Kapitel 4

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Hackenzahn wandte sich ab und verlagerte sein Gewicht auf seine Hinterbeine bevor er seine Flügel ausbreitete. Alles in mir fing an zu kribbeln. Die lederne Flügelhaut blähte sich auf als sie die Luft nach unten drückte. Ich spürte den Wind um meine Nase wehen. Meine Haare peitschten um mein Gesicht herum. Genießerisch schloss ich meine Augenlider und legte meinen Kopf in den Nacken. Der Geschmack der Freiheit lag auf meiner Zunge. Meine Muskeln lockerten sich. Der salzige Geruch des Meeres nahm zu. Dieser kitzelte leicht in meiner Nase. Ich genoss das rhythmische Schlagen der Drachenflügel und die kühle Luft, die meine erhitzte Haut abkühlte als ich den Albtraum auf einmal fluchen hörte: „Was soll das, du elende, fliegende Ratte?!" Die Temperatur um mich herum stieg. Flammen leckten gierig über meinen Körper. Langsam schlug ich meine Augen auf. Ich war umgeben von Feuer und in der Ferne sah ich einen schrecklichen Schrecken verschwinden. Zum Glück war ich größtenteils feuerfest. „Hackenzahn, die Andere!", brüllte Rotzbacke panisch. Sofort erstarben die Flammen und beide drehten sich zu mir um. Ihre schockierten Gesichter waren einfach göttlich, weshalb sich ein leichtes Schmunzeln auf meine Lippen schlich. Unschuldig zuckte ich mit meinen Schultern woraufhin die beiden sich langsam wieder nach vorne drehten. Gähnend streckte ich mich noch einmal. Ich hoffte für den Rat, dass er eine gute Erklärung hatte. Plötzlich sah ich ein Haus auf unserer Höhe. Es war ein relativ kleines Haus und vor dem Eingang befand sich eine längliche Plattform mit einem niedrigen Geländer. Vorsichtig landete Hackenzahn auf dieser. Flink sprang ich von seinem Rücken und ging auf die alte Frau zu, die vor der Haustür stand. Sie stützte sich schwer auf einen seltsamen Sock, der größer als sie selbst war und beobachtete mich träge mit ihren runden Augen. Hinter mir erhob sich der Albtraum wieder in die Luft und ein anderer Drache landete. Schließlich stand ich vor der alten Frau mit den langen, weißen Zöpfen und hinter mir alle Drachenreiter und der Gronkel. Mit zusammengekniffenen Augen schaute sie zu mir hoch. Geübt leckte ich mir mit meiner Zunge über den rechten Daumen und zeichnete mit diesen ein Auge auf ihre Stirn. „Ich rufe den Rat der Drachen", sagte ich verächtlich doch statt Wörtern drang ein Drachenfauchen aus meinem Mund. Selbst dieser kurze Satz in der Drachenzunge erforderte höchste Konzentration von mir, weil ich mich in meiner menschlichen Form befand. Ich konnte die Verwirrung meiner Begleiter förmlich schmecken. „Was hat sie gesagt?", fragte Fischbein aufgeregt. „Ich rufe den Rat der Drachen", wiederholte Hicks fragend meine Worte. Mir machte es nichts aus, dass er die Drachenzunge für die Anderen übersetzte weshalb ich auch nichts sagte. Die hellgrauen Augen verfärbten sich langsam. Ungeduldig beobachtete ich den Vorgang bis ich schließlich in orangene Drachenaugen schaute. Die Gesichtszüge von Gothi waren nun nicht mehr träge, sondern ähnlich verzogen wie die von einem Tier, dass auf der Jagt ist. „Wir hielten dich für tot, Agentin Arya", schnurrte der Drache durch das Medium in seiner Sprach. „Ich arbeite nicht mehr für euch!", wies ich ihn scharf zurecht. „Wirklich?", fragte er hämisch: „Ich kann mich nicht erinnern, dass du ausgetreten bist. Also warum glaubst du das?" „Ihr habt mich in eine Skrillhöhle