14) A lone moon:

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Ich stand da, die Kapuze meines Hoodies über den Kopf gezogen, still in der Ecke, ich fiel nicht wirklich stark auf, hatte ein paar Freunde, wenn man sie so nennen konnte, eher gute Bekannte.

Ich blickte sie an. Wie so oft, ich starrte so oft zu ihr, doch es bemerkte keiner, weil mich keiner bemerkte.
Bei ihr war es ähnlich. Sie war oft einfach nur da, brachte sich mal ein bisschen in Gespräche ein, lachte, wenn einer einen Witz gemacht hatte, viel aber nicht großartig auf.
Sie war halt da, wurde hingenommen aber meistens nicht wirklich beachtet, sie hielt sich zurück, wollte nicht auffallen, trug nichts buntes, sehr viel grau und schwarz, manchmal blau, oder grün, aber niemals gelb, oder gar Pink.

Warum ich das wusste? Ich beobachtete sie. In jeder freien Minute beobachtete ich sie, ließ sie so gut wie nie aus den Augen. Ich schenkte ihr Beachtung, war der Einzige, der das tat und war der Einzige, der etw. bemerkte.

Sie war einsam, obwohl sie immer in der großen Gruppe, bei den Beliebten stand, war sie einsam, so einsam und verlassen, dass es mir schon körperlich weh tat.
Sie war sozial, schon fast zu sozial, der sozialste und nettesten Menach, der mir je begegnet war. Sie half immer, wenn jemand Probleme hatte und leuchtete, war fröhlich und strahlte etwas aus, doch ich war anscheinend der Einzige der das bemerkte...

Ihr Leuchten wird von den Sternen um sie herum überschattet und erstickt, All die Sterne wollten immer heller und stärker leuchten, doch sie nicht. Sie war kein Stern, sie war der Mond.
Durch das Licht der Anderen angestrahlt, doch immer Verdeckt. Sie zog nicht die gesamte Aufmerksamkeit auf sich, sie machte ihren Job, sorgte für Tag und Nacht, war zuverlässig, trotzdem wurde sie von Niemandem wertgeschätzt.
Niemand schätzte die große Kraft des Mondes, Niemand dachte daran, dass er die gesamten Meere bewegte, für Ebbe und Flut sorgte und so vieles, was für uns selbstverständlich war, ausmachte.

Ohne sie wäre ein Leben nicht vorstellbar, ohne sie würden Alle in Streit und Schlägereien verfallen, ohne sie, würde unsere Gemeinschaft kaputt gehen, denn sie war die, die sie stützte, die, der Hitze der zu größenwahnsinnigen Sterne, stand hielt und das Gerüst weiterhin stützte.

Sie nahm ihre Silber graue Mütze ab und fuhr sich kurz durch die blonden Haare, eine Angewohnheit von ihr, die ich oft beobachten konnte, denn sie trug fast immer ihre  Mütze. Sie sah bequem aus und war auch nicht aufdringlich. Sie fügte sich ein und auch das Silber stach nicht heraus, es machte Alles ein bisschen freundlicher und besonderer, man sah es nicht auf Anhieb, nur wenn man genau hinschaut erkannte man das Glänzen, welches von der Mütze und von ihr ausging. Ein leichtes Glimmen, ein leichtes, ganz schwaches Reflektieren der Lichter der Anderen, ich wollte es hervorlocken, es sichtbar machen, es aber nicht durch zu viel Aufmerksamkeit zerstören.
Ich wollte den Mond nicht aus seiner Umlaufbahn reißen, sondern meine Zeit mit ihm verbringen und mit ihm auf einer Wellenlänge sein. Ich wollte bei ihm sein, immer.

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