Kapitel 44

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Pov.Damien

Es waren jetzt schon drei Tage vergangen seit ich Sorkas im Wald getroffen hatte. Ich zweifelte nicht mehr daran, dass es nur Einbildung gewesen war sondern wirklich passiert war. Mittlerweile schmerzte das Mal an meiner Hand nicht mehr, doch dafür besorgte mich etwas anderes. 

Die Albträume waren zurück, allerdings andere als vorher, einer schlimmer als der andere. Manchmal sah ich Ralis Tod immer wieder vor mir, oder auch meinen eigenen. Zudem hatte ich die ganze Zeit ein schlechtes Gefühl, und eine leise Stimme in meinem Kopf sagte mir immer wieder das es falsch gewesen war mit Sorkas einzuschlagen. Das es falsch war Toby nichts davon zu sagen und ihn stattdessen anzulügen. Doch die Stimme war zu leise um von mir gehört zu werden.
Mit Toby hatte ich seit gestern kein Wort mehr gewechselt, nicht weil wir uns nicht gesehen hatten, sondern weil ich im Moment ziemlich wütend auf ihn war. Ich hatte ihm erzählt das ich zu lange im Wald spazieren gewesen war und deshalb kurz Pause gemacht habe und dabei wohl eingeschlafen war. Eine ziemlich dumme Ausrede, ich weiß, aber mir fiel in dem Moment nichts besseres ein. Als ich dann wieder zuhause bei Toby war ließ er mich keine Sekunde aus den Augen und ich durfte das Haus nicht mehr allein verlassen damit so etwas nicht nochmal passierte.

Gestern hatte er mir seinen neuen Beta vorgestellt, Simon. Und als ob das schon nicht genug wäre hatte dieser eingebildete Vollpfosten es tatsächlich gewagt in Ralis Zimmer zu ziehen. Ich musste deshalb im Gästezimmer schlafen. Ich hasste ihn dafür, und ich hasste Toby dafür das er so etwas zuließ.
Ich fühlte mich so allein gelassen wie schon lange nicht mehr. Frustriert saß ich in meinem neuen Zimmer am Fenster und starrte in den Wald. Dieses Zimmer hier war um einiges kleiner als das von Ralis und die einzigen Möbelstücke hier waren ein Bett, ein Schrank und ein kleiner Nachttisch auf dem eine Lampe stand.
Ein Seufzen kam von mir.
Mit einem traurigen Blick sah ich gen Himmel, der sich von der Abenddämmerung langsam rot färbte. "Warum hast du mich einfach zurück gelassen? Ich hatte außer dir doch nichts mehr", flüsterte ich leise.

Plötzlich landete mit lautem Flügelschlagen und gekrächze ein großer Rabe auf dem Fenstersims genau vor mir. Ich zuckte stark zusammen und sah den Raben erschrocken an.
Ein paar Momente später lief Sorkas aus dem Wald und blieb schließlich vor dem Haus stehen. Der Rabe flog zu ihm, um sich auf seinen Arm zu setzten.
Ich überlegte noch ob ich zu ihm nach draußen kommen sollte, tat es letzten Endes aber doch. Zu meinem Glück war im Moment nur Paula zuhause die in der Küche hantierte und mich dadurch nicht bemerkte. 

Wenig später stand ich also mit einem neutralen Gesichtsausdruck vor Sorkas. Er hingegen sah mich wieder mit diesem seltsamen lächeln an. "So sieht man sich wieder. Meine schwarzen Engelchen haben die Jäger gefunden nach denen du suchst", säuselte er voller Freude, während er den Vogel auf seinem Arm streichelte. 
"Wirklich? Wo?", fragte ich sofort, meine Zweifel für einen Moment vergessend. Er fing an zu kichern. "Das findest du noch schnell genug heraus. Hol deinen Bogen Junge, wir müssen los", entgegnete er nur. "Jetzt? Aber es wird doch bald dunkel", fing ich wieder an zu zweifeln. "Aber natürlich. Eine Sternlose Nacht ist perfekt für einen Angriff aus dem Hinterhalt", antwortete er grinsend.  "Aber ist es den nicht unüberlegt einfach so reinzustürmen? Ich meine, wir wissen noch nicht einmal wie viele sie sind", argumentierte ich.
"Ich habe euch beide bei der Schlacht hier beobachtet. Und du bist ein sehr begabter Schütze. Du wirst mit diesen Tölpeln keine allzu großen Schwierigkeiten bekommen. Glaub mir", redete Sorkas weiter auf mich ein.
"Ich weiß nicht so recht", erwiderte ich mit wachsendem Zweifel in der Stimme. "Ich kann auch wieder gehen. Dann musst du die Jäger eben auf eigene Faust finden müssen", sagte er auf einmal gespielt enttäuscht und wollte sich bereits umdrehen, doch ich hielt ihn davon ab.
"Warte! Ich... Ich hole meinen Bogen, Moment", sagte ich schnell. Sorkas blieb stehen und drehte sich wieder mit einem Lächeln zu mir. "Sehr schön. Geh schon, ich warte hier auf dich",antwortete er fröhlich.

Ich schlich mich also zurück in mein Zimmer um mich anschließend wieder raus zu schleichen. Paula hatte immer noch nichts bemerkt. 
Gut eine viertel Stunde später war ich wieder bei Sorkas und wir liefen in den Wald. Unsicher lief ich gut einen Meter hinter ihm, während er fröhlich gelaunt die ganze Zeit irgendein Lied vor sich hin summte.

Nach einer ganzen Weile war ich immer noch nicht da. Die Sonne war bereits unter gegangen und ich hatte längst die Orientierung verloren. Mittlerweile waren die Raben von letztem mal auch wieder da. Sie flogen durch die Luft, saßen hier und da auf Bäumen, und mit jedem Meter den wir liefen wurden es mehr. 
Schließlich verließ Sorkas vor mir den Wald und blieb stehen. Ich stellte mich neben ihn und war erstaunt. Wir standen auf einem Hügel. Unter uns, in der Talsenke, befand sich ein Industriegebäude das den Eindruck machte als ob es schon lange nicht mehr genutzt wurde. Doch es war nicht verlassen. Es standen einige Autos davor, und auch einige Leute die sich Augenscheinlich unterhielten. Und in dem Gebäude brannte Licht. 
Sorkas hatte also nicht gelogen was das Versteck der Jäger anging.

Gebrochen, Verachtet und Gerettet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt