Kapitel 17

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Schwer öffne ich meine Augen. Durch das grelle Licht durchfährt ein stark stechender Schmerz meinen Kopf. Stöhnend schließe ich meine Augen wieder und versuche das Pochen in meinem Schädel auszuschalten, oder zumindestens zu ignorieren.

Ja langsam legt es sich endlich. Erneut öffne ich meine Augen und blicke auf eine knall blaue Zimmerdecke. Blau? So blau wie damals?

Panik steigt in mir auf und ich drehe mich nach links, wo ich Theo sehe. Er schnarcht leise vor sich hin, in der Decke eingewickelt wie eine Raupe. 

Ich stehe auf und sammle meine Hose auf um sie anzuziehen. Ich schmecke förmlich schon mein Herz in meinem Mund, so sehr schlägt es vor Adrenalin. 

Schnell stürze ich aus dem Zimmer und sehe einen Jungen vor mir, den ich nicht kannte. 

,,Ahhh du bist Phil. Hey ich bin Theo's Bruder.'' stellt er sich vor. 

Ich, unfähig einen einzigen Ton raus zu bringen, nicke nur und sehe mich um. Genau wie damals. Die Stiege mit Birnen aus der ich mir eine für den Weg mit genommen hatte, die Möbel, die Unordnung. 

,,Vor einiger Zeit...haben wir uns da schon mal gesehen?'' frage ich ihn gerade heraus. Selbst bin ich verwundert darüber, dass ich meine Stimme so schnell wieder gefunden hatte. Trotzdem zittert alles in mir. 

Der Junge sieht mich nachdenklich an, schüttelt dann aber seinen Kopf. 

,,Ne ich glaube nicht. Ich habe nicht viel mit den Freunden meines Bruders zu tun. Warum fragst du?'' er setzt sich an die Theke der Küche und sieht mich freundlich an.

Am liebsten würde ich jetzt so schnell wie nur möglich von hier verschwinden. Aber leider wäre das unhöflich und ich bin gut erzogen. ,,Ich war schon einmal hier. Habe in diesem Zimmer geschlafen und habe beim raus gehen eine Birne mitgenommen.'' erkläre ich ihm.

Er beginnt zu lächeln und nickt zustimmend. ,,Da wirst du mit Theo da gewesen sein. Das ist sein Zimmer wenn er mal bei mir in der Nähe ist. Da gehe ich nicht rein und auch sonst niemand aus der WG. Außer mein Theo nimmt ihn mit.'' erzählt er ganz lässig und plötzlich zieht sich in mir alles zusammen. 

Das ist alles ein schlechter Witz. Das kann doch nicht wahr sein. Das DARF einfach nicht wahr sein.

Die Tür des Zimmers mit der blauen Decke geht auf und Theo steht nur in Unterhose bekleidet im Türrahmen. Mein Blick landet wie magnetisch angezogen auf seiner Hüfte auf der sich eine 3-4cm große Narbe wie ein Bogen um seinen Hüftknochen befindet.

Mein Herz setzt aus und beginnt dann fast schon schmerzhaft weiter zu schlagen. 

Wie ein Reh sehe ich ihn an. Schon wieder unfähig irgendetwas zu sagen. Als er den Mund öffnete durchfährt mich wie ein Blitz, der Fluchtreflex und ich renne aus der Wohnungstür nach unten an die frische Luft wo ich kurz tief einatme.

Ich höre noch wie er einmal meinen Namen ruft und renne sofort weiter.

Wohin? Keine Ahnung ich habe keinen blassen Schimmer wo ich bin.....obwohl doch natürlich. Ich schlage rechts in die Straße ein und sehe keine 50m weiter die Straßenbahnhaltestelle. Zu der ich damals auch gegangen war.

Ich bin noch nie so schnell gerannt. Mein Bruder wäre stolz auf mich. So lange ich ihm verheimliche dass ich mein erstes Mal mit einem Fremden hatte der sich im Nachhinein als mein bester Freund enpuppt. Theo. 

Angekommen hält gerade eien Bahn und  ich springe rein und setze mich auf einen freien Sitzplatz. ,,Fuck.!!'' schreie ich laut aus und blicke mich schnell entschuldigend um, da ein paar Personen sich laut räusperten.

Mein Handy klingelt. Pumpkin wird auf dem Display angezeigt. Ich lasse es klingeln bis es von selbst aufhört. Noch ein Anruf. Wierder lasse ich es einfach klingeln. Eine Nachricht. Pumpkin. 

- Was ist los? warum bist du weg gelaufen?

Ich drücke mein Handy aus. Ich kann das grad einfach nicht. Das ist gerade alles etwas zu viel für mich. Den Rest des Weges, starre ich aus dem Fenster und denke darüber nach was nun als nächstes passiert. 

Ich hatte mit Theo geschlafen. Und kann mich kaum daran erinnern. Ich weiß nicht mal ob es schön oder schmerzhaft war. Ich schlage meine Hände vors Gesicht.

Ich kann ihn nie mehr vor die Augen treten, denke ich mir und versuche meine Tränen zurück zuhalten. Wusste er dass ich das war? 

Ich fühle mich irgendwie benutzt und dreckig, obwohl ich weiß, dass es Theo ist. Er hätte sicher nichts getan was ich nicht gewollt hätte. 

Aber warum er?

Nach ein paar Minuten stolpere ich in meine Wohnungstür rein und komme keine 2 Meter ehe ich mich weinend auf den Boden sacken lasse.

Warum kommt Scham und Wut auf einmal in mir hoch? Ich schluchze laut auf und vor lauter Tränen verschwimmt meine Sicht nun komplett, nur gedämpft nehme ich wahr, wie Sally ihre Arme um mich legt und sich neben mich kniet.

sweet dreamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt