Kapitel 9

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„Wo sind die Drachenreiter und Astrid?!", schrie jemand panisch. Ich wusste nicht was die hatten. Angespannt stieg Ben von meinem Rücken und umfasste den Griff der Waffe fester während er sich umschaute. Ohne ihn weiter zu mustern legte ich meinen Kopf in den Nacken und öffnete meinen Mund. Aus diesem drang ein Brüllen, ein Hilfeschrei sozusagen, der Nightmare zu mir rief. Als mein Schrei verstummt war senkte ich meinen Kopf wieder, jetzt hieß es abwarten. Mein bester Freund drehte sich immer wieder im Kreis, um nach potenziellen Angreifern zu suchen. Ich musste mich mindestens halb zurückverwandeln, damit ich meine Wunden selbst versorgen konnte. Ich dachte an meinen Menschenkörper. Kurz darauf spürte ich das bekannte Kribbeln durch meinen Körper wandern. Innerhalb eines Wimpernschlags stand ich nicht mehr auf vier, sondern auf zwei Füßen. Auf meinem Rücken befanden sich immer noch meine Schwingen. Mit zusammengekniffenen Augen schaute ich an mir hinab. In meiner Drachenform befanden sich die Verletzungen nur auf meinen Rücken doch in meiner Menschenform befanden sie sich überall. Die Holzenden der Pfeile ragten aus meinem Leib. Der Stoff über den Wunden war kaputt und der um die Löcher herum hatte sich mit meinem Blut vollgesogen. Auf einmal drang das hektische Schlagen von Flügeln in meine Ohren. Gemächlich hob ich meinen Blick in den Himmel. In der Nähe schoss ein schwarzer Drache zwischen den Häuserdächern in die Höhe und sauste daraufhin auf den gepflasterten Platz zu. Lächelnd wartete ich auf ihn. Ich fühlte mich zwar schwach und verletzlich, konnte mich jedoch wundervoll gerade auf meinen Beinen halten. Der Nachtschatten landete mit besorgt funkelnden Augen vor mir und musterte mich gründlich. Als er die blutenden Verletzungen erblickte fletschte er die Zähne. „Ich fordere den Gefallen zurück", sagte ich unumwunden: „Ich brauche Nachtschattenspucke, damit sie verheilen." Nightmare beruhigte sich etwas und antwortete mit seiner tiefen, dröhnenden Stimme: „Den Gefallen tue ich dir gerne. Aber davor will ich wissen, wer das ist." Mit seinem Kopf deutete er in Bens Richtung der uns hin und wieder aus den Augenwinkeln musterte, jedoch die meiste Zeit die Straßen im Auge behielt. „Das ist mein bester Freund, er sorgt dafür, dass keine unerwünschten Besucher uns zu nahekommen", erklärte ich mit ruhiger Stimme. Nickend akzeptierte er meine Antwort. Daraufhin streckte er mir seine feuchte Zunge heraus. Mit meiner rechten Hand strich ich über diese. Sofort spürte ich die klebrige Feuchtigkeit auf meiner Haut. Ich begann damit die Spucke auf meinen Wunden zu verteilen. Der Stoff meines Gewandes sog sich nun auch mit dem Speichel voll doch das war kein Problem, dass mich interessierte. Als ich mit dem ersten, roten Loch in meinem Körper fertig war beobachtete ich dieses einen kurzen Moment lang. Vor meinen Augen regenerierte sich zuerst mein Fleisch und daraufhin meine Haut bis nur noch das Loch in meiner Kleidung von dem Schuss zeugte. Nickend wandte ich mich der nächsten Einschusswunde zu. Ohne gestört zu werden zog ich die restlichen Pfeile aus meinem Leib und säuberte die Wunden auf meinem Körper und auf meinen Flügeln. „Siehst du noch irgendwo ein Loch?", fragte ich Night während ich mich vor ihm einmal langsam im Kreis drehte. „Nein, ich sehe keine Verletzung mehr aber du solltest dein blutgetränktes Gewand loswerden", antwortete er während er sich hinsetzte. „Mache ich noch irgendwann", erwiderte ich grinsend. Mit angewidertem Blick schaute ich auf den Pfeilhaufen zu meiner rechten. „Könntest du sie bitte in die Luft jagen?", fragte ich den Nachtschatten. Dieser öffnete sofort seinen Mund. Violettes Licht erhellte seinen Rachen bevor dieses sich zu einer Kugel formierte und auf den Haufen zuflog. Neben mir befand sich in der nächsten Sekunde ein Feuer, dass gierig die Pfeile verschlang. Das Feuer sollte die Drachenmagie neutralisieren, selbst wenn die Metallspitzen übrigblieben. „Danke, Night", bedankte ich mich bei meinem Artgenossen. „Für dich immer wieder gerne, Arya", meinte er charmant.

Mein Leben als HalbdrachinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt