14

1.2K 36 1
                                    

„July, sag es ihm nicht. Es würde nur Missverständnisse und Durcheinander mit sich bringen", hörte ich Esters Stimme hinter mir. Ich sehe über meine Schulter und nickte meiner Mutter kaum sichtbar zu. „Ach nur so ein Bild vom Sonnenuntergang", antwortete ich und nahm dankend den Tee entgegen, den Niklaus mir reichte. „Und wer war dieser Typ, der dich Heim brachte?", fragte Elijah, der plötzlich hinter mir auftauchte. Ich drehte mich zu ihm und sah, wie er und Ester nebeneinander stehen. Ich musste Grinsen und spürte wie meine Wangen warm wurden, als ich an Blake dachte, der mich bis vor die Haustür gebracht hat, um auch sicher zu gehen, dass ich heile Zuhause ankam.

Du musst mich nicht nach Hause bringen, Blake. Ich komme zurecht", beteuerte ich zum hundertsten Mal, doch Blake wich mir nicht von der Seite. „Doch das ist meine Pflicht als Gentleman. Ich bitte die Dame um ein Essen und anschließend bringe ich sie Heim." Er grinste mich süß an und legte einen Arm um mich. „Ach July, du musst noch viel über dieses Quarter lernen. Soll ich dich morgen früh abholen?" Ich sah ihn an. „Was?", fragte er lächelnd. „Ach nichts", stritt ich ab und sah wieder nach vorn. „Und?", fing er wieder an. Fragend sah ich ihn an. „Soll ich dich nun morgen abholen oder nicht?", fragte er mich nachdem er seine Augen verdrehte. Ich sah ihn vorwurfsvoll an. „Nein ich werde es überleben, wenn ich alleine zur Universität gehe. Heute hab ich es ja wohl auch geschafft. Ich meine ich stehe vor Dir. In Fleisch und Blut." Ich blieb stehen und wies auf meinen Körper. Er hob seine Hände und meinte dann spielerisch: „Ok ok, es tut mir leid Madame, dass ich Sie unterschätzt habe. Es wird nicht mehr vorkommen." Ich boxte ihm in seinen Bauch und musste feststellen dass er ziemlich hart war. Er müsste also viel Muskeln besitzen. Ich musste kichern, als er mich verdattert ansah. Er hielt sich den Bauch und jammerte: „Au July, das tat jetzt aber echt weh. Das sage ich meiner Mama!" Ich prustete los. Diese Situation war so absurd, dass sie wieder lustig war. „So, wir sind da. Dort wohne ich", erklärte ich ihm und deutete auf das Anwesen. Seine Augen wurden groß. „Was ist?", fragte ich ihn, da er nicht aufgehört hatte zu starren. „Ich dachte immer, hier würden so reiche Arschlöcher wohnen und nicht sympathische, hübsche Kunststudenten", erwiderte Blake immer noch überwältigt. „Danke", meinte ich wegen des indirekten Komplimentes. Er grinste mich nur an und umarmte mich kurz. „Bis morgen dann, July", murmelte er und ging anschließend in die Richtung aus der wir kamen.

„Ach der. Blake ist einfach ein netter Typ, der so nett war, mich nach Hause zu bringen", erklärte ich meiner Familie. Ich sah in ihre Gesichter. Ester grinste warm, Elijah sah ernst und Niklaus sah nachdenklich in den Raum. Ich stand auf und ging mit meinem Tee in mein Zimmer. Als ich die Tür meines Zimmers öffnete, sah ich Ester, die auf meinem Bett saß und mich ansah. „Was?", fragte ich sie nachdem ich meinen Tee auf meinen Schreibtisch stellte. „Heute werde ich dir beibringen, wie du Kerzen anzündest", erwiderte Ester motiviert. Ich nahm einen Schluck, nahm mir eine Kerze von einem der vielen Kerzenständer und setze mich dann zu ihr.

„Konzentrier dich auf den Docht der Kerze. Konzentrier dich auf jede Faser der Schnur. Kannst du ihn sehen?", fragte Ester mich, während ich mit geschlossenen Augen vor ihr saß und angestrengt versuchte ihren Anleitungen zu folgen. Nach fünf Minuten hatte ich es geschafft. Ich hatte mir ein perfektes Bild des Dochtes vor meinem inneren Auge zurecht gelegt und nickte anschließend. „Ok und jetzt, stelle Dir vor, wie die Spitze langsam schwarz wird und anfängt zu brennen." In meinem Kopf fing die Kerze Feuer. Ich öffnete voller Vorfreude meine Augen und sah enttäuscht auf den immer noch weißen Docht der Kerze. „ Nicht schlimm, mein Kind. Der erste Zauber erfordert viel Übung. Es ist wie ein Wall, den du überwinden musst. Danach ist es einfacher. Ich verspreche es dir, Julianah." Ich sah sie an. „Ich heiße July und nicht Julianah, Mutter." Sie nahm meine Hand und grinste mich an. Jedoch spürte ich ihre Berührung nicht. Es war eher Einbildung, ein Hauch, der sich auf meiner Hand breit machte. „Natürlich July", murmelte sie und tat sich sichtlich schwer damit meinen Namen auszusprechen. Ich hörte Schritte, die sich schnell meiner Tür näherten. Sie wurde aufgerissen und ein neugieriger Elijah kam zum Vorschein. „Mit wem redest du?", fragte er und sah sich dabei in meinem Zimmer um, um sich zu vergewissern, das auch niemand in meinem Zimmer war. Auch ich blickte umher und griff anschließend zu meinem Telefon. „Ach ich hab nur mit einer Freundin von der Uni telefoniert. Wir wollen nämlich Kunstwerke aus Wachs zaubern und sie hat mir Tipps für die perfekten Kerzen dafür gegeben", tischte ich ihm auf. Er sah mich nur misstrauisch an und ging anschließend. Ich ließ die angehaltene Luft los und blickte mich anschließend in meinem Zimmer um. Doch Ester war verschwunden. Ich schnappte mir die Kerze und schloss meine Augen. Ich versuchte so gut es ging den Anweisungen von Ester zu folgen.

Das Wachs um den Docht fing wie in Zeitlupe an zu schmelzen. Heller Dampf stieg auf, welcher zu schwarzen Rauch wurde. Die Spitze des Dochtes hatte sich den Weg durch das Wachs gebannt und wurde dunkler und dunkler. Schließlich wurde sie schwarz. Ein Funke war zu sehen. Er legte sich auf den Docht der Kerze und ließ eine Flamme aufleuchten. Sie flackerte und brannte um ihr Leben. Ich öffnete meine Augen. Enttäuschung war in meinen Augen zu sehen. Der Docht war zwar schwarz, aber eine Flamme war nirgends zu sehen. Ich stand auf. Aus Wut schmiss ich die Kerze in Richtung des Fensters zum Hof. Das harte Wachs durchschlug die Scheibe und die Kerze flog weiter in den Hof des Anwesens. „July?", hörte ich von unten. Plötzlich spürte ich ein brennen in meinem Inneren. Meine Beine gaben nach und ich fiel zu Boden. Ich hörte einen lauten, schmerzerfüllten Schrei. Es dauerte einen Augenblick, um zu bemerken, dass dieser aus meinem Mund kam. Mein ganzer Körper begann zu zittern. Nein, zu beben. Der Boden unter mir tat es mir gleich. Dann plötzlich.

Stille.

„July!"

Schwarz.

Doppelgänger~TvD / To ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt