Kapitel 20

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Erschrocken riss er seine Augen weit auf und rutschte über den Boden zur Wand. Bebend presste er sich an diese und griff an seinen Hosenbund. Fragend legte ich meinen Kopf schief. Plötzlich hatte er eine Pistole in der Hand. Zitternd zielte er auf mich. Als er sich Sicherung herausnahm schnappte Alex nach Luft. Eine Weile später brach ich die Stille indem ich: „Du glaubst das hilft gegen mich?", lachte. Ein leiser Knall ertönte. Es piekte kurz in meiner Burst. Langsam senkte ich meinen Blick und schaute auf die Wunde hinab. Mein Lieblings Hoody war blutdurchtränkt. Meine Mundwinkel senkten sich wieder. „Nein", hauchte Alex. Ein dunkler Schatten tauchte in meinen Augen auf. „Eigentlich hatte ich vor dich am Leben zu lassen", begann ich langsam: „Doch nach der Aktion kannst du das vergessen." Innerhalb eines Wimpernschlags stand ich vor ihm und nahm ihm die Waffe weg. „Es tut mir leid", brachte er unter Tränen hervor: „Ich hatte einfach nur Angst." „Das solltest du auch", knurrte ich mir gefletschten Zähnen. Ich spürte ein Gewicht auf meinem Rücken. Überrascht schaute ich über meine Schulter und erblickte meine ledrige Flügelhaut. Nun stand ich mit ausgebreiteten Flügeln vor dem Nachfahren. Mit aufgerissenen Augen starrte er mich ungläubig an. Schnaubend wandte ich mich ihm wieder zu und legte ihm den Lauf der Waffe an die Stirn. Langsam schloss er seine Augenlider und schluckte schwer. „Ich hoffe für dich wirklich, dass du mich nicht angelogen hast", fauchte ich leise bevor ich die Pistole wieder sicherte und einfach fallen ließ. Überrascht schnappte Casper nach Luft. Geschmeidig wandte ich mich ab und schlenderte zu meinem Tisch. Elegant griff ich in meine Schultasche und zog eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug aus dieser heraus. Geübt öffnete ich die Schachtel und steckte mir eine der Zigaretten in den Mund. Schnell machte ich das Feuerzeug an und zog die Flamme in den Tabak. Dieser begann zu glühen. Seufzend stieß ich den Rauch nach einem Moment wieder aus. Zufrieden packte ich beides wieder ein. Langsam schlenderte ich auf das hinterste Fenster zu und öffnete dieses. Plötzlich stieg mir ein bekannter Geruch in die Nase, es roch nach einem bestimmten Skrill. Unkontrolliert begann ich zu knurren. Dieses brachte sowohl meinen Brustkorb als auch die Luft zum Vibrieren. Geübt ließ ich meinen Blick suchend über den Himmel schweifen. Plötzlich erblickte ich einen violetten Fleck. Der Skrill, der mich damals ohne Grund in der Höhle umbringen wollte war also noch am Leben. Ohne hinzuschauen schnappte ich mir die Pistole wieder und entsicherte sie wieder. Langsam stieg ich aus dem geöffnetem Fenster, wobei ich kurz meine Flügel zusammenfalten musste. Als ich auf dem Fensterbrett stand breitete ich meine Schwingen wieder aus. Der violetter Fleck kam näher. Mit ausgestrecktem Arm zielte ich auf den Drachen. Nun würde ich den Drachengroll beenden. Der Skrill musterte mich aus der Ferne wütend. Selbstsicher betätigte ich den Abzug. Es knallte wieder. Die Kugel flog auf den Drachen zu. Kurz darauf bohrte sie sich in seinen Kopf. Seine Augen schlossen sich und er hörte auf mit seinen Schwingen zu schlagen. Nun fiel sein Körper der Schwerkraft zum Opfer. Ein zufriedenes Grinsen hob meine Mundwinkel in die Höhe. Eigentlich sollte ich ihm dankbar sein. Nur weil er den Vater von Casper umgebracht hat, hat dieser den Vertragsbruch aufgedeckt aber ein Drachengroll ist nun einmal stärker. Der letzte lebende Drache, wer es glaubt. Nun konnte ich mich endlich auf den Weg zu Ben machen. Schließlich kam das Haus in Sicht. Es war altmodisch und gigantisch. Ohne zu zögern flog ich durch eines der Fenster im Erdgeschoss ins Innere des Hauses. Das Glas zerbrach. Die Scherben fielen auf den Boden. Sofort stach mir eine Treppe nach unten ins Auge. Mit schnellen Schritten marschierte ich diese nach unten. Als ich am Ende der Treppe ankam sah ich Gitterstäbe. Hinter diesen stand Ben. Ich erkannte ihn sofort. Seine Haare hingen schlaff herab, seine dunkelbraunen Augen hatten ihren Glanz verloren und er hatte seine Stirn an die Stäbe gelehnt. Geschockt schnappte ich nach Luft. Langsam hob er seinen Blick. Als er mich erkannte weiteten seine Augen sich. Mit meinen Fingern umschloss ich das Glitter und zog kräftig an diesem. Mit einem Rück löste das Metall sich aus der Wand. Durch rohe Kraft hatte ich es geschafft das Gitter aus der Wand zu reißen. Zufrieden stellte ich es an einem anderen Ort wieder ab. Keine Sekunde später umarmte ich Ben fest. Es fühlte sich so unglaublich gut an wieder mit ihm vereint zu sein. Mein gesamter Körper kribbelte wohlig. Schwach erwiderte er die Umarmung. Nie wieder würde ich es zulassen, dass ihn mir jemand wegnimmt.

Mein Leben als HalbdrachinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt