Erneut wechselte die Musikrichtung und es drang nun Elektropop aus den Lautsprechern.
Es war beachtlich, welch grosse Sammlung an verschiedenen Songs die Einwohner von Sanctum über die Jahrhunderte auf einem fremden Planeten fern der Erde hatten bewahren können.
Befangen registrierte Bellamy, wie die Leute im Raum wieder mit dem Rumgehüpfe anfingen.
Ehe er es Clarke gleichtun und sich von der Tanzfläche verdrücken konnte, kam Madi wie ein kleiner Wirbelwind zu ihm gestürmt.
"Tanz mit mir, Bell! Bitte bitte!"
Im Grunde hatte er in dieser Sache gar kein Mitspracherecht, denn sie hatte bereits seine Hände gepackt und bewegte die Arme rhythmisch vor und zurück.
Ach was soll's, dachte er und konnte nicht anders, als über Madis Enthusiasmus zu schmunzeln.
Er machte bei ihrem Spiel mit, liess Madi an seiner Hand zweimal hintereinander eine Pirouette drehen und hob sie dann sogar hoch, um sich mit ihr zusammen um die eigene Achse zu drehen. Ihr Strahlen währenddessen war unbezahlbar.
Genauso wie Clarkes glücklicher Gesichtsausdruck. Er bemerkte natürlich, dass sie ihn und Madi von der Bar aus beobachtete.
Bellamy musste seine Meinung revidieren: Tanzen war ja doch nicht soo übel.Es ging nicht lange und auch Clarke war wieder inmitten der Tanzenden, Raven im Schlepptau. Die begnadete Mechanikerin war aufgrund des Handicaps mit ihrem Bein ein wenig eingeschränkt in ihren Bewegungen, liess es sich aber nicht nehmen, mit ihren Freunden zu feiern.
Bellamy legte einen Arm um Ravens Schulter, den anderen um Madis und zusammen schunkelten sie hin und her, während Clarke mit Abby und Marcus dasselbe tat.Beim darauffolgenden Song zettelten Jordan, Murphy, Emori und Gaia eine Polonaise an, an die sich alle anderen nur zu gern anschlossen.
Dabei kreuzten sich Bellamys und Murphys Blicke. Murphy zeigte mit der geöffneten Hand auf ihn, hob die Augenbrauen und sein Mund stand weit offen. Wie wenn er sagen wollte: "Wow, du kannst ja doch feiern!" Lobend reckte er einen Daumen in die Höhe und nickte Bellamy zu.
Der zuckte nur grinsend mit einer Schulter und beschloss, die Nervensäge noch ein wenig länger leben zu lassen.
Er hatte nämlich gerade richtig gute Laune. Das Leben war schön.
Jap. Fehlen nur noch die Regenbogen-pupsenden Einhörner.***
Die Party fand um 03.00 Uhr morgens ihr Ende. Erschöpft, aber glücklich, verliessen alle gemeinsam das Gemeinschaftszentrum. Sie verabschiedeten sich nicht einzeln voneinander, sondern wünschten einander im Kollektiv eine gute Nacht. Auch Clarke winkte Bellamy nur kurz zu, ehe sie sich mit ihrer Mutter, Madi und Kane auf den Weg in ihre Unterkunft machte.
Allerdings wandte sie sich noch einmal um und schenkte ihm einen letzten intensiven Blick, der sich tief in Bellamys Seele einbrannte. Es war ein Blick voller Zuneigung.Mit einem leisen Stöhnen liess Bellamy bald darauf die Wohnungstür hinter sich zufallen. Komisch, seine Glieder hatten ihm nach einigen Kampftrainings weniger wehgetan als nach zwei Stunden Tanzen.
Er bewohnte alleine einen Teil eines Wohnblocks und durfte ein Schlafzimmer, ein kleines Bad mit Dusche sowie einen relativ grossen Wohnraum, in dem auch eine Kochnische zu finden war, sein Eigen nennen.
Wie er es genoss, fliessendes, warmes Wasser zu haben! Und gut riechende Seife! Auf solch einen Luxus hatte er echt lange verzichten müssen. Das Gefühl, jetzt unter dem Duschstrahl zu stehen und das warme Wasser über seinen Körper fliessen zu lassen, war einfach herrlich. Ausserdem freute er sich auf sein Bett. Ein eigenes, sauberes Bett, das weder aus Zweigen und Blättern noch aus Stroh oder Gras bestand. Oder - wie die letzten Monate im Raumschiff - aus einfachen, brettharten und verdammt schmalen Pritschen. Mehr als einmal war Bellamy auf dem Boden gelandet, weil er sich auf einem solchen Foltergerät im Schlaf umgedreht hatte. Glücklicherweise waren diese Zeiten nun vorbei.
Nur mit Boxershorts bekleidet kuschelte er sich ins Laken, die weiche Decke um sich geschlungen. Wenn er auf dem Rücken lag und den Kopf zur Seite drehte, konnte er durch das Fenster ein kleines Stückchen des Sternenhimmels erkennen.
Wieder einmal konnte er es kaum fassen, dass er hier auf diesem Planeten, hier in Sanctum war. Dass sie alle zusammen hier sein durften und ein neues Zuhause gefunden hatten. Und wieder einmal beschlich ihn gleich darauf das Gefühl, ihr Glück könnte nur von kurzer Dauer sein. Etwas an diesem Ort war trügerisch. Er wusste nur noch nicht was.
Vielleicht bin ich aber auch einfach nur paranoid, wies er sich in Gedanken zurecht.
Er hatte so viel Verrat, Krieg und Zerstörung erlebt; es war eigentlich nur eine logische Konsequenz, dass er immer so misstrauisch und wachsam war. Zuerst würde er wieder lernen müssen, was es hiess, Hoffnung zu haben und zu vertrauen. Was es hiess, Mensch zu sein.
Monty war in dieser Hinsicht anders gewesen, er hatte es immer gewusst und in sich bewahrt. Er und Haper wären auch in der jetzigen Situation optimistisch und offenherzig, sie würden die neue Zukunft, das neue Leben mit offenen Armen empfangen und sich mit aller Macht daran festklammern. Die beiden hatten sich geopfert, damit Bellamy und die anderen Überlebenden neu anfangen konnten. Dieses Opfer würde Bellamy nie vergessen und er wollte es ehren, so gut er vermochte. Also würde er sich nicht länger Sorgen machen und darauf warten, dass die nächste Katastrophe über ihnen zusammenbrach, sondern die zweite Chance, die ihnen gewährt wurde, wahrnehmen. Er würde nicht länger bloss überleben, sondern leben. Für Monty und Harper.
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Eine zweite Chance (Bellarke FF)
FanficDa die Erde unbewohnbar geworden ist, sind Bellamy, Clarke und die anderen Überlebenden gezwungen, 125 Jahre an Bord eines Raumschiffs im Kälteschlaf zu verbringen. Doch endlich erreichen sie einen geeigneten Planeten, auf dem sie Zuflucht finden. I...