Kapitel 2

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Es ist jetzt gut vier Wochen her seit dem Unfall. Die Zeit im Krankenhaus verlief eher ereignislos.
Meine Eltern hatten mich öfters besucht sowie auch Mark, mein bester Freund seit dem Kindergarten.
Ich hatte ein paar Krücken bekommen damit ich laufen konnte.
Ich hatte versucht ohne sie zu laufen aber sobald ich mein linkes Bein mehr belastete knickte es weg.
Dr. Friedrich war der Meinung das ich soweit wieder Gesund genug wäre um entlassen zu werden.
Mit einem Blick auf die Uhr sah ich das es bereits kurz vor elf Uhr war.
Meine Eltern wollten mich in gut zwei Stunden abholen kommen.
Ich setzte mich in meinem Bett auf, nahm mir meine Krücken und machte mich auf zum kleinen angrenzenden Badezimmer.
Ich putzte mir die Zähne und kämmte mir kurz die Haare. Fertig damit verstaute ich alles in meinen Kulturbesitz und betrachtete mein Spiegelbild.
Ich sah einen siebzehn jährigen mit schwarzem Haar, das inzwischen etwas zu lang war und Blaugrau Augen die mir betrübt entgegensahen.
Ein seufzen verließ meinen Mund. Mein Blick wandte runter zu meinem Bein. "Und so soll ich jetzt also immer laufen?" Ich ging wieder aus dem Bad um mich umzuziehen. Ein einfaches  graues T-shirt und eine dunkle Hose.
Ich packte noch den Rest meiner Klamotten in die große Reisetasche von zuhause und setzte mich ans Fenster.
Nach einer Weile kam Dr. Friedrich ins Zimmer um mich noch ein letztes mal zu untersuchen.
Gerade als er fertig war kamen meine Eltern ins Zimmer. Sie unterhielten sich noch kurz mit dem Arzt bevor dieser endgültig das Zimmer verließ.
Mein Vater brummte ein genervt klingendes: "Hallo Sohn." Bevor er sich meine Tasche packte und zum Parkplatz lief. "Komm, gehen wir endlich nach hause", meinte meine Mutter ohne mich wirklich dabei anzusehen.
Ich ging mit ihr zusammen zur Rezeption um mich abzumelden.
Anschließend gingen wir auf den Parkplatz wo mein Vater schon ungeduldig am Auto wartete.
Meine Eltern stiegen ohne Probleme ein. Ich jedoch brauchte ein paar Minuten, da mich mein Bein leicht behinderte. Als ich endlich im Auto saß und gerade die Tür zu machen wollte hörte ich ein wütenden " Geht's noch langsamer?! Ich habe heute auch noch andere Dinge zu erledigen!", von meinem Vater.
Ich machte schnell die Tür zu so das wir losfahren konnten.
Meine Eltern waren verhielten sich in letzter Zeit wirklich seltsam. Sie reden nur das nötigste mit mir und wollen mich nicht mal richtig ansehen.
Wenn Ben nicht da wäre hätten sie mich wahrscheinlich noch nicht einmal besucht.
Es wirkt fast so als ob sie mich ignorieren wollen. Ich versuchte während der Fahrt ein Gespräch anzufangen aber erhielt nur schweigen.
Seufzend sah ich wieder aus dem Fenster und beobachtete wie die Landschaft vorbei zog.

Zuhause angekommen ging ich nach oben in mein Zimmer. Endlich dort angekommen sah ich das meine Tasche einfach lieblos auf den Boden geworfen wurde.
Ansonsten sah alles noch ziemlich genau so aus wie ich es verlassen hatte. Ich setzte mich auf mein Bett und lehnte die Krücken an mein Nachtschränkchen daneben.
Es war Samstag und am Montag sollte ich wieder in die Schule.
《Was wohl die anderen sagen werden?》Mark hatte mich zwar öfters besucht, aber ich hatte nie den Mut ihm die Sache mit dem Bein zu erzählen.
Er war zwar mein bester Freund aber er war auch jemand der Leute nach Vorurteilen beurteilte. Demnach waren alle Leute mit Behinderungen jeglicher Art für ihn nur Schwächlinge die man am besten wegschicken sollte, damit sie einen nicht aufhielten.
Ich nahm es ihm nicht übel da ihm vieles von seinen Eltern eingetrichtert wurde.
Ich gebe zu ich habe Angst vor Montag, vor seiner Reaktion und die der Schule.
Die Tür wurde auf einmal aufgerissen und Ben rannte ins Zimmer.
"Demian!" Er lachte und das brachte auch mich zum lächeln. Ich hob ihn hoch und setzte ihn neben mich aufs Bett. Ben fing an zu schmollen.
"Ich hab dich ganz doll vermisst. Warum warst du solange nicht da?", fragte  er mich vorwurfsvoll. Ich lachte und durchwuschelte dabei seine Haare. "Ich hab dich auch vermisst kleiner. Weist du, ich war sehr krank und musste deswegen zu einem Arzt."
Er sah mich aus großen Augen an.
"Bist du jetzt wieder gesund?"
"Ja. Erzähl doch mal. Was hast du heute schönes gemacht?"
Sofort strahlte Ben übers ganze Gesicht und fing an zu erzählen.
Ich hörte die ganze Zeit aufmerksam zu und lächelte. Frohe darüber dass sich wenigstens noch einer normal verhielt.

Gebrochen, Verachtet und Gerettet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt