Epilog

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Pov. Anton (Tobys Vater)

Angespannt lief ich im Wohnzimmer auf und ab. Es war mittlerweile zwei Uhr morgens und Toby hatte sich immer noch nicht gemeldet. 
Draußen hatte es angefangen zu regnen und auch von Damien fehlte bislang jede Spur. 
Toby hatte versprochen uns sofort bescheid zu sagen wenn er Damien finden würde, allerdings waren er und seine Begleiter schon vor Stunden losgelaufen. 
Mit jeder Minute die verstrich wuchs meine Sorge mehr. Irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Ich hatte ein ungutes Gefühl, so als ob jeden Moment etwas schreckliches passieren würde, und damit war ich nicht allein.
Meine Frau Paula saß die ganze Zeit über nur vor dem Fenster in Damiens Zimmer und starrte zu der Stelle herüber bei der unser Sohn in den Wald gelaufen war. Ich hatte sie zuvor nur einmal so besorgt gesehen, und zwar damals als Toby sich beim spielen im Wald verletzt hatte und wir ihn suchen mussten.

Ich atmete einmal tief durch um mich etwas zu beruhigen, als Paula plötzlich ins Zimmer gestürmt kam. 
"Damien ist zurück!", rief sie fast schon und lief mit Erleichterung im Gesicht an mir vorbei, um zur Terrassentür zu gehen. 
Überrascht folgte ich ihr nach draußen, und tatsächlich. 

Einige Meter entfernt, am Waldrand, stand Damien im strömenden Regen.
Allerdings verstärkt sich mein schlechtes Gefühl nur noch mehr als ich ihn sah. 
Ich konnte nicht genau sagen weshalb, eigentlich sollte ich erleichtert sein, aber ich war es nicht. "Damien wo warst du denn? Komm schnell rein bevor du dir noch eine Erkältung holst", meinte meine Frau und wollte zu ihm gehen, jedoch hielt ich sie am Arm zurück und lief stattdessen selbst zu ihm. Der kalte Regen prasselte auf mich nieder, doch das interessierte mich im Moment recht wenig. 
Auf der hälfte blieb ich stehen und rief ihm zu: "Damien, wieso bist du weggelaufen? Und wo sind Toby und die anderen?"
Doch Damien rührte sich nicht, er sah einfach zu Boden und fing leise an zu kichern. Fragend und auch etwas verwirrt sah ich ihn an. Da bemerkte ich das er gar nicht zitterte. Es regnete seit gut einer halben Stunde wie aus Eimern und er war völlig durchnässt. Trotzdem zitterte er kein bisschen, obwohl draußen ein sehr kalter Wind aufgezogen war.
Damien verließ den Schatten der Bäume und ging langsam auf mich zu, aber ohne seine Krücken. 
Was war bloß mit ihm passiert?

Zwei Schritte vor mir blieb er stehen, den Blick immer noch zu Boden gesengt.
"Damien... was ist passiert?", fragte ich ihn besorgt. Wieder fing er an zu kichern und hob daraufhin den Kopf, um mir in die Augen zu schauen. 
Ich hörte wie Paula hinter mir scharf die Luft einzog und sich die Hände vor den Mund schlug, und auch ich erstarrte als ich ihn so sah. 

Seine Augen hatten sich tief Rot verfärbt, seine Nase und der Mund waren leicht zu einer bizarren Schnauze verformt aus der mich kleine scharfe Zähne anlächelten. Und dort wo einst seine Hände gewesen waren hingen jetzt lange scharfe Krallen. Was mich jedoch am meisten schockierte war die klaffende Wunde an seinem Hals.
"Ich bin passiert", erklang eine dunkle Stimme von ihm, die nicht ihm gehörte. 
Bei ihrem Klang jagte es mir einen Schauer über den Rücken. 
"Was hast du mit Damien gemacht?", riss mich die Stimme von Paula aus meiner Starre, die sich neben mich gestellt hatte. Sie zitterte leicht und ihr standen Tränen in den Augen, die sich versuchte zu unterdrücken. Ich nahm ihre Hand in meine um sie etwas beruhigen zu können. 

"Das selbe was ich mit eurem mickrigen Sohn gemacht habe", sagte Damien belustigt. 
"Was soll das heißen?", fragte ich ernst, doch dieses Ding fing nur wieder an zu kichern. Ich knurrte ihn an: "Was hast du getan?!"
Plötzlich tauchten aus dem Wald hinter ihm sechs Wölfe auf, die bedrohlich knurrend auf uns zu liefen.  Oder eher zu hinkten. Die Wölfe waren allesamt schwer verletzt und es grenzte an ein Wunder das sie sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnten.

Ich verwandelte mich in meine Wolfsgestalt und stellte mich schützend vor Paula. Ich knurrte den Wölfen entgegen, doch dann erkannte ich wer da vor uns stand. 
Es war unser Sohn Toby, sein Beta und die vier Krieger die sie begleitet hatten. 
Erschrocken hörte ich auf zu knurren und sah zu meinem Sohn. Tobys rechte Flanke so wie sein Bauch waren komplett aufgerissen und die Gedärme hingen Blut tropfend heraus. Seine Augen schienen leer und tot zu sein. Sie hatten ihr leuchten verloren und starrten stattdessen irgendwo ins nichts.
~Toby, wir sind es, deine Eltern. Was ist mit euch passiert?~, fragte ich ihn per Rudel Verbindung. 
Doch er knurrte er uns nur weiter an. Er schien nicht mehr er selbst zu sein. 

Ich sah wieder zu diesem Ding als es lauthals zu lachen anfing. "Eure Gesichter solltet ihr mal sehen. Zu köstlich", meinte es. 
~WAS HAST DU GETAN!~, schrie ich es mit Zorn in der Stimme an. Das Ding hörte auf zu lachen und sah mir grinsend in die Augen.
"Das was ich mit euch allen machen werde", antwortete die Dämonische Stimme kichernd und im nächsten Moment griffen uns die ersten Wölfe an. Ich konnte gerade noch ausweichen und stieß währenddessen meine Frau zur Seite. 
Doch bevor ich mich versah kam ein Schwarm Raben aus dem Wald geflogen der sich auf uns stürzte. 
Ich hörte noch die schmerzerfüllten Schreie von Paula, und nachdem sie verstummten konnte ich spüren wie sich eine immer größer werdende schmerzhafte leere in mir ausbreitete. Die Wölfe bissen sich in mein Fleisch, während die Raben laut krächzend mit ihren Schnäbeln auf mich ein hackten. 
Ich gestand mir meine Niederlage ein und heulte noch ein letztes mal auf, um das Rudel zu warnen. 
Danach verließen mich meine Kräfte und alles um mich herum wurde schwarz.

Gebrochen, Verachtet und Gerettet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt