dafür, dass du und der Wolf uns gestern nicht vertrieben habt. Ich habe euch gehört.", ,,Der Wolf war unser Beta. Mir stellt sich nur die Frage, warum ihr da wart.", ,,Die anderen beiden Wölfe waren meine Eltern gestern. Wir wurden von unserem Rudel ausgestoßen und konnten nirgendwo anders hin. Ich wusste nicht, dass dieser Ort noch zu eurem Territorium gehörte," erklärte er. ,,Ich weiß nicht, ob ich dir das glauben kann," sagte ich wahrheitsgetreu. ,,Das verstehe ich, doch lass uns bitte diesen Ort, wir haben sonst nichts," flehte Mark. Ich sah in seine Augen und erkannte, dass er alles so meinte, wie er es gesagt hatte. Es war bestimmt nicht einfach für ihn, mich darum zu bitten, denn er war nicht der Typ darür so viele Gefühle zu zeigen. Er ist kein Alpha, daher ist es nicht ganz so schwer. Er hat die letzten Tage nur so reagiert, da du anscheinend einen wunden Punkt getroffen haben musstest, wegen Sam. Aber was ist mit den Jahren davor gewesen, das konnte er es unmöglich gewusst haben, zudem ist Sam neu bei uns. Jugendlicher Leichtsinn? Er wollte wahrscheinlich von seinen Problemen ablenken, indem er sich andere Leute gesucht hat, die nicht ganz so normal waren wie er und da du numal kein Wolf, sondern ein Luchs bist, bist du anders. Und was sollen wir jetzt mit ihm machen? Ich weiß es nicht, du bist der Alpha, dann handel aucch wie einer.

Seeschweif hatte Recht, doch wie würde ein Alpha in dieser Situation handeln? ,,Komm zu uns," sagte ich ohne darüber groß nachzudenken. Mark sah mich groß an. ,,Ich meine, wenn du gerne draußen weiterhin schlafen willst und mit dem Risiko, dass jemand aus unserem Rudel euch vertreibt, dann kannst du auch gerne dort bleiben, doch du kannst auch zu uns kommen," erklärte ich. Mark schien über mein Angebot nachzudenken, doch schließlich nickte er. ,,Wir werden mit zu euch kommen!", sagte er zögerlich. Ich nickte ihm zu. ,,Dann sag irgendwie deinen Eltern Bescheid, nach der Schule gehen wir los." Mark sah mich dankbar und nicht mehr ganz so zögerlich an. Ich streckte ihn meine Hand entgegen, welche er dankend annahm.

Der weiße Luchs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt