Kapitel 11

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Rotzbacke löste sich als erster aus seiner Starre. „Folgt mir, ich bringe euch zu Hicks Haus und bewache euch bis Astrid kommt", sagte er bevor er sich abwandte und vorrausging. Nach einem kurzen Moment begann ich leicht mit meinen Flügeln zu schlagen. Ich wurde leichter bis ich schließlich ein paar Zentimeter über dem Boden schwebte. „Ey, das ist unfair", jammerte Ben und setzte sich stapfend in Bewegung. Mit einem Grinsen auf den Lippen folgte ich ihm. Das Dorf wirkte wie ausgestorben. Wahrscheinlich waren die Wikinger in ihre Häuser geflüchtet als sie den Nachtschatten am Himmel gesehen hatten. Meine Augenlider wurden wieder schwer. Ich hatte sehr viel Energie verloren. Ohne meine Umgebung zu beachten folgte ich Rotzbacke einfach. Schließlich steuerte er geradewegs auf ein Haus etwas abseits der anderen zu. Als wir vor der Haustür angekommen waren hörte ich auf mit meinen Schwingen zu schlagen und faltete diese hinter meinem Rücken zusammen. Unsicher öffnete der Wikinger die Haustür für uns und betrat das Innere. Kurz darauf folgte ich Bein hinein. Nun standen wir in einem Raum mit Esstisch, Lagerfeuerplatz und einer schmalen, kleinen Treppe nach oben. „Dort oben ist Hicks Schlafzimmer, ich warte hier und kommt erst gar nicht auf die Idee zu fliehen, weil wir euch sonst ähm jagen werden", behauptete er selbstsicher. Mühselig verkniff ich mir ein Lachen und kletterte die kleinen Treppenstufen nach oben. Kurz ließ ich meinen Blick über das Zimmer schweifen. Es gab ein einfaches Holz Bett mit einer kratzigen Decke und einen Schreibtisch, ansonsten war es leer. Gähnend streckte ich mich. Mein Rücken knackste ein paar Mal bevor es wieder still war. Ben war bereits zum Bett gegangen und hatte die Decke zurückgeschlagen. Diese gab den Blick auf unbequeme Holzbretter frei. „Ist das wirklich besser als in einer Höhle auf mir zu schlafen", spöttelte ich. „Warum haben die hier nicht solche Stoffdinger auf ihrem Bett", jammerte er. Schmunzelnd schlenderte ich zu ihm. Ungerührt ließ ich mich auf das Bett fallen und zog ihn am Kragen mit. Er gab einen überraschten Laut von sich. Kurz daraufhin lagen wir mit den Gesichtern einander zugewandt knapp voreinander auf dem winzigen Bett. Mein Lächeln erblasste. Ich schaute direkt in seine wunderschönen Augen. Vorsichtig legte er seine warme Stirn an meine kalte. „Ich habe dich mehr lieb als ich es eigentlich zugeben wollte", hauchte er. Ein Klos bildete sich in meinem Hals. Ich hatte bis jetzt alle Gefühle, die über Freundschaft hinweg gingen, unterdrückt doch in diesem Moment brachen sie wieder an die Oberfläche. „Ich binde mich lebenslänglich an dich, wenn ich dich küsse und weil ich unsterblich bin ist das ganz schon lange", flüsterte ich mit bebender Stimme. „Ich weiß, ich wollte es dir nur sagen", erwiderte er frustriert und wandte den Blick ab. Mein Instinkt schrie mich an, ich wusste nicht, was er wollte aber ich wusste, was ich wollte. Schnell schloss ich meine Augenlider und ging mit meinem Kopf nach vorne. Ich konnte seine warmen Lippen auf den meinen spüren. Auf einmal erwiderte er den Kuss. Ein elektrisierendes Prickeln jagte durch meinen Leib. Nun war ich überhaupt nicht mehr müde. Stumm lächelte ich in den Kuss hinein. Langsam hob ich meine linke Hand und tastete mich bis zu seinem Nacken vor. In diesen legte ich sie. Zögerlich bewegte er sich nun ebenfalls. Er hob seine rechte Hand unter seinem Körper hervor und legte seinen Arm um meine Taille um mich näher zu ihm zu ziehen. Seine Lippen schienen perfekt auf die meinen zu passen. Meine Lunge verlangte pochend nach Luft. Wiederwillig löste ich mich von ihm. „Ist das Bett immer noch ungemütlich", fragte ich ihn. „Im Moment wäre mir sogar ein Knochenhaufen recht", erwiderte er mit dunkler Stimme. Fordernd legte er seinen Mund wieder auf den Meinen. Eng umschlungen lagen wir auf den Holzbrettern. Langsam wanderte meine Hand von seinem Nacken weiter nach unten. Meine Fingerspitzen strichen über den Stoff seines Oberteils bis sie den Saum dieses erreichten. Langsam griff ich unter dieses und glitt mit meinen Fingerkuppen über seine erhitzte Haut seiner Seite. Der Kuss wurde wilder, hungriger. Der arrogante Rotzbacke musste sich jetzt etwas denken. Unsere Atemzüge wurden abgehackter und schneller. Nach einer Weile lösten wir uns voneinander. Keuchend atmeten wir aus. Flink zog ich ihm mit seiner Unterstützung das Oberteil vom Leib. Nun konnte ich seine breite Brust in ihrer vollen Pracht bewundern. Ich wusste schon, dass sich auf seinem Rücken ebenfalls Peitschenstriemen befanden, schließlich war das nicht das erste Mal, dass ich ihn ohne Hemd sah. „Bist du dir sicher?", fragte er mich flüsternd. „Jetzt ist es sowieso schon zu spät", erwiderte ich. Schmunzelnd zog er mich noch näher zu sich. „Darauf habe ich ewig gewartet", raunte er mit dunkler Stimme. Ich spürte, wie mein Oberteil nach oben gezogen wurde. Sofort half ich ihm mich aus dem Stück Stoff zu befreien. Dieses nahm einen kurzen Moment lang mein Sichtfeld ein bevor es achtlos weggeworden wurde, wie sein Hemd zuvor. Leidenschaftlich legten wir unsere Lippen wieder aufeinander. Ein leichter Schweißfilm breitete sich auf seiner Haut aus. Wir beide wussten, worin das enden würde und keiner von uns beiden hatte Zweifel. Keiner von uns beiden interessierte es, ob der Wikinger, der sich im Erdgeschoss befand, etwas mitbekam. Keiner von uns beiden dachte an Morgen, sondern nur an die jetzige Vereinigung unserer Körper.

Mein Leben als HalbdrachinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt