Kapitel 15

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Ich spürte, dass wir unserem Ziel mittlerweile sehr nah waren. Ich hörte das laute Rauschen von Wasser in meinen Ohren. Mit ausgebreiteten Schwingen glitt ich langsam durch die kühle Luft. Langsam ging ich in den Sinkflug über. Ich war von dem langen Flug erschöpft und ausgelaugt. Meine Augenlider waren schwer und meine Flügelgelenke taub. Erschöpft ließ ich mich hängen. Allein die nach oben strömende Luft ließ mich nicht wie ein Stein nach unten fallen. Dennoch sank ich weiter nach unten. Ich näherte mich immer weiter der Wolkendecke. Schließlich brach ich durch diese und das Meer wurde wieder sichtbar doch mitten im Ozean befand sich ein Loch. „Was ist das hier?", hauchte Ben überwältigt. „Das mein Schatz ist die geheime Welt", erwiderte ich in der Menschensprache: „Ein Rückzugsort für alle Drachen." Zufrieden legte ich meine Flügel an und stürzte in das Loch hinab. Das Salzwasser fiel in Wasserfällen in dieses hinein. Überrascht krallte Ben sich fester an mich. Ein amüsierter Laut drang aus meiner Kehle. Zum Glück wusste ich genau, wohin ich musste. Spitze Felsen ragten in den Himmel. Geschmeidig lenkte ich mich um diese herum. Nach einer Weile stieß ich in einen der Wasserfälle hinein. Wassertropfen trafen auf meinen Körper und perlten kurz darauf von meiner ledrigen Haut ab. Ben gab nur einen erschrockenen Laut von sich, was ich mit amüsierten Glucksen kommentierte. Wir flogen durch einen dunklen Tunnel doch weiter vorne konnte man schon Licht sehen. Schnell raste ich auf dieses zu. Kurz war ich von diesem geblendet doch nach einem kurzen Moment konnte ich wieder klarsehen. Vor uns befanden sich verschiedene Säulen, die an manchen Stellen leuchteten. Es gab zu viele, außergewöhnliche Sachen, um diese alle auf einmal zu erfassen. Alles schien mystisch und magisch und war einfach atemberaubend. Ohne mich umzuschauen flog ich weiter. Plötzlich schoss ein weißer Drache vor uns empor. Überrascht bremste ich ab und blieb in der Luft stehen. Mit gleichmäßigen Flügelschlägen hielt ich mich in der Luft. Verwirrt musterte ich meine Gegenüber. Vor mir befand sich ein Lichtschatten, dessen Flügel zu den Kanten hin, dessen Schwanzflosse zum Ende hin und dessen Ohren schwarz waren. Also hatte mich geirrt, vor mir befand sich eine Kreuzung aus einem Licht- und einem Nachtschatten. Schuppen auf seinem Körper leuchteten und bildeten ein seltsames Muster bestehend aus kleinen Punkten, die sich manchmal zu kleinen Linien verbanden. Meine leuchteten nicht, dass wusste ich. Bei jedem anderen Drachen begannen die Schuppen zu leuchten, sobald sie hier ankamen doch bei mir blieb diese Wirkung aus. „Warum hast du einen Menschen hierhergebracht?", fauchte sie. „Ich habe mich an ihn gebunden und an jedem anderen Ort sind wir nicht sicher", erwiderte ich bissig: „Jeder Drache darf sich hier aufhalten, so sind die Regeln und er gehört nun einmal zu mir. Wenn du uns jetzt entschuldigen würdest ich bin müde von unserem Flug und möchte in meine Höhle zurückkehren." Verunsichert legte sie ihren Kopf schief. „Ich bin der Alpha hier und ich bin für die Sicherheit aller Drachen verantwortlich und ein Mensch bedroht diese", knurrte sie. „Ich weiß das wahrscheinlich besser als du", maulte ich: „Ich war auch einmal der Alpha der geheimen Welt!" Geschockt riss sie ihre Augen auf. „Wir reden morgen darüber", meinte ich autoritär: „Aber jetzt gehe ich schlafen." Ohne sie noch ein letztes Mal anzuschauen flog ich knapp an ihr vorbei. Meine Flügel brachten mich zu einer kleinen Öffnung in der Mauer. Ich war eine Weile lang ebenfalls der Alpha der geheimen Welt gewesen doch nach einer Weile waren uns Menschen viel zu nah gekommen und ich hatte sie weglocken müssen. Leider hatten sie mich gefangen und kurz darauf habe ich Garry kennengelernt. Geschmeidig glitt ich in diese hinein. Hinter dieser befand sich eine große Höhle. Erschöpft ließ ich mich auf den Felsboden fallen. Gähnend streckte ich mich. Meine Wirbelsäule knackste. Ben kletterte hastig von meinem Rücken und vertrat sich die Beine. Vor meinem inneren Auge sah ich meine Menschengestalt doch ich verschwendete nicht allzu viel Kraft für die Verwandlung. Als das Kribbeln wieder verschwunden war hatte ich immer noch meine Schwanzflosse, meine Ohren, Schuppen an manchen Stellen und meine Flügel. Seufzend legte ich mich auf den Boden. Müde legte ich meinen Kopf auf meiner Hand ab. Der Boden war zwar nicht sonderlich bequem doch ich hatte schon auf schlimmeren Böden geschlafen. „Du kannst dich zu mir legen und mich wärmen oder nicht aber bitte mach keinen Unsinn, ich will schlafen und wenn ich schlafe kann ich dich nicht vor den anderen Drachen beschützen", murmelte ich leise: „Außerdem sind wir ziemlich weit oben, es ist schwer dich aufzufangen, wenn ich schlafe." Die Dunkelheit griff nachdem ich ausgesprochen hatte schon nach mir. Ich hörte, wie Ben seufzte. Kurz darauf legte sich etwas Warmes hinter mir auf den Felsboden der Höhle. Der Schlaf zog mich mit sich hinab in die alles verschluckende Dunkelheit.

Mein Leben als HalbdrachinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt