Kapitel 17

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Pov. Damien

Es war jetzt eine Woche her seitdem ich in der Siedlung aufgewacht war. Der Tee den Daniel mir gab wirkte wahre Wunder, denn die Erkältung war nur nach zwei Tagen verschwunden.
Außerdem zeigte er mir noch ein paar Übungen für meinen Arm die ich jeden Tag machen sollte.
Es wurde zwar besser, aber nur schleichend.
Vincent hatte darauf bestanden das ich bei ihm und seinen Eltern wohnen sollte, solange bis ich nach hause konnte. Sein Vater willigte ein, jedoch unter der Bedingung das ich vorher zuhause anrufen sollte um meinen Eltern bescheit zu sagen wo ich war.
Ich hatte natürlich nicht angerufen und erzählt das es für sie okay wäre wenn ich vorübergehend bei Vincent wohnte.
Und genau das ließ mir keine Ruhe.
Versteht mich nicht falsch, ich wollte wieder zu meinen Eltern, aber ich hatte auch Angst davor wie sie reagieren würden.
Gerade jetzt wo ich noch an diesen dämlichen Rollstuhl gefesselt war.
Ich lag im Bett mit dem Blick auf das Fenster gerichtet.
Draußen regnete es in strömen und es sah auch nicht gerade so aus als würde es bald aufhören.
Heute würde mich Vincents Vater wieder nach hause fahren und mir schwirrten die ganze Zeit die verschiedensten Szenarien im Kopf wie das Wiedersehen mit meinen Eltern ausgehen könnte.
Ein klopfen riss mich aus meinen Gedanken.
Die Tür ging auf und Vincents Vater, Nero trat ein.
Er hatte eine komische Art an sich die ich einfach nicht beschreiben konnte.
Er machte den Eindruck als würde er jeden sofort anfahren wenn man nicht genau das tat was er sagte, aber wie sich herausstellte war er doch sehr freundlich und hilfsbereit.
Seine schwarzen Haare zierten schon die ersten grauen Strähnen und er schien auf einem Auge blind zu sein.
"Hast du alles?", fragte er mich mit seiner tiefen Stimme.
Ich nickte leicht und richtete mich auf.
Er half mir in den Rollstuhl und brachte mich zum Auto, nachdem ich meinen Rucksack geholt hatte.
Vincent wartete schon am Auto und lächelte mir aufmunternd zu.
Nachdem alles verstaut wahr und wir alle im Auto saßen ging es auch schon los.
Ich war innerlich ziemlich aufgewühlt und hatte ein schlechtes Gefühl dass das ganze nicht gut enden würde.
Allerdings bestand noch die stille Hoffnung das es meinen Eltern leidtun würde. Das sie mich wieder haben wollten und alles wieder gut werden würde. Das alles nur ein riesengroßes versehen war.
Nach knapp einer halben Stunde Fahrt standen wir also vor meinem Haus.
Nero wartete im Wagen, während Vincent mich zum Haus brachte.
Ich hatte angefangen leicht zu zittern als Vincent die Klingel betätigte.
Hoffnungsvoll sah ich auf als die Tür sich öffnete und uns mein Vater entgegenstand.
"Guten Tag Herr...", wollte Vincent ein Gespräch anfangen, wurde jedoch harsch von meinem Vater unterbrochen.
" Was willst du mit dem scheiß Krüppel hier?! Und hatte ich dir nicht ausdrücklich gesagt dass du dich hier nicht mehr blicken lassen sollst!", schrie er erst Vincent und dann mich an.
Damit zerbrach meine Hoffnung und traurig sav ich meinen Vater an.
"Was soll das den Bitte heißen?"; fragte Vincent perplex.
Mein Vater schnaubte: "Sie ihn dir doch an. Mit so einem nutzlosen Krüppel kann doch keiner was anfangen!"
"Er ist nicht nutzlos", meinte Vincent ernst.
"Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Krüppel wie er sind eine Schande für unsere Gesellschaf! Sollen sie ruhig elendig verrecken!", entgegnete mein Vater abfällig.
Das zu hören, ausgerechnet von dem Mann der mich mein ganzes Leben lang geliebt hat, und mich auch jetzt noch lieben sollte, brach mir die Seele. Mein Blick glitt zu Boden und die ersten Tränen traten mir in die Augen.
"Dieser Krüppel ist ihr Sohn. Das ist ihnen bewusst, oder?", hörte ich die angespannte Stimme von Vincent.
"Dieser verlauste Nichtsnutz hat weder in meiner Familie noch in meinem Haus etwas zu suchen!", gab mein Vater zurück.
Vincent wollte darauf etwas erwiedern, aber sein Vater kam ihm zuvor.
"Stimmt hier etwas nicht?", erklang seine dunkle Stimme.
"Ja. Dieser Bengel hier hat diesen Unrat von Krüppel auf mein Grundstück gebracht!", schnauzte mein Vater ihn an.
"Dieser Bengel gehört zufällig zu mir", meinte Nero gefährlich ruhig.
"Dann können sie die beiden gefälligst gleich wieder mitnehmen! Ich kann mit 'so was' nichts anfangen!", sagte mein Vater abfällig und sah mich dabei an.
Kurz darauf hörte man die Tür zuschlagen.
Kurz herschte Stille.
Der Damm brach und ich brach in Tränen aus, noch bevor jemand etwas sagen konnte.
Wir setzten uns wieder ins Auto,  während Vincent versuchte mich zu beruhigen.
Allerdings kamen seine Worte nicht wirklich bei mir an.
Ich hörte nur wie mein Vater mich auslachte, wie er mich beleidigte und meinte wie dumm ich doch war auch nur eine Sekunde zu glauben es würde alles wieder so werden wie früher. 
Es spielte sich immer wieder in meinem Kopf ab.
Ich wollte nur das es aufhörte und hielt mir verzweifelt die Ohren zu.
Vincent strich mir beruhigend über den Rücken und meinte nur das alles wieder gut werden würde, während Nero mit besorgter Miene durch den Rückspiegel immer wieder zu uns nach hinten sah.
Und so fuhren wir wieder zurück zur Siedlung.

Gebrochen, Verachtet und Gerettet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt