Kapitel 26

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Eine gefühlte Ewigkeit saßen die vier Teamkollegen so, bis eine vertraute Stimme ihnen näher und näher kam. Es war Michaels und Stefans Coach Patrick, der mit Jungs nach ihnen gerufen hat. Als Michael ihn durch seine tränenüberströmten Augen wahrnahm, wollte er im selben Augenblick wieder das, das er eigentlich schon die ganze Zeit über wollte.

Plötzlich stand der Blonde schnell auf und stieg über seine Freund hinweg in Richtung seines Coaches. Seine Beine fühlten sich taub an und er konnte nicht richtig gehen, aber er hatte auf einmal diese neue Kraft in sich gefunden.

„Stefan. Ich muss zu ihm." Sagte der Ältere entschlossen und wollte gerade an Patrick vorbei marschieren, wenn ihm dieser zurückhielt. Er hielt seinen Schützling an seinen Oberarmen fest, sodass er nicht entwischen konnte.

„Michi. Jetzt beruhig dich erstmal." Versuchte er sanft, aber es bewirkte genau das Gegenteil. „Nein! Er braucht mich! Ich muss zu Stefan!" Wiederholt sich der Blonde. Der Coach versuchte Verständnis zu zeigen, indem er eilig nickte und sagte „Ich weiß, ich versteh dich ja. Aber du weißt ja nicht einmal in welches Krankenhaus sie ihn gebracht haben."

Daran hatte Michael noch gar nicht gedacht, was ihm auch erst jetzt in diesem Augenblick bewusst wurde. Er hatte doch noch nicht einmal ein Auto hier, mit dem er fahren hätte können. Da seine Willenskraft sich aus dem Griff seines Trainers zu befreien nachließ, ließ auch der Mann seinen Druck weicher werden, bevor er fortfuhr „Ich bring dich zu ihm, einverstanden? Aber vorher musst du dich noch umziehen, okay?"

Schnell nickte Michael seinen Kopf, bevor Patrick seinen Arm um seine Schultern legte und ihn in Richtung ihres kleinen Teambuses führte. Die anderen folgten den Beiden schnell und wortlos. Keiner sagte auch nur ein Wort während der Fahrt zurück ins Hotel.

Manuel setzte sich nach ein paar Minuten vorsichtig neben Michael, der ihn nicht einmal bemerkt hatte so sehr war er in seinen Gedanken und Ängsten an seinen besten Freund versunken. Mit dem Ärmel seiner Weste wischte Manuel vorsichtig das Blut aus Michaels Gesicht, welches er sich vorhin als er zusammengebrochen war unwissend selbst auf seinem Gesicht verteilt hatte.

Bei dieser Erkenntnis sah der Blonde zu seinen zittrigen Händen hinab, die rot eingefärbt von dem Blut seines besten Freundes waren. Noch während er seine Hände ansah fing er erneut hysterisch zu schluchzen an. Er bekam kaum Luft so schrecklich fühlte er sich. Das war Stefans Blut. Das Blut des Mannes, welchen er über alles liebte. Auf seinen eigenen Händen.

Als Manuel mitbekam warum sein Freund auf einmal wieder so hysterisch zu weinen begann, wischte er auch das Blut von seinen Händen schnell weg, um sie danach zu halten. Der Braunhaarige gab den Blonden so etwas wie ein Lächeln, auch wenn ihm währenddessen selbst die Tränen über die Wangen liefen.

Es sollte Michael aufbaue, auch als er ruhig flüsterte, dass alles wieder gut werden würde und er ihn gut gemeint seinen Arm um die Schultern legte und ihn an sich drückte. Aber es war keine Hilfe für Michael, zumal er rund um ihn herum nichts mitbekam, da die Sorge um Stefan einfach zu groß war.

Im Hotel dann endlich angekommen, lief der Blonde so schnell wie möglich hoch zu seinem Zimmer, er nahm vier Stiegen auf einmal und hätte beinahe eine Putzfrau auf dem Gang nieder gerannt.

Er versuchte den Gedanken runter zu schlucken, als er das Zimmer betrat und er Stefan jetzt eigentlich hätte wieder küssen können. Doch der Kleine war nicht da. Er lag irgendwo alleine in einen Krankenhaus und kämpfte vermutlich im Moment gerade um sein Leben.

Gib mir noch einen Abschiedskuss. Das waren heute Morgen Stefans Worte gewesen.

Was wenn er damit Recht hatte? Was wenn dies wirklich ihr letzter, ihr Abschiedskuss gewesen war?

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