Alte Bekannte

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, musste ich feststellen, dass es eigentlich nicht mehr morgens war. Es war kurz vor ein Uhr nachmittags. Müde rieb ich mir meine Augen und sah mich in dem Zimmer um. Immerhin bin ich noch in meinem Zimmer gelandet. Was musstet ihr gestern auch noch so lange wach bleiben? Du meintest wohl eher heute. Meeresstern schnaubte nur belustigt und ich schwang mich aus dem Bett. Ich brachte nicht lange zum Umziehen und ging in die Küche. ,,Morgen," murmelte ich. Ein verschlafener Deus stand mir gegenüber und murmelte auch irgendwas, was sich als ,,Morgen" entziffern ließ. Der einzige, der einigermaßen wach war, war Ben, der jetzt zu mir ging, mir einen Kaffee in die Hand drückte und mir einen Kuss auf die Wange gab. ,,Wie kannst du so fit sein?", fragte ich verschlafen und trank einen Schluck aus der Tasse. Ben zuckte nur mit den Schultern und ging zurück zur Kaffeemaschine um Deus ebenfalls einen Kaffee zu machen.

Es dauerte noch eine Weile, bis auch die anderen unten angekommen waren. Überraschender Weise war Balu ebenfalls einigermaßen ausgeschlafen und deckte jetzt mit Ben zusammen den Tisch. Ich saß auf meinen Stuhl und musste aufpassen, dass ich nicht wieder einschlief. Als ich zu Deus und Sam sah, musste ich feststellen, dass es ihnen nicht anders ging. Grinsend trank ich die Tasse Kaffee in einem Zug aus und schüttelte mich erst einmal. Der Kaffee war doch stärker als gedacht. ,,Jetzt bin ich wach," sagte ich, mich immer noch schüttelnd und rieb mir die Augen. ,,Na das freut uns doch," kam nur von Ben, der sich neben mich setzte und anfing für uns alle die Brötchen aufzuschneiden.

Nach und nach wurden auch die anderen richtig wach und wir konnten uns wieder normal unterhalten. Später, als wir alle fertig waren und den Tisch aufgeräumt hatten, ging ich in mein vorläufiges Büro und durchsuchte die Post. Es war nicht viel. Ein paar Rechnungen waren dabei, ein paar Briefe und einer, bei dem ich genervt aufstöhnte. Er war von der Verwaltung. Ich öffnete ihn und las ihn mir durch. Als ich fertig war, legte ich ihn wieder in den Umschlag und legte ihn in einen Rucksack. Genervt stand ich auf und ging ins Wohnzimmer. ,,Deus, wir müssen zur Verwaltung!", ordnete ich an. ,,Die haben nicht schonwieder einen Brief geschickt?", kam nur ungläubig von ihm. Ich nickte nur und er stöhnte ebenfalls genervt auf. ,,Leilany, ich würde gerne, dass du auch mitkommst," sagte ich noch und ging mir meine Schuhe anzuziehen. Deus folgte mir genervt und Leilany verwirrt.

,,Was ist denn los?", fragte sie, als wir durch den Wald liefen. ,,Die Verwaltung versteht nicht, wie eine Katze ein Beta sein kann, wenn der Alpha ein Luchs ist. Die tun sich da etwas schwer," erklärte ich. Leilany sah mich nur belustigt an. ,,Dann werden wir denen mal beibringen, dass auch eine Katze ein Beta sein kann!", sagte sie enthusiastisch. Überrascht sah ich sie an. Seit wann so selbstbewusst?

Wir brachten nicht lange, bis wir bei der Verwaltung waren. Sie war Mitten in der Stadt, in einem schicken Fachwerkhaus. Als wir dort angekommen sind, begrüßte uns eine freundliche Dame an der Rezeption. Wir erklärten kurz unser Anliegen und wurden weitergeleitet. Wir gingen die schmale Treppe rauf und standen vor einer großen Eichentür. Zögerlich klopfte ich an. ,,Herein!", wurde von drinnen gerufen. Ich öffnete die Tür und betrat den abgedunkelten Raum. Hinter einem Schreibtisch saß ein ziemlich junger Mann. ,,Guten Tag," sagte ich nachdem alle im Raum waren. ,,Ich bin Phil, der Alpha des neuen Rudels hier," stellte ich mich vor. ,,Ah, die Reisenden. Setzt euch, was habt ihr denn?", begrüßte er uns. Ich ging zum Schreibtisch und setzte mich auf einen der Stühle. Deus setzte sich rechts neben mich und Leilany links. ,,Also... ich wollte die Sache mit dem Beta jetzt mal persönlich klären. Das hier ist Deus und Mein Beta. Ja er ist eine Katze!", sagte ich gerade heraus. Der Mann sah uns überrascht an. ,,Ach ja... die Sache mit dem Beta. Nun, sie sind wirklich eine Katze?", fragte er an Deus gewannt. ,,Natürlich!", sagte er etwas beleidigt. ,,Und sie sind wirklich der Beta der Reisenden? Wie kommt es dazu?", fragte er jetzt neugierig. ,,Ich bin der Beta. Wenn sie nach einem Grund fragen wollen, fragen sie Phil," sagte Deus mit fester Stimme. Der Mann sah jetzt mich fragend an. ,,Ich habe ihn kennen gelernt und über die kurze Zeit, haben seine Handlungen mich überzeugt und bis jetzt hat er mich nicht enttäuscht. Im Gegenteil, er hat mir öfters schon bewiesen, dass er der Richtige ist!", sagte ich lobend. ,,Wie lange haben sie ihn denn gekannt?", fragte der Mann und lehnte sich ein Stück vor. ,,Einen Tag," sagte ich und der Mann sah mich skeptisch an. ,,In diesem einen Tag, hat er sich entschlossen einem völlig fremden Alpha ohne zu zögern zu folgen," erklärte ich weiter. Der Mann zog jetzt eine Augenbraue hoch und sah jetzt skeptisch zu Deus.

,,Nun... wenn es so ist, kann ich daran nichts ändern," sagte der Mann nur noch und schrieb sich irgendetwas auf. ,,Dann werde ich es vermerken und wünsche ihnen noch einen schönen Tag," sagte er und sah uns auffordernd an. ,,Auf Wiedersehen!", sagte ich noch und verließ den Raum. Deus und Leilany folgten mir und wir liefen die schmale Treppe wieder runter.

Auf dem Weg nach unten hörte ich eine verzweifelte Stimme von unten. ,,Bitte, sie müssen mir helfen! Ich brachte nur eine Auskunft, ob sich hier in letzter Zeit ein neues Rudel niedergelassen hat! Ich suche ein paar Leute," bat eine vertraute Stimme verzweifelt. ,,Tut mir leid, aber ich darf ihnen keine solcher Infos geben," meinte die Frau, die und vorhin empfangen hat. Langsam lief ich die letzten Stufen nach unten und trat zögernd um die Ecke. Bei der Rezeption stand Gage und sah die Frau verzweifelt an. Als ich ihn genau betrachtete, erkannte ich, dass er ziemlich runtergekommen aussah. Er hatte tiefe Augenringe und seine Haare waren ziemlich durcheinander. ,,Gage," sagte ich leise und trat einen Schritt zu ihm. Gage sah mich groß an und kam auf mich zugestürmt. ,,Phil!", sagte er glücklich und zog mich in eine feste Umarmung. ,,Gage, was ist hier los?", fragte ich, erwiderte die Umarmung jedoch. Zögernd löste der Beta des Moonshine- Rudels von mir und sah mich erleichtert an. ,,Zum Glück geht es dir gut! Wo ist Ben?", fragte er mir Tränen in den Augen. ,,Ich glaube, das sollten wir nicht hier klären," sagte ich mit einem Seitenblick auf die Frau hinter der Rezeption. ,,Natürlich!", kam schnell von Gage. Ich drehte mich noch einmal zu Deus und Leilany um, die mich verwirrt ansahen. ,,Erkläre ich später!", murmelte ich und drehte mich wieder zu Gage um, der mich erwartungsvoll ansah. ,,Na dann, komm mit," sagte ich freundlich und nickte zur Tür.

Der weiße Luchs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt