5) Von Liebe und Gymnastikbällen

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„Bellamy? I-ist alles okay?" Clarkes unsichere Miene liess ihn wieder zu sich kommen.
„Äh, ja ... Tut mir leid, ich bin nur ... ähm ..." Das war ja grandios; er konnte keinen vernünftigen Satz mehr bilden.
Scheisse Mann, jetzt reiss dich mal zusammen!

Bellamy stemmte eine Hand in die Hüfte und strich sich mit der anderen die Haare aus der Stirn.
„Du hast mich gerade ziemlich überrascht, wenn ich ehrlich bin. Ich wusste nicht, dass du so denkst."

Clarke schnitt eine Grimasse.
„Woher solltest du das auch wissen? Schliesslich habe ich die schlimmstmögliche Art gewählt, es dir zu zeigen: Indem ich dich verlassen habe, als du mich am meisten gebraucht hast."
Ihre Stimme brach und sie wandte den Blick ab.

„Darüber haben wir doch schon geredet, Clarke", erwiderte Bellamy ruhig. „Das Thema ist für mich durch. Ich weiss, warum du es getan hast und kann es sogar verstehen. Ich war in Bezug auf Octavia genau gleich wie du mit Madi. Wer bin ich also, jemanden deshalb zu verurteilen, weil er seine Familie beschützen will? Lass uns diesen Teil vergessen und einfach nach vorne schauen, okay?"

Seufzend hob sie das Kinn.
„Ich weiss nicht, ob ich das kann", gab sie leise zu. „Du magst mir deswegen verziehen haben, aber ich werde das nie können. Ich kann einfach nicht fassen, dass ich dir das angetan habe! Wenn ich an diesen Tag zurückdenke, ist es, als wäre das nicht ich, sondern ein anderer Mensch gewesen, der dich in dieser Kampfgrube zurückgelassen hat. Ich kann meine Entscheidung von damals nicht mehr nachvollziehen. Ich war wie ein Roboter ... so gefühllos. Und so will ich dir gegenüber nie wieder sein, Bellamy, niemals wieder!" Einzelne Tränen stahlen sich aus ihren Augenwinkeln. „Ich will dich nicht mehr verletzen. Das hast du einfach nicht verdient."

Er hätte Clarke am liebsten an sich gezogen und nie mehr losgelassen. Dass es sie innerlich derart zerriss, dass sie diesen Schmerz seinetwegen fühlte – solche Gefühle für ihn hatte – überwältigte ihn erneut. Sie hatte ihm schon bei einigen anderen Gelegenheiten gesagt, dass sie ihn brauchte und er ihr wichtig war. Doch es war das erste Mal, dass er ihr die Aussage ganz und gar glaubte. Dass es hierbei um seinetwegen, um ihn als Person, ging – und nicht um eine höhere Sache. Nicht, weil sie zusammen irgendwelche Feinde besiegen oder einen Weg zum Überleben finden mussten. Sondern weil er ihr als Mensch etwas bedeutete.
Das Herz klopfte mittlerweile deutlich schneller in seiner Brust und seine Kehle fühlte sich eng an. Sogar das Atmen viel ihm plötzlich schwerer.
Du bist so ein Softie,
spottete die Stimme. Allerdings klang sie dieses Mal nicht überheblich, sondern freundschaftlich und amüsiert.

Bellamy streckte die Hand aus, um im gleichen Zug sanft über Clarkes Wange zu fahren und mit dem Daumen die Tränenspur fortzuwischen. Dann trat er noch näher an sie heran, so dass sie zu ihm aufschauen musste.
„Danke", schaffte er es hervorzubringen. „Das was du eben alles gesagt hast, bedeutet mir mehr als du dir vorstellen kannst."

„Oh Bellamy", stiess sie erstickt hervor und schlang die Arme um ihn, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust.
Er erwiderte die Umarmung, drückte Clarke zärtlich an sich. Es erstaunte ihn jedes Mal aufs Neue, wie gut sie roch. Wie gut sie sich anfühlte. Das hier war richtig. Sie gehörten zusammen. Nur sie gab ihm dieses Gefühl von Frieden und Geborgenheit. Von Zuhause.
Clarke löste sich langsam von ihm, nicht ohne sein Gesicht aus den Augen zu lassen.
Himmel, ihre Augen ... Es lag immer eine gewisse Tiefgründigkeit ihn ihnen, doch jetzt glaubte Bellamy, geradezu darin zu versinken. Sie verschlangen ihn regelrecht. Das Blau ihrer Iriden sah viel dunkler aus als normal, irgendwie verhangen. Er glaubte darin Zärtlichkeit zu erkennen und ... War das etwa ... Sehnsucht? Begierde? Ihm wurde jedenfalls verflucht heiss davon.
Clarkes Atem ging ebenfalls schwerer. Ihr Blick wandere ohne Hast über sein Gesicht, als wollte sie es sich ganz genau einprägen. Von der Stirn zur Nase, über die Wangen und das Kinn, bis er schliesslich bei seinen Lippen hängen blieb.

Wenn du sie jetzt nicht küsst, dann werde ich dir 'nen Schlaganfall verpassen!
Glaub mir, das kann ich.
Bellamy hätte die Drohung gar nicht gebraucht, denn er reagierte sofort, indem er mit einer Hand Clarkes Gesicht umfasste und sich leicht zu ihr hinabbeugte. Er tat es langsam und unaufdringlich, um ihr die Gelegenheit zu geben, sich zurückzuziehen, falls er hier gerade etwas falsch interpretiert haben sollte. Doch sie tat nichts dergleichen, im Gegenteil: Sie lächelte und reckte sich ihm entgegen.

Eine zweite Chance (Bellarke FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt