Das schreckliche Bild vor mir an der Wand könnte ich mittlerweile blind nachmalen, so oft hatte ich es in den letzten Wochen gesehen.
Aber auch die anderen Gegenstände dieses Zimmers und sogar die trostlose Aussicht aus dem Fenster auf den grauen Plattenbau gegenüber hatten sich in meinem Gedächtnis festgebrannt.
Diese Tatsache hat eine gute und eine schlechte Seite. Zum einen heißt es, dass ich oft hier bin und du dich somit hoffentlich nicht alleine fühlst. Zum Anderen heißt es, dass ich oft hier bin und du immer noch nicht aufgewacht bist.
Verdammt der Tag hatte doch so gut angefangen. Wir haben unsere Zeugnisse bekommen. Wir hatten alle unser Abitur bestanden! Wer hätte das gedacht. Sogar Leon der faule Sack hat es geschafft.
Wir haben uns verabschiedet und sind mit unseren gepackten sieben Sachen abgehauen. Alle zusammen in einem Van. Fünf Wochen wollten wir doch nur sieben ganz normale Jugendliche sein die nach ihrem Abschluss ihr Leben genießen, bevor der Ernst des Lebens wirklich anfängt.
Wer weiß ob wir jemals wieder komplett sieben sein werden.
Komplett in Gedanken erschrak ich total als sich die Tür öffnete und eine zierliche blonde Gestalt reinkam und sich schweigend neben mich setzte.
"Gibt es was neues?", wurde die Stille unterbrochen.
"Ach was frag ich überhaupt", seufzte Coco niedergeschlagen, bevor ich überhaupt antworten konnte. Aber eine Antwort meiner Seits war eh nicht nötig gewesen. Hätte es was Neues gegeben, vielleicht sogar ein Wunder, wären alle anderen fünf schon längst hier im Zimmer.
Kurz hatte ich gehofft, als sich die Tür geöffnet hatten, dass deine Eltern her kamen. Fünf Wochen, genau 29 Tage, ist dein Zustand unverändert. Ob man das jetzt positiv oder negativ sieht, sei mal dahin gestellt. Aber wir alle haben damit gerechnet, deine Eltern hier anzutreffen.
Niemand von uns hat sie hier auch nur einmalig Gesicht bekommen. Ob sie überhaupt wissen wie es dir gerade geht.
Wahrscheinlich nicht, ihre Geschräftsreise ist ihnen vermutlich wichtiger.
Selbst wenn sie es wüssten, würden sie herkommen? Wahrscheinlich auch nicht, sie wären komplett überfordert.
Denn in dieser Situation würde auch keines ihres Geld helfen. Sie regeln doch sonst immer alles mit Geld, aber hier würde selbst davon nichts helfen.Würde sie es interessieren, wenn du sterben würdest, zieh es bitte nicht in Betracht, aber würden sie trauern, wenn ihr einziger Sohn sterben würde? Oder wären sie froh, wenn sie mehr Geld zur Verfügung hätten? Wahrscheinlich zweiteres, so hart es klingt, aber ich bin mir ziemlich sicher du wärst der selben Ansicht, wenn du sie gerade aussprechen könntest. Oder?
Keiner von uns kann dir zwar gerade wirklich helfen, wir können hier sein und bei dir sein und das machen wir auch alle gerne und selbstverständlicher Weise, auch wenn wir uns alle wünschen würden, wir müssten nicht hier sein. Ist doch auch verständlich oder?
Eine Schwester betrat freudestrahlend das Zimmer und schraubte irgendwas an den tausend Schläuchen rum an denen du lagst.
Als sie uns sah, rutschten ihre Mundwinkel nach unten und sie schaute schuldig auf den stinkenden Linoleum Boden, denn man wahrscheinlich in so gut wie jedem Krankenhaus fand.
Stumm verschwand sie nach kurzer Zeit wieder und ließ uns drei allein. Blöde Bitch.
Am ersten Tag der wie heute aussah, wurde uns mitgeteilt, dass nur Auskunft an Familienangehörige gegeben wird und Beste Freunde doch nicht dazu gehören würden. Wenn die wüssten. Manchmal waren beste Freunde die einzige Familie die man hatte.
Kurzerhand hab ich mich als deine Cousine ausgegeben und die Schwachmatten haben es einfach geschluckt. Aber uns soll es recht sein, immer hin gekommen wir so jetzt Auskunft, obwohl wir ja theoretisch "nicht zur Familie gehören".
Pah, dass ich nicht lache, haben die sich nicht mal umgeguckt? Wo ist denn dann bitte die kleine, feine Familie, die um Auskunft bittet. Richtig nicht hier.
Also könntest du jetzt vielleicht bitte aufwachen, wir müssen doch feiern, dass wir jetzt verwand sind Cousin. Bitte?
Coco erhob sich langsam mit den Worten Kaffe holen zu wollen und verschwand leise aus der Tür.
Immer wenn ich zurück denke an den Tag, der eigentlich der bisher schönste in unseren Leben werden sollte, sehe ich die Hand die wieder in das Wageninnere verschwand.
Wer war das? Was wollten die von uns? War es versuchter Mord? Wurden sie von jemandem bezahlt? Wollten sie uns los werden oder vielleicht doch nicht umbringen, sondern nur warnen? Aber wenn, wovor?
Fragen über Fragen, auf die wir alle keine Antwort wussten. Es war zum Haare raufen.
Ich merkte gar nicht, dass ich wie so oft angefangen hatte zu weinen, sondern bemerkte es erst, als die erste Träne auf meinem Handrücken aufkam.
Schnell wischte ich mir die Tränen weg. Hättest du mich so gesehen, hättest du wieder einen deiner Sprüche gerissen und wieder als Einziger über diesen gelacht. Und verdammt ich wünsche mir gerade nichts sehnlicheres, als tatsächlich einen Spruch von dir rein gedrückt zu bekommen.
Die Tür ging zum wiederholten Male auf, doch anstatt das Coco mit Kaffee dadurch kam, trat ein vertrauter braunhaariger Kopf durch die Tür, doch auch dieser wollte meine heutige Laune nicht so recht geben.
Wach bitte auf, komm zurück zu uns.
Wir vermissen dich Dumbo.
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Heyho meine Freunde. Welcome back👋🏻 Ja es geht weiter mit Teil 2. Es ist nicht perfekt, wie wahrscheinlich keines meiner Kapitel, aber ich könnte und wollte nicht mehr länger warten. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem❤🤗
*julia*
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Undercover Gangboss- Die Gefahr geht weiter✔
Action•Teil 2 der Undercover Gangboss Reihe• Lexy, Robin und Co. haben endlich den Abschluss in der Tasche. Jetzt heißt es erstmal fünf Wochen Freizeit und Abschalten ohne die Gang. Doch kann der geplante Urlaub der Sieben überhaupt weiter umgesetzt werde...