10) Places you want to visit:

21 0 6
                                    

Ich stand da. Sie neben mir. Der Wind fuhr mir scharf durchs Gesicht und zerzauste ihre Haare,doch es störte sie nicht, sie stand einfach nur da und genoss die Freiheit, die uns beiden dieser Ort verlieh.
Wir guckten beide in die Ferne, auf den Horizont. Es war ein herrliches Gefühl! Ein leichtes Lächeln Stahl sich auf meine Lippen. Ich grinste, trotz dem Ernst, der diese Situation ausgelöst hatte.

Ich blickte auf das Wasser, was sich ca 45 Meter unter mir erstreckte, es war so unendlich. Das Blau wirkte sanft, doch gleichzeitig misteriös.

Mir wurde urplötzlich warm. Die Mütze, die ich anhatte, schien regelrecht zu glühen, meine Jacke war trotz des beißenden Windes warm. Zu warm.

Einem Instinkt folgend riss ich die Mütze von meinem Kopf und der eiskalte Wind strömte über meine kahle Kopfhaut.
Ich hatte eine Glatze und das war eines der Anzeichen für den Grund, warum ich hier stand.
Ich hatte Krebs, es sah nicht mehr gut für mich aus und meine Freunde hatten beschlossen, dass ich mir von jedem etw. wünschen konnte. Etwas, was ich schon immer mal machen wollte, also stand ich jetzt hier, mit Laura, deren Gesicht ich kaum erkennen konnte, weil der Wind ihre braunen Haare in ihr, mir zugewantes, Gesicht wehte.

Ich fing an zu zittern. Mir war kalt, ich war schwach, aber ich wollte noch nicht gehen! Das war mein Wunsch! Mein Wunsch und meine Hoffnung mein Leben in den letzten Wochen noch zu genießen! Ich wollte es so und ich wollte ganz sicher nicht aufgeben! Ich würde nicht aufgeben!
Ich würde nicht gehen. Nicht jetzt!

Laura griff nach meiner Hand, die sich versteift hatte. Sie war warm, angenehm warm. Es tat gut ihre Hand zu spüren, zu wissen, dass jemand meine Hand hielt, obwohl es fest stand, dass ich sterben würde.

Ich blickte wieder nach vorne, aufs Meer, Laura tat es mir gleich.

,,Das Leben ist schön!" schrie ich, einer Eingebung folgend. Der Wind verschluckt meine Worte, nahm sie auf und würde sie behalten. Er würde sie immer in Erinnerung behalten und wenn sie jemand brauchen würde, würde er sie ihm geben.

Laura neben mir strahlte.
Sie war glücklich, das sah ich an ihrer Ausstrahlung, ihrer Mimik und ihren Augen.

Eine kleine Träne kullerte meine Wange herunter. Heute war die letzte Station. Ich war in Köln und Berlin gewesen, in Frankreich und nun war ich hier, in Island, da, wo ich schon immer mal hin wollte.
Ich hatte alle meine letzten Ziele erfüllt, nun konnte ich sterben. Ich hatte mein Leben ausgelbt. Ich war bereit!
Ich würde die letzten Wochen und Tage, eventuell nur Stunden, genießen. Ich würde mein Leben genießen, denn,, das Leben ist schön!"

Oneshots/TexteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt