Als ich das nächste Mal aufwachte, sah ich verwirrt um mich. Warum bin ich verwandelt und wo sind wir überhaupt? ,,Ich weiß es nicht." Erschrocken drehte ich mich um und sah einen weißen Luchs vor mir. ,,Seeschweif?", fragte ich verwirrt. Der Luchs nickte und sah mich ebenfalls verwirrt an. ,,Wo sind wir? Warum sind wir getrennt?", fragte ich in die Luft und hatte nicht mit einer Antwort gerechnet, doch von weitem hörte ich eine Stimme flüstern. Hallo Phil! Hallo Seeschweif! Kommt doch zu uns. Erneuert erschrocken drehte ich mich um und sah in der Ferne braune, schwarze und weiße Punkte sitzen. Keine Angst, ihr könnt nicht runterfallen. Ich sah nach unten, um zu verstehen, was die Stimme meinte und erkannt erst jetzt, dass wir auf Wolken standen. Vorsichtig machte ich einen Schritt nach vorne und erkannte, dass die Stimme recht hatte. Mit einem kurzen Seitenblick zu Seeschweif ging ich auf die Punkte zu. Je näher ich kam, desto mehr konnte ich die Konturen erkennen, bis ich schließlich vor einer Gruppe aus verschiedenen Tieren stand. Unter ihnen waren vier Habichte und drei Wölfe, sowie zwei Luchse. Zögerlich trat ich näher. ,,Hallo ihr beiden," sagte eine Wölfin. Sie hatte sehr hellbraunes Fell und trat nun einen Schritt nach vorne. ,,Ich bin Melanie, eure Großmutter, Moons Mutter," sagte sie. Verwirrt sah ich zu ihr. ,,Du... du bist doch tot," stellte ich leicht ängstlich fest. ,,Das stimmt, doch wir sind hier nicht in der normalen Welt, wir sind hier in der Welt der Toten." Erschrocken sah ich zu ihr. Sind wir auch tot? Ich weiß es nicht. Du kannst mich verstehen? Wir sind trotzdem noch miteinander verbunden, wir können nicht tot sein, sonst könnten wir uns nicht unterhalten... glaube ich zu mindestens. Seeschweif, die sonst eher einen Charakter wie Kampfstern hatte, wirkte leicht ängstlich. ,,Keine Sorge, jeder angehende Alpha kommt einmal hier her. Sobald wir fertig sind, wirst du wieder zu deinen Freunden gebracht," sagte nun ein anderer Wolf. Er war pechschwarz, nur ein leichter Grauschimmer um den Augen ließ darauf schließen, dass er einmal ein Alpha gewesen war. Meine Vermutung bestätigte sich auch, nachdem er die nächsten Worte sprach: ,,Ich bin Seth, der ehemalige Alpha des Moonshine- Rudels." Erstaunt sah ich ihn an und nickte einmal respektvoll.
Neugierig sah ich in die Runde und blieb mit meinem Blick an zwei Habichten hängen. Der eine sah Benedict verdammt ähnlich. ,,Warum bin ich hier?", fragte ich leise. ,,Was glaubst du denn?", fragte nun der eine Luchs lachend. Verwirrt sah ich zu ihm und schüttelte den Kopf. Lachend trat er vor und stellte sich direkt vor mich und Seeschweif. ,,Ihr seid hier, da jeder Alpha hier nun zu diesem wird. Ihr werdet jetzt zum Alpha, eures Rudels," sagte der Luchs feierlich. Mit großen Augen sah ich zu ihm und dann zu Seeschweif, welche mich mit ebenso großen Augen ansah. ,,Nimmst du die Rolle des Alphas an?", fragte mich wieder der Luchs. Ich sah wieder zu ihm und kniete mich instinktiv auf den Boden. ,,Das werde ich!", sagte ich mit fester Stimme. Auch Seeschweif legte ihren Oberkörper auf den Boden. ,,Dann sollst du, Phil, von nun an dein Rudel führen, wie auch immer du es nennen willst," sagte der Luchs und legte mit roten Augen seine Schnauze auf meine Schulter. Als er sie wieder wegnahm sah ich ihn respektvoll an und er nickte mir kurz zu, dann ging er zu Seeschweif. ,,Von nun an, sollst du, Seeschweif, das Rudel führen. Du wirst zusammen mit Phil der Alpha des Rudels sein. Von nun an wirst du Meeresstern heißen. Ein Name, den wir alle wohl nicht so schnell vergessen werden!" Wieder legte er seine Schnauze auf den Kopf von Meeresstern. Als er seinen Kopf wegnahm, leuchteten wir beide hell auf. Als das Leuchten aufhörte sah ich mich verwirrt um. Als mein Blick auf den von Meeresstern traf, wusste ich was los war. Meeresstern hatte jetzt graues Fell um den Augen, welches aussah wie eine Maske. ,,Ihr solltet jetzt gehen," sagte Melanie. Ich nickte noch einmal respektvoll zu den anwesenden Personen und im nächsten Moment wachte ich schon wieder auf.
,,Phil?", fragte mich Ben verschlafen, der immer noch auf mir lag. Gähnend hob ich meinen Kopf und sah um mich. ,,Guten Morgen," murmelte ich immer noch gähnend. ,,Was ist passiert?", fragte mich Ben und erhob sich von meinem Rücken. ,,Wieso?", fragte ich und stand kopfschüttelnd auf, in der Hoffnung die Müdigkeit zu vertreiben. Ich drehte mich zu Ben um und hörte, wie er scharf die Luft einzog. ,,Du... du bist ein Alpha?", fragte er mich erschrocken. Leicht stolz sah ich nickend zu ihm. Ben sah mich jedoch nur traurig an und flog weg. ,,Warte! Was ist los?", fragte ich verwirrt. Ich wollte ihm nachlaufen, doch Sam, die sich beschwerte hielt mich zurück. ,,Was macht du hier für einen Krach? Da kann doch niemand schlafen!", murrte sie. Ich sah schnell zu ihr und erkannte, dass ihre Augen größer wurden. ,,Das erkläre ich euch später! Ich muss Ben einkriegen!", sagte ich schnell und stürmte in den Wald.
Ich lief eine Weile einfach nur in die Richtung, in der Ben geflogen ist und suchte die Bäume nach einem Lebensanzeichen von ihm ab. Ich lief gefühlt Stunden durch den Wald, als ich es plötzlich schluchzen hörte. Abrupt blieb ich stehen und sah mich nach der Geräuschs Quelle um. Leise schlich ich mich durch ein paar Büsche und erkannte, Ben der in Menschengestalt auf einem Felsen saß und leise vor sich her weinte. Leise verwandelte ich mich ebenfalls und ging zu ihm. Vorsichtig setzte ich mich neben ihn und nahm ihn in den Arm. Er fing an bitterlich zu weinen und mein Pullover zu durchnässen. Beruhigend strich ich ihn über den Rücken. Nach einiger Zeit beruhigte er sich wieder. Vorsichtig hob er den Kopf und sah mich verheult an. ,,Was ist den los?", fragte ich ihn leise. Ben sah mich zweifelnd an. ,,Du... du bist jetzt Alpha... es gab bisher keinen Alpha, der einen... einen Gleichgeschlechtigen als Mate hatte... du willst mich jetzt bestimmt auch nicht mehr haben...", murmelte er und fing wieder an zu weinen. ,,Na und?", fragte ich leicht enttäuscht. ,,Mir ist völlig egal, welches Geschlecht mein Mate hat. Es gibt für alles ein erstes Mal. Außerdem... ich liebe dich... und ich würde dich nie wegen so einer Sache abstoßen!", sagte ich aufmunternd. ,,Wirklich?", fragte Ben mit zitternder Stimme. Ich musste schmunzeln. ,,Natürlich du Vogel," sagte ich lachend und legte meine Lippen schnell auf seine. Nun schmunzelnd erwiderte mein Mate den Kuss und gefühlt tausende Schmetterlinge tanzten in meinem Bauch. Nachdem wir beide keine Luft mehr bekamen lösten wir uns wieder. Glücklich seufzend legte Ben seinen Kopf an meine Brust und schien nun viel entspannter. ,,Danke!", nuschelte er in meinen Pulli. Lachend gab ich ihn einen Kuss auf den Kopf und stand unter Proteste seinerseits auf. ,,Tut mir leid, aber wir sollten zu den anderen," sagte ich und verwandelte mich. ,,Nur wenn ich auf deinem Rücken reiten darf," sagte Ben lachend und verwandelte sich. Ich wusste, dass es nur ein Spaß war, trotzdem machte ich eine Kopfbewegung zu meinem Rücken und er kuschelte sich glücklich in mein Fell. ,,Halt dich gut fest!", sagte ich und rannte los.
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Der weiße Luchs
WerewolfHi, ich bin Phil, der Sohn des weißen Wolfs. Nun... was soll ich sagen? Ich bin 19 Jahre alt, lebe bei unserem Rudel und gehe in die zwölfte Klasse. Ich ja, bevor ich es vergesse: Ich bin kein Wolf, so wie meine Mutter, ich bin ein Luchs wie mein Va...