12) Blödmann vs. Gentleman

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Wie abgemacht trafen sie sich eine halbe Stunde später beim grossen Felsen am See.
Da es wettertechnisch ein sonniger und warmer Sonntag war, zog es dutzende Leute ans Wasser, doch Bellamy, Clarke und Madi hatten den Platz gut gewählt. Das Ufer an dieser Stelle war mit Kies und grösseren Steinen bedeckt, was wohl der Grund war, warum die Badegäste lieber andere Plätze aufsuchten. Die meisten bevorzugten einen sandigen oder erdigen Untergrund. Als ehemalige Überlebenskünstler waren sich Clarke, Bellamy und Madi so einiges gewöhnt, daher störte sie der harte Untergrund nicht weiter.

Madi hatte für später einen Speer zum Fischen mitgenommen, aber erst wollte sie eine Runde schwimmen.
"Gut, aber bleib bitte in Hörweite. Schwimm nicht zu weit in den See hinaus", ermahnte Clarke sie.

Madi schnaufte laut durch die Nase. "Echt jetzt?! Ich kann fischen und schwimmen, seit ich fünf war - und das weisst du ganz genau. Einige Tricks hast du dir nämlich von mir abgeguckt."

"Du hast Recht", gab Clarke zu. "Du kannst auf dich selbst aufpassen. Aber deswegen werde ich trotzdem nie aufhören, mir Sorgen um dich zu machen."

Schelmisch zuckte das Mädchen mit seinen markanten Augenbrauen. "Dafür hast du ja jetzt Bellamy. Er wird dich bestimmt von deinen Sorgen ablenken."
Und schon war sie davongehuscht.

Clarke räusperte sich, wich Bellamys Blick gekonnt aus und holte aus ihrer Tasche eine hellblaue Decke hervor, die sie an einer nicht ganz so steinigen Stelle am Boden ausbreitete.
"Ich hab' Beerensaft dabei. Möchtest du welchen?", fragte sie ihn und er bejahte, während die beiden sich nebeneinander auf die Decke setzten.

Clarke mühte sich mit dem Verschluss der Flasche ab, versuchte immer wieder erfolglos ihn aufzudrehen, weshalb Bellamy hilfsbereit die Hand ausstreckte und darauf wartete, dass sie ihm die Flasche übergab. Zwar tat sie es, jedoch sichtbar widerwillig und nicht ohne die Augen zu verdrehen. Sie mochte es gar nicht, wenn sie etwas nicht aus eigener Kraft schaffte, das wusste er haargenau. Deswegen sparte er sich jeglichen Kommentar, als er ihr die geöffnete Flasche zurückgab.

"Danke", sagte sie mit sanfter Stimme und überraschte ihn damit. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. "Siehst du; wie ich es dir gesagt habe. Ich brauche dich. Und zwar nicht nur zum Aufmachen von Flaschen."
Ehe Bellamy etwas darauf erwidern konnte, schenkte Clarke zwei Becher ein und reichte ihm einen davon.
"Es ist himmlisch hier", schwärmte sie und nahm einen Schluck des dunkelroten Saftes. "Findest du nicht auch?"

Er konnte ihr nur zustimmen. Vor allem gefiel ihm Clarkes Anblick in ihren kurzen Shorts und dem engen Top, doch das behielt er für sich.

Sie begannen, sich über dieses und jenes zu unterhalten, erzählten einander von ihrer Arbeit und ihren Hobbies, denen sie nun sogar regelmässig nachgehen konnten. Clarke verkündete fröhlich, dass sie vor kurzem eine richtige Staffelei, Papier und Kohlestifte hatte auftreiben können und somit wieder öfters malte, was Bellamy aufrichtig für sie freute.
Ihr aller Leben verlief endlich wieder in normalen Bahnen. Monty hatte mit dem Aufspüren dieses Planeten den Jackpot geknackt.

Zufrieden liess Bellamy sich nach hinten auf die Ellbogen sinken, überkreuzte seine Fussknöchel und liess den Blick über den See schweifen.
Madis brauner Haarschopf und ihr rotes T-Shirt, das sie zum Schwimmen trug, waren im Wasser gut zu erkennen. Mal tauchte sie unter, dann schoss sie zurück nach oben und landete mit einem lauten Platscher wieder im Wasser.
"Sie sieht aus wie ein zu klein geratener Delfin", grinste er.
Da von Clarke keine Antwort kam, drehte er verwundert den Kopf, um nach ihr zu sehen und registrierte erstaunt, dass sie beide im Laufe des Gesprächs ziemlich nahe zueinander gerutscht waren.

Sie hatte ihn wohl schon eine Weile von der Seite her betrachtet, denn nun blinzelte sie ertappt. Doch sie wich nicht zurück und sah ihn weiterhin unverwandt an.
"Es ... es ist irgendwie seltsam, dich so zu sehen", sagte sie mit belegter Stimme. "Äusserlich siehst du praktisch wieder aus wie früher, aber alles andere, was dich ausmacht, hat sich seit damals so sehr verändert. Du hast eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht."

"Du findest also nicht mehr, dass ich die Hälfte der Zeit ein Blödmann bin?", neckte Bellamy sie.

"Nein. Den Blödmann hast du hinter dir gelassen. Meistens jedenfalls", stichelte Clarke zurück.
Ohne Vorwarnung streckte sie auf einmal die Hand aus und fuhr ganz sachte über die Narbe an seiner Oberlippe.
"Die hatte ich schon ganz vergessen. Wie ist das eigentlich passiert?"

Eine zweite Chance (Bellarke FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt