Kapitel 18

5.1K 238 9
                                    

Pov. Damien

Als wir bei der Siedlung ankamen hatte ich mich kaum beruhigt.
Vincent versuchte es zwar ununterbrochen, aber es kam nicht wirklich bei mir an.
Ich hörte nur die Stimme meiner Eltern in meinen Kopf.
Wie sie mich auslachten und mich anschrien wie dumm und unnütz ich doch war.
Das ich endlich sterben sollte.
Ich konnte einfach nicht verstehen was hier passierte oder wieso meine Eltern mich verstoßen hatten.
War die Sache mit meinem Bein den wirklich so schlimm wie sie sagen?
Ich spürte wie mich jemand hochhob, wahrscheinlich Nero.
Er trug mich ins Haus und strich mir dabei über den Rücken.
Am Rande hörte ich die besorgte Stimme von Sara, Vincents Mutter.
Im Gästezimmer setzte er mich auf dem Bett ab, deckte mich zu und sagte noch etwas von Ruhe und Schlaf, bevor er mich allein ließ.
Ich weinte weiter bis mir vor Erschöpfung die Augen zufielen.
Nur um wieder in einem dieser Alpträume gefangen zu sein die mich seit Wochen verfolgten.

Mitten in der Nacht schreckte ich verschwitzt und mit Tränenüberströmten Gesicht auf.
Es dauerte etwas Bis ich realisierte das es nur ein Traum war.
Mit zitternden Händen machte ich die kleine Lampe neben meinem Bett an und atmete ein paar mal tief durch.
Als ich mich etwas beruhigt hatte nahm ich meinen Zeichenblock hervor und fing an die Kreatur zu zeichnen von der ich geträumt hatte.
Ich wusste ohnehin das ich diese Nacht nicht mehr schlafen konnte.

Als es dann endlich morgen war kam Vincent in mein Zimmer um mich für das Frühstück zu holen.
Ich erwiderte nichts, nickte nur mit den Kopf.
Zusammen mit seinen Eltern saßen wir dann wenig später am Tisch.
Sara fragte mich noch ob es mir gut ging, doch auch hier nickte ich nur leicht mit dem Kopf.
Kurz darauf fing Nero ein Gespräch an bei den sich alle außer mir beteiligten.
Ich beobachtete die ganze Szene nur stumm, doch als ich sah wie Vincent mit seinen Eltern redete und umging, und sie mit ihm, wurde mir übel.
So sollten Eltern zu ihren Kindern sein.
Wieso waren es meine also nicht?
Ich bekam kaum einen bissen runter.
So blieb über die Hälfte von meinem Brötchen auf den Teller liegen.
Ich bemerkte zwar die besorgten Blicke, aber sie sagten nichts.
Nach dem Frühstück brachte Vincent mich wiedermal zurück zum Arzt.
Begleitet wurden wir von Leo.
Die beiden versuchten ein Gespräch mit mir anzufangen, aber ich blockte komplett ab.
Ich wollte mit niemandem reden, ich wollte einfach nur meine Ruhe.

Wenig später waren wir auch schon bei Daniel angekommen.
Er untersuchte wie üblich meinen Arm und notierte sich etwas.
Dann sah er mich mit einem lächeln an.
"So Damien. Ich denke dein Arm ist soweit verheilt das du versuchen kannst wieder mit deinen Krücken zu laufen."
Das ließ mich aufhorchen.
Ich konnte endlich dieses fahrende Gefängnis loswerden?
Daniel gab mir meine Krücken und stellte sich zur anderen Seite des Raumes.
"Ok, lauf einfach zu mir."
Zuversichtlich sah Daniel zu mir rüber.
Vincent und Leo halfen mir beim aufstehen.
Ich stand etwas unsicher und wackelig auf den Beinen, aber ich stand. Jetzt musste ich nur noch ein paar Schritte machen.
Ich atmete tief durch um mein schnell schlagendes Herz zu beruhigen, und tatsächlich stand ich kurze Zeit später vor Daniel.
Er legte eine Hand auf meine Schulter.
"Sehr gut gemacht", lobte er mich mit einem lächeln.
Ich fühlte mich dadurch nicht mehr ganz so nutzlos und auch Leo und Vincent sprachen mir gut zu.
Daniel sagte mir noch das ich es nicht übertreiben sollte und lieber Schritt für Schritt mehr laufe bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten.
Leo würde heute bei uns übernachten.
Vincent feierte nächste Woche seinen 18. Geburtstag weswegen die beiden noch einiges planen und besprechen wollten.
So wie ich es mitbekommen hatte würde es eine recht große Feier werden und alle Bewohner der Siedlung würden da sein, sowie auch einige Bekannte.
Ich verstand nicht genau warum sie so ein großes Spektakel daraus machten.
Naja der 18. ist schon ein wichtiger Geburtstag, aber so wichtig nun auch wieder nicht.
Außerdem wusste ich schon jetzt das ich nicht allzulange bleiben würde.
Ich konnte große Menschenmassen noch nie leiden. Es war immer so laut und man verlor sich oft darin.
Zuhause angekommen gingen meine zwei Begleiter sofort im Vincents Zimmer um mit dem planen anzufangen. Ich ging in mein Zimmer und fing an zu zeichnen.
Früher hab ich sehr Farbenfroh gezeichnet und meine Zeichnungen hatten stets etwas schönes an sich.
Nicht selten waren darauf Tiere oder die Natur zu sehen.
Heute sind es nur noch die schattenhaften Dämonen die mich Nachts im Schlaf heimsuchten.
Wie sie mich verfolgten, zerrissen, mich auslachten und mich Stück für Stück in den Wahnsinn trieben.
Ich fühlte mich irgendwie befreiter wenn ich sie zeichnete, so als ob eine Last von mir ab fallen würde.

Gebrochen, Verachtet und Gerettet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt