Kapitel 5

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Es war noch immer stockdunkel, mitten in der Nacht, als Michael von einem leisen aber gut hörbaren Geräusch munter wurde. Da es eben so finster war, musste er sich auf sein Gehör konzentrieren, um herauszufinden von wo dieses Geräusch herkam und wer oder was es verursachte.

Noch immer ganz verschlafen musste er entsetzt feststellen, dass das Geräusch von Stefan kam. Sein bester Freund weinte neben ihm.

Der Blonde dachte nicht einmal eine Sekunde darüber nach, als er zu ihm rüber robbte, seinen langen rechten Arm um seinen zitternden Oberkörper schlang und ihn sanft an sich zog. "Hey, Kleiner. Ist schon gut." Versuchte er seinen Zimmerkollegen zu beruhigen, der anfangs sogar versuchte sich aus seinen Griff zu lösen, aber schließlich schnell damit aufgab und sich dann doch fallen ließ.

Michael wusste nicht was genau ihm zu Tränen gebracht hatte, es war im Moment auch nicht wichtig, denn das Wichtigste war nun, dass er für ihn da war, ihn festhielt. Auch nach der gestrigen Nacht, konnte er ihn nicht einfach alleine neben ihn bitterlich weinen lassen. Stefan war doch sein bester Freund und daran würde sich nie etwas ändern.

Als der Braunhaarige sich erneute bewegte, bemerkte Michael erst, dass er sich nicht aus der Umarmung lösen wollte, sondern sich zu ihm umdrehen wollte. Stefan suchte die Nähe seines Freundes und war mehr als nur dankbar dafür, wenn er sein bereits tränenüberströmtes Gesicht in dem weichen Material seines Pyjamas vergraben konnte.

"Komm her, Kleiner. Ich bin ja da." Flüsterte der Blonde in die Dunkelheit, während er Stefan sanft an sich presste, beruhigend seinen zitternden Rücken streichelte, seinen bebenden Körper mit der Decke vorsichtig zudeckte und er versuchte ihn mit seinen eigenen Körper zu wärmen. Michael hatte es ernst gemeint. Sie waren noch immer beste Freunde und daran würde sich nie etwas ändern, auch nach gestern Nacht nicht. Er wird einfach immer für ihn da sein.

Er hielt ihn fest, hielt ihn einfach in seinen Armen dicht an seinen größeren Körper. Streichelte durch seine dunklen Haare, rubbelte vorsichtig seinen Rücken und flüsterte aufmunternde Worte in sein Ohr. Stefan hielt sich an dem Material seines Pyjamas fest, sein Gesicht noch immer gegen Michaels Brust gepresst. Er konnte einfach nicht aufhören zu weinen und zu zittern. Dem Blonden war es komplett egal, dass der Kleine sein Pyjama Shirt soeben mit seinen Tränen durchtränkte.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis Stefans Schluchzen verstummte, seine Tränen trockneten und sein Körper sich langsam beruhigte und nicht mehr wie wild zitterte. Selbst wenn es die ganze Nacht gedauerte hätte, hätte Michael nicht aufgehört. Sein Zimmerkollege brauchte ihn und er war für ihn da. So wie es Freunde nun einmal taten.

Aber der Blonde blieb ruhig, sogar nachdem sich der Kleine in seinen Armen beruhigt hatte. Vielleicht wollte er gar nicht darüber sprechen, einfach nur nahe bei ihm liegen und der Stille und Michaels Herzschlag lauschen. Vielleicht hatte Stefan auch nur einen bösen Albtraum gehabt und er würde, wenn Michael weiterhin so ruhig liegen bleiben würde, bald wieder einschlafen.

Aber schließlich hörte er Stefans zitternde Stimme, wenn er flüsterte "Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken oder dein Shirt schmutzig machen." Der Größere musste zu sich grinsen, da Stefan mal wieder gar keine Ahnung hatte wie liebenswert er doch eigentlich war.

"Schon okay, Kleiner. Du hättest mich viel früher aufwecken sollen. Du musst da nicht alleine durch." Flüsterte er seinen Zimmerkollege zurück. Stefan hatte seinen Kopf noch immer gegen den Brustkorb seines besten Freundes gelehnt, sodass Michael nur seine dunklen Haare ausmachen konnte.

Die Stimme des Jüngeren klang auf einmal wieder als würde er in der nächsten Sekunde erneut in Tränen ausbrechen, als er verzweifelt erwiderte "Doch. Ich muss da ganz alleine durch und ich glaub ich kann es nicht."

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