geschickt, allein und ohne meine Fähigkeit", fauchte ich als Antwort: „Das gilt als Verrat und es steht in meinem Vertrag, dass ich dann einfach gehen darf." Tief atmete ich ein und richtete mich wieder gerade auf. Verdächtig ruhig fuhr ich fort: „Aber darum geht es jetzt nicht, es geht darum." Ohne meinen Gegenüber aus den Augen zu lassen klopfte ich mit meiner Faust zwei Mal auf das Halsband. „Was soll damit sein?", fragte er unschuldig. „Verarsch mich nicht!", fuhr ich ihn an und beugte mich zu ihm hinunter, um ihm genau in die Augen schauen zu können: „Ich habe dieses Teil öfter als irgendjemand anders getragen, es würde mich nicht wundern, wenn irgendwo mein Name eingraviert ist! Also warum könnte es statt bei euch um meinen Hals sein? Wenn ich raten müsste würde ich sagen ihr wollt wieder etwas von mir." Mit schmeichelnder Stimme begann er zu sprechen: „Das stimmt, keiner hat es so oft wie du getragen, aber nur, weil du nie gehorchen wolltest und immer nach deinen eigenen Regeln gespielt hast. Mit dem anderen hast du natürlich auch recht. Wir haben dafür gesorgt, dass er zu Garry kommt damit er es dir anlegen kann, wenn du den Auftrag vergeigst und nun ist es so weit aber wir bieten dir einen Deal an. Das Einzige, dass du tun musst, um dieses Halsband loszuwerden und damit deine Flügel wieder zu bekommen ist mit dem anderen Nachtschatten auszugehen, dass ist alles." „Das könnt ihr vergessen", schnauzte ich: „Glaubt ihr ich wüsste nichts von dieser „binden auf Lebenszeit Geschichte"?" Mit wütend funkelnden Augen starrte ich in seine verunsichert glitzernden. Langsam kam ich ihm noch näher und knurrte bedrohlich leise: „Ich bin dieses Band schon zwei Mal losgeworden, ich schaffe es auch ein drittes Mal! Danach werde ich immer noch wissen, wo ich euch Wixer finden kann!" „Das schaffst du sicher nicht", behauptete er selbstsicher doch ich sah, dass er schwer schlucken musste: „Nach dem letzten Mal haben wir die Zahl der Drachen, die es mit Magie versorgen gesteigert, es sind jetzt zehn. Versuch es erst gar nicht über Garry." Als ich nicht auf seine Worte reagierte zuckten seine Augen nervös. „Zehn sind kein Problem für mich", flüsterte ich leise. Mein Gegenüber wich einen Schritt vor mir zurück. Schockiert ergriff er die letzte Möglichkeit die ihm einfiel: „Was sagt dein Mensch dazu?" Ein schauderhaftes, breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Langsam leckte ich mir über meine Zähne und erwiderte: „Mein Mensch ist tot." Die Augen des Drachens weiteten sich bevor sie sich wieder verfärbten. „Du weißt, wie du uns kontaktieren kanns", sagte er mit zitternder Stimme. „Bereitet euch auf mich vor", meinte ich bevor er vollständig aus dem Medium verschwunden war. Dieses trat daraufhin mit weit aufgerissenen Augen ein paar Schritte zurück und musterte mich schockiert. Seufzend wandte ich mich von ihr ab. Warum wollte der Rat, dass ich mich an Nightmare binde? Was würde ihm das bringen? Wie konnte ich mich am Besten von diesem Band lösen? Ich könnte mir den Kopf abhacken und warten bis er wieder nachwächst aber es ist auch möglich, dass die Magie trotzdem funktioniert und dann könnte sich der Teil mit dem Halsband nicht mehr verwandeln, um diese zu brechen. Nein, das ist zu riskant, ich musste den schmerzvolleren Weg gehen. „Du schuldest uns jetzt Informationen", sagte Astrid furchtlos.

Mein Leben als HalbdrachinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt