3) Unerwartete Gesellschaft

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Bellamy hatte sich angewöhnt, immer ein oder zwei Messer dabeizuhaben, wenn er unterwegs war. Selbst am heutigen Abend, wo friedlich gefeiert wurde, hatte er diese Sicherheitsvorkehrung nicht ausser Acht gelassen. Man konnte nie wissen, so viel hatte ihn das Leben gelehrt.
Daher nutze er nun die Gelegenheit für ein Wurftraining. Er schaltete einen der mannshohen Scheinwerfer an, bezog in genügendem Abstand Position zur mittleren Scheibe und hob den Arm. Eines seiner Messer schnellte nach vorne.
Hm. Du weisst schon, dass du die Mitte der Scheibe treffen solltest?
Bellamy seufzte. Es sah tatsächlich so aus, als wäre er etwas aus der Übung.
Er konzentrierte sich und versuchte es weiter, bis ihm die Würfe allmählich wieder besser gelangen. So fokussiert wie er war, bemerkte er die Person erst, als sie bereits bis auf zwei Meter an ihn herangetreten war.

„Wow, du bist ziemlich gut geworden! Ich bin beeindruckt", erklang Clarkes melodische Stimme.

Angenehm überrascht drehte Bellamy sich um. Er hatte nicht im Entferntesten erwartet, dass sie hier auftauchen würde. Allein.

Clarke sah ihn mit einem sanften Lächeln und schief gelegtem Kopf an. Das mitternachtsblaue, enganliegende Kleid stand ihr perfekt und wieder einmal verschlug es Bellamy bei ihrem Anblick fast den Atem.
„Darf ich?", fragte sie, während sie die Hand nach dem Messer ausstreckte, das er als nächstes hatte werfen wollen.

Bellamy nickte und musste schmunzeln. Clarke war sich nicht einmal dann zu schade, eine Zielscheibe zu malträtieren, wenn sie in schicker Aufmachung und hochhackigen Schuhen unterwegs war.

Sie stellte sich neben ihn, so nah, dass sich ihre Ellbogen berührten, nahm ihm das Messer aus der Hand und warf es in der nächsten Bewegung schnurgerade nach vorne. Es blieb in der Mitte der Zielscheibe stecken.

Bellamy sah Clarke mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
„Hast du heimlich geübt, Prinzessin?"

Sie grinste zurück und zuckte ausweichend mit den Schultern. Dann verblasste ihr Lächeln.
„Wir müssen immer vorbereitet sein." Clarke sah sich um. „Ich traue der Ruhe hier irgendwie nicht."

Da bist du nicht die Einzige, stimmte er ihr in Gedanken zu.

Sie ging zur Zielscheibe, holte die zwei dort steckenden Messer und gab sie ihm zurück.
„Du bist dran." Ihre Stimme klang jetzt wieder unbeschwert. Motiviert dehnte sie ihre Handgelenke, wie wenn sie sich für eine Challenge bereitmachen wollte.

Bellamys Augen wurden schmal und er studierte ihr Gesicht.
„Clarke, was ... Was machst du hier draussen? Nicht, dass es mich etwas anginge, aber wartet auf der Tanzfläche nicht ein Verehrer auf dich?"
Es gelang ihm, die Frage unbeschwert und sogar neckend klingen zu lassen, obwohl sie ihm gleichzeitig wie Säure auf der Zunge brannte.

Ein leises Schnauben von Clarke war die Antwort. Dann rieb sie sich in einer ratlos wirkenden Geste den Nacken.
„Eine Weile war's ganz nett mit ihm und es hat Spass gemacht, zusammen zu tanzen. Aber irgendwie hat es ... na ja, es hat sich nicht richtig angefühlt, weisst du", sagte sie zögernd.

Bellamy musste sich arg zusammenreissen, einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten und grinste stattdessen zufrieden in sich hinein.
Tja, Onkel Doktor, das war wohl nichts.
Hierbei stimmte er der schadenfreudigen Stimme in seinem Kopf für einmal voll und ganz zu.
„Ja, ich weiss, was du meinst", erwiderte er. „Aber du solltest dich trotzdem nicht von den anderen absondern. Geh besser zurück zum Fest und amüsiere dich."

Clarkes Augenbrauen hoben sich spöttisch.
„Sagt derjenige, der lieber spätabends Messerwerfen trainiert, als unter Leuten zu sein", konterte sie sanft. „Und ausserdem; woher willst du wissen, dass ich mich hier bei dir nicht auch amüsiere?"
Nun klang ihr Ton verspielt und sie hatte eindeutig einen verschmitzten Gesichtsausdruck aufgelegt.

Bellamys Mund wurde ganz trocken. Einen aufregenden Moment lang hatte er das Gefühl, Clarke würde mit ihm flirten. Aber dann ...

„Ich hab gesehen, wie du gegangen bist und irgendwie hat mich das ... Na ja, du sahst ein bisschen verloren aus. Das hat mir leid getan."

Eine zweite Chance (Bellarke FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt