Kapitel 3

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Ich hörte das Rauschen des Meeres und das Plätschern des Wassers. Verwirrt stöhnte ich auf. Ich spürte raue Sandkörner auf meiner Haut. Wo war ich und wie war ich dorthin gekommen? Langsam klärte sich meine Kopf. Ich lag bäuchlings auf einem Strand obwohl ich in der Zelle eingeschlafen war. Das konnte eigentlich nur Eines bedeuten, nämlich dass der Rat wieder wollte, dass ich etwas für ihn erledigte. Ohne die Augen zu öffnen rollte ich mich auf meinen Rücken. Als ich die warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht spürte entspannte ich mich wieder. Was würde ich jetzt nicht alles für einen langen Flug geben. Sofort wallte wieder Wut in mir hoch. Plötzlich hörte ich sich nähernde Schritte. „Glaubt ihr, dass sie noch lebt?", fragte eine dümmlich klingende Stimme. „Taffnuss!", ermahnte eine strenge, weibliche Stimme ihn. Anscheinend wollten sie mir nichts Böses, gut für sie. Langsam setzte ich mich auf und streckte mich ausgiebig. Am Liebsten würde ich mich jetzt einfach verwandeln und wegfliegen aber das konnte ich ja wegen dem Halsband, dass wie eine Schlinge um meinen Hals lag, nicht. Gähnend öffnete ich meine Augen. Ich schaute auf das Meer hinaus. Einige Wellen ließen weiße Schaumkronen auf dem Wasser tanzen. Auf einmal räusperte sich jemand rechts von mir. Gemächlich drehte ich meinen Kopf in diese Richtung. Dort standen sechs Personen. Der, der am Weitesten vorne stand, ein Junge mit längerem, braunem Haar und grünen Augen, der ein seltsames Lederoutfit trug, begann zu sprechen: „Wir wollen dir nicht weh tun. Du bist hier auf Berg gestrandet. Ich bin Hicks und das sind meine Freunde Astrid, Fischbein, Rotzbacke, Raffnuss und Taffnuss. Wer bist du?" Statt auf seine Frage einzugehen musterte ich seine Begleiter. Fischbein war ein beleibter Junge mit blondem Haar und den Ansätzen eines Vollbarts. Rotzbacke war offensichtlich arrogant, hatte ein kantiges Gesicht, dunkelbraune Haare und einen durchscheinenden Oberlippenbart. Astrid war eine blonde Schönheit mit hellblauen Augen und einer selbstbewussten Aura. Raffnuss und Taffnuss waren Zwillinge, beide hatten dickes, blondes Haar und wirkten dümmlich. Ich musste mit dem Rat sprechen! „Habt ihr hier sowas wie ein Medium?", fragte ich gelangweilt. Plötzlich stieg mir ein bekannter Geruch in die Nase. Es roch nach Nachtschatten, aber nicht nach irgendeinem, sondern nach Nightmare. Mit gerunzelter Stirn sog ich den Geruch tief ein. „Ja, wir haben Gothi. Warte ich flieg dich zu ihr. Hackenzahn!", antwortete Rotzbacke. Sofort ertönte das Schlagen von Flügeln. „Wir wissen noch nicht, wie sie zu Drachen steht!", fuhr Hicks ihn an. „Keine Sorge, ich beiße eure Drachen schon nicht", meinte ich herablassend während ein roter, riesenhafter Albtraum, ein brauner Gronkel, ein grüner, wahnsinniger Zipper und ein blauer, tödlicher Nadder landeten. Die Drachen musterten mich neugierig doch ich versuchte immer noch herauszufinden, woher der Geruch kam. „Glaubt ihr, bei wem wird der Nachtschattenjunge dieses Mal mitfliegen?", fragte der Albtraum. „Wahrscheinlich bei mir", antwortete die Nadderin. „Warum sollte er", fragten die Zipper Köpfe gleichzeitig. „Weil er auf meine Reiterin steht", antwortete sie. Also hatte ich mich doch nicht geirrt. Hinter jedem stand ein Drache, außer hinter Hicks. „Hey, Nachtschatten, so sehen wir uns also wieder", meinte ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Jeder schaute mich schockiert an und war erstarrt. „Was?!", fragte ich schließlich mit aggressivem Unterton in der Stimme. „Woher weißt du davon?", fragte Hicks stotternd. „Oh nein, nicht schon wieder!", stöhnte ich leise und legte meinen Kopf in den Nacken. „Lass mich raten, der böse Nachtschatten stiehlt dir immer wieder deinen Körper und du hast keine Ahnung, was er in der Zeit macht", knurrte ich verächtlich. Fassungslos nickte er. Herablassend schnaubte ich und rollte mit meinen Augen. „Was weißt du darüber", fragte Fischbein aufgeregt und neugierig. Genervt stöhnte ich auf. So würde ich nie zu dem Medium kommen. Warum konnte ich nicht einmal meine Klappe halten? „Wie wäre es mit einem Deal?", schlug ich seufzend vor: „Ihr bringt mich jetzt zu dieser Gothi und danach gebe ich euch Informationen." „In Ordnung", stimmte Hicks sofort zu: „Gothi kann aber nicht sprechen, wir brauchen Grobian, um ihre Zeichnungen zu deuten." „Nein", sagte ich knapp und leise: „Brauchen wir nicht." Geschmeidig stand ich auf und klopfte mir nachlässig den Sand vom Gewand. Ich wandte mich dem roten Drachen zu und fragte: „Fliegst du mich hin?" „Warum fragt sie mich? Sie kann meine Antwort eh nicht verstehen!", erwiderte er verächtlich. „Hackenzahn nimmt dich gerne mit", antwortete Rotzbacke doch ich löste meine wütend funkelnden Augen nicht von dem Drachen. Die Pupillen des Albtraums weiteten sich verwirrt. „Ich frage dich, weil ich dann auf deinem und keinem anderen Rücken sitzen würde. Außerdem verstehe ich dich sehr gut. Also, ja oder nein?", fauchte ich leise. Wenigstens hatte ich mein Temperament nicht verloren. Seine Augen wurden groß und er musterte mich neugierig während er mit seinem Kopf näher zu mir kam. Ich erwiderte seinen forschenden Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. „Hast du gerade mit meinem Drachen gesprochen?", fragte Rotzbacke ungläubig. „Ja", knurrte ich, ohne ihn anzuschauen. „Die ist ja krasser als Heidrun!", rief Taffnuss. Sofort fuhr ich zu ihm herum. „Schwarze Haare, grüne Augen, Klingenpeitschling?", fragte ich mit schneidender Stimme. „Als sie bei uns gestrandet war hatte sie noch keinen Drachen", erwiderte seine Schwester schulterzuckend. „Ihr habt wirklich keine Ahnung von irgendwas", seufzte ich geistesabwesend. Heidrun war also schon einmal hier gewesen. Sie hat aber Garry nichts von Hicks erzählt, sonst wäre ich schon einmal hier gewesen. „Woher kennst du sie?", fragte Astrid misstrauisch. „Wir haben bis vor Kurzem für denselben Typen gearbeitet", antwortete ich in Gedanken versunken: „Können wir jetzt zu Gothi? Danach habt ihr immer noch genug Zeit, um mich auszufragen." Als ich dies sagte durchzuckte ein Geistesblitz mich, Ben war immer noch bei ihm. „In Ordnung, alle auf ihre Drachen!", sagte Hicks. Etwas berührte mich am Arm. Augenblicklich zuckte mein Blick dorthin. Ich schaute auf Hackenzahns schuppigen Kopf hinunter während er: „Steig auf!", sagte. Knapp nickte ich und ging um ihn herum. Hinter seinem Kopf befand sich ein Sattel doch ich hatte keine Lust mir diesen mit seinem Reiter zu teilen weshalb ich elegant auf seinen Rücken sprang und mich in dessen Mitte im Schneidersitz niederließ. Seine Haut war rutschig doch ich wusste aus Erfahrung, dass ich mich auf dieser halten konnte. „Bist du dir sicher?", fragte der Albtraum mich besorgt. „Ja", antworte ich selbstbewusst: „Flieg einfach los."

Mein Leben als HalbdrachinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt