Kapitel 23

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Pov. Damien

Und so saß ich hier. In einem Raum zusammen mit mir völlig fremden Leuten, die mich mit ihren Blicken förmlich durchbohren wollten. Der Appetit war mir längst vergangen, obwohl ich erst ein paar bissen gegessen hatte. Ich wurde zunehmend nervöser je länger die anhaltende Stille im Esszimmer wurde und hätte mich am liebsten einfach in Luft aufgelöst.

Was sie wohl von mir dachten? Sie halten mich bestimmt alle für einen Versager, so wie sie mich gestern gesehen haben. Mein Vater hatte wohl recht, ich war eine Schande für die Gesellschaft. Ich wollte gar nicht erst wissen wie sehr die anderen im Rudel sich über mich schämen würden.

Gerade wollte einer der Alphas zum reden ansetzen, da gellte ein freudiger Schrei durchs Haus. Überrascht sah ich auf und auch die anderen Anwesenden schienen nicht zu wissen was los war. Im nächsten Moment stürmte Sara ins Zimmer und strahlte bis über beide Ohren. 

"Was ist den los?", sprach einer die Frage aus die uns alle interressierte.

"Mein Sohn hat seine Luna gefunden", sagte sie freudig und die Freude schien auch sofort auf alle anderen überzugehen. Bis auf mich, verständlicher weise. Ich hatte ja keine Ahnung was genau eine "Luna" war, oder was es zu bedeuten hatte.

Nach und nach standen alle Alphas auf und gingen Richtung Haustür um den Neuankömmling zu begrüßen. Ich hingegen nutzte die Gelegenheit um wieder unbemerkt in meinem Zimmer zu verschwinden. Eine Weile hörte man ihre angeregte Unterhaltung im Flur, doch dann schienen sie ins Wohnzimmer zu gehen um dort weiterzureden. 

Ich hatte es mir derweil auf meinem Bett bequem gemacht und starrte an die Decke. Wie so oft in letzter Zeit hing ich meinen Gedanken nach. 

Einige Stunden später klopfte es an meiner Tür. "Herein", rief ich, ohne meinen Blick von der Decke zu lösen. Die Tür ging auf und ein betretener Vincent kam ins Zimmer. "Hey", meint er leise. Ich sah in nur stumm an. "Hör mal ich....das gestern Abend tut mir echt leid", meinte er ehrlich. Ich sah in weiterhin einfach nur an. Er seufzte daraufhin nur: "Damien, ich wollte dich wirklich nicht blamieren ehrlich. Es war nur das...ich", er seufzte erneut und strich sich durch die Haare. "Es ist schwer zu erklären." Mit einem verzweifelten Blick sah er mich an. Ein paar Minuten herschte Schweigen. Bis ich meinen Blick wieder an die Decke richtete. 

"Wenn das alle ist was du zu sagen hast kannst du auch wieder gehen. Ich will meine Ruhe", war meine einzige Antwort darauf. Ich spürte weiter Vincents Blick der auf mir lag, doch versuchte es zu ignorieren. 

"Damien, ich...", setzte er erneut an, doch weiter ließ ich ihn nicht kommen. "Ich sagte schon gut, und jetzt lass mich einfach in Ruhe!", fuhr ich ihn leicht gereizt an. Er ließ den Kopf sinken und verschwand tatsächlich ohne ein Wort. Ich atmete einmal tief durch und setzte mich auf. Ja, vielleicht war ich etwas hart mit ihm aber ich war ihm noch etwas sauer wegen gestern. Kurz darauf klopfte es wieder an der Tür, doch gegen meine Erwartung kam nicht Vincent ins Zimmer sondern Sara. "Ich wollte dir nur bescheid sagen das ich mit Vincent etwas spazieren gehe. Unsere Gäste wollten noch etwas wichtiges mit Nero besprechen, deswegen sind sie zum Ratsgebäude. Du bist also alleine, pass bitte auf das Haus auf während wir weg sind in Ordnung?", redete sie einfach drauf los. Sie bekam ein stummes nicken meinerseits. "Danke", sagte sie freudig und machte die Tür wieder zu nachdem sie aus meinem Zimmer verschwand. Danach hörte ich noch die Haustür und es wurde ruhig.

Nach einer weile sah ich aus dem Fenster, nur um festzustellen das es bereits dämmerte. Hab ich wirklich schon so lange nachgedacht? Seufzend stand ich auf und ging aus dem Zimmer. 

Es schien so als wäre ich immer noch allein zuhause, da ich außer mir niemanden hörte, aber sicher war ich mir nicht. Nachdem ich ein Glas Wasser in der Küche getrunken hatte ging ich wieder in mein Zimmer und setzte mich ans Fenster. Ich hatte von hier aus eine schöne Aussicht auf den Wald und ein Stück Landstraße, die durch den Wald verlief. Wenn man es denn überhaupt "Straße" nennen konnte. Es war einfach ein Weg aus brauner Erde bei dem hier und da ein paar Gräser heraus wuchsen.

Die Straße wurde eigentlich nur von den Rudelmitgliedern genutzt und war deshalb auch nicht gerade stark befahren. Gedankenverloren sah ich weiter aus dem Fenster, doch plötzlich raste ein mir fremdes Auto auf der Straße Richtung Siedlung. Etwas irritiert sah ich dem Auto hinterher. Wer könnte das wohl sein, irgendwelche Teenager die sich eine kleine Spritztour erlauben?

Kurz darauf hörte ich wie ein Auto in der Einfahrt parkte. Die Klingel ertönte und ich wusste nicht wirklich was ich tun sollte. Ich war kurz still um zu hören ob jemand an die Tür ging, aber ich war anscheinend wirklich allein. Seufzend nahm ich also meine Krücken und ging aus meinem Zimmer in Richtung Haustür als es wieder klingelte. Etwas nervös stand ich also vor der Haustür, eine Hand am Türgriff. War das eine gute Idee? Naja, jetzt war es wohl oder übel zu spät um sich darüber Gedanken zu machen. Ich atmete noch einmal tief durch und machte die Tür auf.    

Gebrochen, Verachtet und Gerettet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt