Kapitel 25

14 1 0
                                    

Am nächsten Morgen ging dann alles ziemlich schnell. Nach einem reichhaltigen Frühstück und einer kurzen Besprechung ging es auch schon Richtung Schanze. Stefan war total fokussiert und konnte es nicht mehr erwarten.

Doch bevor sie in ihren Teambus einstiegen, mussten alle nochmal auf ihr Zimmer um ihre Sachen zu holen. Wie jedes Mal stellte sich Stefan, bevor sie ihr Doppelzimmer verließen, vor den Größeren und sagte anflehend „Gib mir noch einen Abschiedskuss."

Michael rollte ein wenig seine Augen, da er seinen Zimmerkollegen schon hundert Mal gesagt hatte, dass er das nicht sagen sollte. Es hörte sich einfach nicht richtig an, so als ob es ihr allerletzter Kuss werden würde.

„Sag das nicht immer, Kleiner." Erzählte ihm der Blonde erneut, aber dennoch lehnte er sich zu ihm hinab und küsste lange seine sanften Lippen. Wie jedes Mal war es für Michael etwas Besonderes. Jeder Kuss von Stefan war einzigartig und berührte sein Herz. Er war süchtig danach und konnte es kaum mehr erwarten den nächsten zu bekommen. Aber natürlich gab es diesen erst wieder wenn sie zurückkommen werden.

Nachdem sich ihre Lippen wieder voneinander gelöst hatten, lächelte Stefan dankend und überglücklich zu seinen Freund hinauf, der denselben Gesichtsausdruck wie er hatte. Beide strahlten als sie ihr Zimmer gemeinsam verließen, mit einen Kuss auf den Lippen, mit dem sie nun den ganzen Tag aushalten mussten.

Den Vormittag würden sie mit Springen verbringen, nach dem Essen würden sie trainieren und anschließend hätten sie Therapien und sie würden das Material mit dem Team besprechen. Es war ein schöner, warmer Frühlingstag, was die Stimmung aller nur noch mehr hob. Das tolle Wetter lockte sogar ein paar Fans zur Schanze und auch ein neugieriges Kamerateam begleitete sie bei ihrem Training, was das gesamte Team aber nicht weiterhin störte.

Zwei ihrer insgesamt fünf Trainingssprünge hatte sie alle bereits hinter sich. Stefan war soweit zufrieden mit allem, hatte ein gutes Gefühl gehabt bei seinen Sprüngen. Michael hatte soeben seinen dritten absolviert und auch er konnte nicht meckern. Die Schanze gefiel ihm.

Bevor er sich vom Balken abstieß konnte er noch einen schnellen Blick auf den Kleinen erhaschen. Er lächelte ihn dieses süße Lächeln entgegen, was der Ältere sich einbildete dass nur er von ihm geschenkt bekam. Michael schmunzelte noch schnell zurück, bevor er sich wieder voll und ganz konzentrierte. Er war so froh Stefan in seinen Leben zu haben.

Der Blonde hatte sicher unten angekommen soeben seine Schuhe gewechselt, als Thomas und Manuel an ihm vorbei kamen und fragten „Kommst du mit? Ein Platz wäre noch frei im Fahrstuhl." Während Michael seine Skischuhe neben seine an den Zaun angelehnten Ski abstellte, antwortete er den beiden „Danke, aber ich warte noch auf Stefan."

Eigentlich sollten es mittlerweile bereits alle wissen, dass Michael immer auf Stefan wartete und auch umgekehrt. Nicht nur weil sie jede einzelne Sekunde ausnutzen wollten um etwas Zeit zusammen zu verbringen, sie wollten sich auch austauschen und sich gegenseitig Tipps geben.

Wie immer nickten die beiden jungen Männer ihr Köpfe, doch sie blieben wo sie waren und sahen zur Schanze hinauf, wo gerade Gregor herunter segelte. Kurz darauf sah Michael bereits wie Stefan oben am Balken Platz nahm. Stolz lächelte er zu sich selbst, auch wenn der Kleine so weit weg war und er seinen Freund wahrscheinlich nicht einmal wahrnahm, da er vermutlich so konzentriert wie immer war.

Der Blonde wandte seinen Blick kein einziges Mal von dem Kleinen am Balken ab, auch nicht als er sich wegstieß und schnell die Spur runter raste. Wie ein Adler stieg Stefan in die Lüfte und der Ältere fragte sich vermutlich zum tausendsten Mal, wie er das nur machte. Er würde gewinnen, Michael wusste es einfach.

Doch dann passierte es. Es sah wie in einen seiner schlimmsten Albträume aus, wenn Stefan gerade am höchsten Punkt seines Sprungs angekommen war und er wie wild mit seinen Händen zu rudern begann. Das stolze Lächeln auf Michaels Lippen verblasste innerhalb einer halben Sekunde und das Blut in seinen Adern gefror.

UnvergesslichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt