Plan B

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Die berüchtigten ,,Story-Hunters" saßen alle verwandelt vor dem Haus und ich lief geradewegs auf sie zu und stellte mich vor ihnen hin, Sam leicht hinter mir. Ihr war es immer noch nicht geheuer vor ihnen zu stehen. Mark und seine Eltern schritten vorsichtig hinter einem Busch hervor und stellten sich zögernd zu mir. Mein Vater sah verwirrt aus, doch meine Mutter saß ruhig da. Da die Augen meiner Mutter einen leichten roten Schimmer hatten, wusste ich, dass Kampfstern momentan die Kontrolle hatte, wahrscheinlich um die Neulinge nicht zu überrumpeln. ,,Was ist hier los Phillip?", fragte mich Kampfstern. Ich senkte kurz meinen Kopf vor ihn. ,,Das sind Mark und seine Eltern. Ich bitte euch, sie in eurem Rudel aufzunehmen. Sie leben im Wald, alleine, da ihr Rudel sie verjagt hat. Sie brauchen ein Dach über den Kopf und etwas vernünftiges zu Essen. Auch wenn sie Gestaltenwandler sind, können sie nicht auf ewig in den Territorien der Rudel umherstreuen und dort übernachten, in der Hoffnung, dass sie nicht gefunden werden," erklärte ich. Als ich den letzten Satz sagte schielte ich kurz zu Gage und er schien zu verstehen, dass es die Wölfe von gestern Nacht waren. ,,Woher kann ich sicher sein, dass sie dem Rudel treu sind?", fragte plötzlich Kampfstern. Diese Frage überrumpelte mich ein wenig, doch ich fand schnell meine Sprache wieder. ,,Würdet ihr sie aufnehmen, würden sie in eurer Schuld stehen, ich glaube nicht, dass sie euch dann verraten würden. Ich bin mir sicher, dass sie ehrbare Menschen und Wölfe sind, auch wenn sie mal Fehler gemacht haben,,, sprach ich. Bei dem Wort Fehler zuckte Mark zusammen und Kampfstern schnippte mit dem Ohr. ,,Fehler?", fragte er. ,,Das ist Mark," sagte ich und drehte meinen Kopf zu ihn. ,,Aber ich bin mir sicher, er hat sich gebessert!" Ich versuchte selbstbewusst rüber zu kommen um Kampfstern und Moon zu überzeugen. Kampfstern wurde ruhig und ich wusste, dass er sich mit meiner Mutter absprach.

Ich sah zu den drei Wölfen hinter mir. Marks Eltern standen nah beieinander und sahen ängstlich zu dem Rudel vor ihnen. Mark trat zu mir und nickte dankbar. ,,Alles wird gut," flüsterte ich ihm zu, in der Hoffnung, dass es stimmte. Ich sah wieder nach vorne, nachdem sich Kampfstern geräuspert hatte. Gespannt sah ich zu ihn. ,,Wir werden euch beide aufnehmen," sagte er und nickte zu Marks Eltern. ,,Doch bei dir tut es uns leid Mark, doch wir können dich nicht aufnehmen. Du darfst die Nacht bei uns verbringen, doch morgen früh bitten wir dich zu gehen." Ich sah leicht geschockt zu meinen Eltern und dann langsam zu Mark, der seinen Eltern gut zusprach, das Angebot anzunehmen. Dann eben Plan B. Marks Eltern traten zögernd nach vorn. ,,Wir werden dein Angebot annehmen," sagte Marks Vater. ,,Das freut uns. Etwas wollten wir euch noch zeigen," sagte Kampfstern und schloss die Augen. Nachdem er sie wieder geöffnet hatte, leuchteten sie ihn einem hellen Grün. Marks Eltern zuckten kurz zurück, doch fingen ich schnell wieder. ,,Ich bin der weiße Wolf und ich beschütze mein Rudel, so nun auch euch," sagte meine Mutter und ging zu den beiden Wölfen, um ihnen ihre Schnauze auf die Köpfe zu legen. ,,Danke..." murmelte Marks Mutter und Moon nickte aufmunternd.

,,Lass uns rein gehen," sagte Moon und verwandelte sich. Sie schloss kurz ihre Augen und sagte den drei Wölfen, sie sollen sich auch verwandeln. Ich verwandelte mich auch, genau wie der Rest. Nach kurzem zögern verwandelten sich die drei auch und sahen verwundert an sich herunter, was uns anderen ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte.

Marks Eltern waren den ganzen Abend sehr zurückhaltend und Mark hielt sich immer an mich. Nach einer Weile war es nervig, doch ich hatte auch Mitleid mit ihm. Genau aus diesem Grund stand mein Plan auf fest: wir würden zum Firelake- Rudel nach Kalifornien gehen. Immer wenn Sam, Ben oder Mark alleine irgendwo in einem Raum waren flüsterte ich ihnen zu, dass sie viel essen sollten. Ben befolgte meinen Rat ohne zu zögern, von Sam bekam ich nur seltsame Blicke ab und Mark schien zu zögern. ,,Vertrau mir!", hatte ich ihm gesagt. Nach kurzem Zögern hatte er mir leise zu verstehen gegeben, dass er verstanden hatte.

Sam kochte mit Alice zusammen in der Küche Nudeln mit Pesto. Als ich einmal bei ihnen vorbei sah, sah ich, wie Alice heimlich noch mehr Nudeln in den Topf schüttete. Schmunzelnd nickte ich dankbar zu ihr, allerdings so, dass es Alice nicht mitbekam, da sie gerade das Pesto anrührte. Als sie sich plötzlich zu mir umdrehte erschrak sie. ,,Phil," schimpfte sie. ,,Wenn du hier nur rumstehen willst um mich zu erschrecken, dann kannst du dich auch nützlich machen. Geh raus in den Garten und hol ein wenig Basilikum. Das was ich hier habe reicht nicht." Sie drückte mir eine Schüssel in die Hand und ich ging gefolgt von Mark nach draußen. Im Garten kniete ich mich auf den Boden und fing an die Basilikumblätter von den Stangen zu befreien und sie in meine Schüssel zu legen. Irgendwann fing Mark an mir zu helfen. ,,Du... warum genau sollen wir mehr essen? Bei mir ist es irgendwie klar, aber warum bei euch?", fragte er zögernd. ,,Ich lasse dich nicht alleine da draußen," sagte ich schlicht. Mark sah mich groß an. ,,Warum tust du das für mich?" Diese Frage überraschte mich ein wenig, denn ich wusste selbst keine Antwort darauf. Ich schwieg einfach und Mark fragte zum Glück nicht weiter nach.

Nachdem wir genug Basilikum geerntet hatten, gingen wir wieder ins Haus und gaben Alice die volle Schüssel. Dankend verschwand sie wieder in der Küche und wenig später saßen wir alle am Essenstisch und verschlangen unsere Portionen. Ben, Sam, Mark und ich hatten extra große, was etwas kritisch beäugt wurde, von meinen und Bens Eltern.

Nachdem wir alle aufgegessen hatten räumten wir noch den Tisch ab und gingen dann nach oben, in Bens Zimmer. Ich wollte früh raus morgen und sagte deshalb, dass wir jetzt schon schlafen sollten. Die anderen wussten nicht wirklich von meinem Plan, weswegen sie mich nur seltsam ansahen. Mir war es egal und ich verwandelte mich. Provokativ gähnend legte ich mich auf die Decke vor Bens Bett und schloss die Augen. Ich hörte, dass sich noch jemand verwandelte und spürte wenig später weiche Federn zwischen meinen Schulterblättern. Kurz darauf verwandelte sich anscheinend auch Sam, denn sie legte sich zu mir. Ich öffnete kurz meine Augen und schielte zu Mark. Er stand unschlüssig in der Tür und sah zu uns runter. Ich hob, unter Protesten von Ben, meinen Kopf und deutete mit dem Kopf auf den Platz neben Sam. Zögernd verwandelte der Angesprochene und legte sich mit leichtem Sicherheitsabstand neben Sam. Zufrieden legte ich meinen Kopf wieder auf meine Pfoten und schleif ein.

Der weiße Luchs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt