Kapitel 9

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Die Katzen verteilten sich wieder auf der Lichtung. „Blaustern, auf ein Wort." miaute Nebelschweif ungewöhnlich ruhig. Die beiden Katzen gingen in Blausterns Bau. „Warum hast du mir davon nicht eher erzählt!" rief Nebelschweif empört und schlug wild mit dem Schwanz. „Ich hielt es für besser es dir erst hier zu sagen." gab Blaustern ruhig zurück. „Warum? Weil du dachtest ich hätte mich nicht im Griff?!" fauchte die weiße Kätzin. Blaustern trat näher an sie heran. „Ganz genau, weil ich wusste du würdest sofort dorthin rennen." miaute Blaustern gereizter. „Ja das hätte ich getan und dazu stehe ich, komm damit klar!" schrie Nebelschweif die Anführerin an. Blausterns Fell sträubte sich vor Wut. „Nein werde ich nicht. Ich will dich nicht auch noch verlieren!" schrie Blaustern zurück. Es herrschte Stille zwischen den beiden. Nebelschweif verließ ohne ein weiteres Wort den Bau und lief über die Lichtung zum Ginstertunnel. Plötzlich hörte sie hinter ihr Blausterns Stimme über die Lichtung hallen. „Ich möchte das jede Katze darauf achtet, dass Nebelschweif unter keinen Umständen Lager verlässt." Nebelschweif fuhr zu ihr herum. Sie legte die Ohren an und fauchte Blaustern an. Blaustern verfolgte die weiße Kätzin mit ihrem Blick wie sie in den Kriegerbau lief.

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Währenddessen trainierte Tigerkralle mit Rabenpfote und Buntpfote in der Sandkuhle. „Und jetzt greift euch gegenseitig an." befahl er harsch. Die beiden Schüler umkreisten sich ganze Weile. „Los, greift an ich schlafe sonst ein!" rief Tigerkralle. Buntpfote ließ sich das nicht zweimal sagen und täuschte einen Angriff von links an, aber änderte im letzten Moment die Richtung, sodass Rabenpfote unter ihren Schlag ins straucheln geriet. Rabenpfote schlug nach ihr, doch die kleine Katze war schnell und wich aus. Rabenpfote befand sich immer noch im Ungleichgewicht, dies nutzte Buntpfote aus und stürzte sich auf ihn. Die junge Schülerin trumpfte über Rabenpfote. „Ha! Tod!" rief Buntpfote stolz und kletterte von dem Schüler herunter. Tigerkralle kam auf die beiden zu. „Rabenpfote, manchmal frage ich mich wirklich ob ich nicht meine Zeit mit dir verschwende!" herrschte sein Mentor ihn an. Dann wandte er sich an Buntpfote. „Gut, gemacht." Buntpfotes Schnurrhaare zuckten vor Freude über dieses Lob. „Los, lasst uns wieder ins Lager." meinte Tigerkralle und ging voran. Buntpfote lief ihm mit hoch erhobenem Kopf hinter her, während Rabenpfote lustlos hinterherschlich.

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Im Lager konnten die ankommenden Katzen die Spannung schon spüren. Flohjunges lief vom Ältestenbau zu Feuerpfote. Sie hatte von ihrem Mentor Strafarbeit bekommen, weil sie ihn ständig korrigiert hatte. „Hey Feuerpfote, kann ich dir helfen?" fragte die schwarze Kätzin. Feuerpfote stieß einen langen Seufzer aus. „Sie ist so griesgrämig und scheucht mich die ganze Zeit herum und nun soll ich ihr was zu essen besorgen." beschwerte sich Feuerpfote leise. „Hol ihr doch eine so große Maus, an der sie bis Sonnenaufgang zu kauen hat." schlug Flohpfote vor. „Du solltest auf deine Freundin hören." rief Gelbzahn von weitem. Feuerpfote machte sich auf den Weg und Flohpfote half ihm.

Bernsteinkralle trat aus dem Heilerbau. Gelbzahn nahm sich nun die Zeit und musterte den Kater genau. „He, Roter, komm mal rüber." rief sie ihn zu sich. Bernsteinkralle sah sie fragend an und lief zu der alten Katze. „Ich bin nicht Feuerpfote." gab er zurück. „Ach, das weiß ich doch. Ich will dich nur näher ansehen." krächzte sie. Bernsteinkralle trat einen Schritt näher. Gelbzahn riss die Augen auf. „Du bist deinem Vater wie aus dem Pelz geschnitten." stellte sie entgeistert fest. Nebelschweif kam plötzlich angerannt und stellte sich zwischen die beiden. „Lass ihn in Ruhe, Gelbzahn!" fauchte die weiße Kätzin. Gelbzahn fing an zu knurren. „Das ist dein Sohn? Du hattest was mit Abendstern? Schlechter Geschmack." Nebelschweif peitschte mit dem Schwanz und legte die Ohren an. „Warum magst du Abendstern nicht?" fragte Bernsteinkralle. „Abendstern ist daran schuld, dass ich keine Kriegerin mehr bin sondern Heilerin geworden bin." fauchte Gelbzahn. Nebelschweif lachte verächtlich. „Du kannst ruhig zugeben, dass es das Beste ist, das dir je passiert ist." zischte die weiße Katze und stampfte wütend davon. Bernsteinkralle blieb noch kurz einen Moment. „Es tut mir leid, was auch immer mein Vater dir angetan hat." entschuldigte er sich und ging wieder.

Gerade in diesen Moment kamen Feuerpfote und Flohpfote wieder und legten Gelbzahn eine große, fette Maus vor die Nase. „Wurde ja auch mal Zeit, ich bin fast verhungert." meinte die alte Katze verbittert und aß genüsslich die Maus. Plötzlich knurrte Feuerpfotes Magen. „Hast du noch nicht gegessen?" fragte Flohpfote. Feuerpfote schüttelte mit dem Kopf. „Tigerkralle hat es verboten." erklärte er. Die kleine schwarze Katze sah zum Beutehaufen, wo noch ein wenig lag. „Ich glaube nicht das es in Blausterns Interesse wäre, wenn du verhungerst. Ich hole dir etwas." meinte die Schülerin und ging los.

Mit der Maus in ihrem Maul machte sie sich auf den Rückweg zu Feuerpfote. Plötzlich stellte sich ihr jemand in den Weg. „Wo willst du damit hin?" kam es von Tigerkralles tiefer Stimme. Flohpfote antwortete nicht, sondern wollte ihm ausweichen und an ihm vorbei. Doch er stellte sich ihr immer wieder in den Weg. Nun ließ sie die Maus fallen und sah zu dem mindestens zweimal so großen Krieger hinauf. „Ich wollte sie Feuerpfote bringen." miaute sie ehrlich. „Dann kannst du sie gleich zurückbringen." forderte er Flohpfote auf. Die jedoch schüttelte den Kopf. „Das Gesetz meint, zuerst soll der Clan versorgt werden und dann darf ein Krieger essen." miaute Flohpfote. Tigerkralle nickte. „Das ist schön, dass du das weißt, aber Feuerpfote hat gegen dieses Gesetz verstoßen als er diese Streunerin gefüttert hat und selbst davon gegessen hatte." Flohpfote stimmte zu. „Aber Blausterns Strafe hieß, dass er sich um Gelbzahn kümmern muss, nicht das ihm das Essen verweigert wird." erklärte sie ruhig. Tigerkralle entwich ein leises Knurren. „Aber ich sage ..." Flohpfote unterbrach ihn. „Ein anderes Gesetz ist das das Wort des Anführers ist Gesetz. Du bist kein Anführer." Tigerkralle war sichtlich angespannt. Doch er schaffte es gerade noch so seine Wut zu bändigen und kauerte sich zu der schwarzen Katze hinunter. „Jetzt hör mal zu du kleines Fellknäuel, bring das sofort zurück oder ich zerfetz dich in der Luft, verstanden?" knurrte er leise und bedrohlich. Flohpfotes Schnurrhaare zitterten vor Angst. Doch sie sah ihn mit ihren gelben Augen in seine bernsteinfarbenen, die vor Wut funkelten. „Mach es doch selbst." zischte sie kleinlaut und rannte schnell davon, aus Angst vor Tigerkralles Reaktion. Sie versteckte sich hinter Feuerpfote. Der dunkelgetigerte Krieger rannte ihr hinter her und kam vor den beiden zum Stehen. Sein Fell war gesträubt vor Wut und er sah doppelt so groß aus. „Das sind also die Krieger des DonnerClans von morgen, verstecken sich hinter einem Hauskätzchen." fauchte Tigerkralle. Flohpfote drückte sich tiefer auf die Erde. „Jetzt seht zu, dass ihr in den Schülerbau kommt, ich will euch nicht mehr sehen heute." grollte er. Die beiden Schüler rannten Augenblicklich in den Schülerbau.

Flohpfote legte sich neben ihre Schwester Buntpfote. Ihr Herz klopfte so schnell wie das einer Maus. „Das war sehr mutig von dir, dich wegen mir mit Tigerkralle anzulegen." bedankte sich Feuerpfote leise. „Ich glaube er ist zwar sehr hitzköpfig, aber er würde einem Schüler nie etwas tun. Besonders mir nicht." flüsterte Flohpfote leise, doch ihre Schwester drohte auf zu wachen. Das schwarze Kätzchen kroch leise zu Feuerpfote. „Was macht dich da so sicher?" fragte Feuerpfote und spitzte die Ohren. Flohpfote legte den Kopf auf ihre Pfoten. „Ich habe Tigerkralle beobachtet wie er meine Mutter ansieht." Feuerpfote kniff fragend die Augen zusammen. Das kleine schwarze Kätzchen stöhnte genervt auf. „Mäusehirn, er liebt sie." 

Warrior Cats - EiskaltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt