Kapitel 1

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Nebelschweif saß mit Frostfell vor der Kinderstube und gab sich die Zunge mit ihr. Aber dennoch hatten sie immer wieder ein Auge auf ihre Jungen. Frostfell hatte vier Jungen geworfen. Maisjunges, Dornesjunges, Rußjunges und Farnjunges. Es waren bereits einige Monde vergangen. Zwei Jungen kamen aus der Kinderstube gestürmt, im nächsten Moment überschlugen sich die beiden. „Buntjunges, Flohjunges nicht so wild." tadelte Nebelschweif. Das eine hatte weiß, schwarz und oranges Fell, es schien ihre Mutter gar nicht gehört zu haben und rannte zu Frostfells Jungen. Nur das schwarze blieb kurz stehen um Frostfell und seine Mutter zu begrüßen. „Guten Morgen Mama. Und Frostfell." Dann rannte Flohjunges mit zu den anderen. „Ich dachte beim zweiten Wurf wird eine Königin gelassener." miaute Frostfell. Nebelschweif reckte den Kopf zum Himmel. „Man kann nie vorsichtig genug sein." gab sie zurück. Frostfell nickte zustimmend. Durch den Ginstertunnel kamen Weißpelz, Löwenherz und Bernsteinkralle. Sie brachten Beute zum Nesselfleck. Frostfell sah zu Löwenherz, der mit einer Wühlmaus zu ihr kam. „Wollen wir uns die Maus teilen?" fragte er Frostfell. Die weiße Kätzin setzte sich eng an ihn. „Gerne." Nebelschweif stand auf und ging zu Bernsteinkralle und Weißpelz. Sie begrüßten sich Nase an Nase. „Ihr habt reichlich Beute gebracht." schnurrte sie stolz. „Es wird wahrscheinlich nicht reichen, die Blattleere war lang gewesen." bedauerte Weißpelz. „Nur die besonders Zähen haben überlebt." fügte Bernsteinkralle hinzu und schob Nebelschweif eine Maus zu. Im Mund lief ihr bereits das Wasser zusammen. „Ich hatte bereits, esst meine Jungs." lehnte sie ab. „Danke, Mutter." bedankte sich Bernsteinkralle. „Danke Nebelschweif, ich wäre fast verhungert." fügte Weißpelz hinzu und die beiden teilten sich die Maus. Nebelschweif zuckte erfreut mit den Schnurrhaaren und ging wieder zu Frostfell. Diese hatte alles mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. „Ich weiß du hörst es nicht gerne, aber er ist Abendstern so ähnlich." schnurrte Frostfell. Nebelschweif seufzte. „Ich weiß."

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Die Sonne ging am Horizont unter und lange Schatten zogen sich durch das Lager. Nebelschweif war sich die Beine vertreten. Sie saß an der Sandkuhle und beobachtete Tigerkralles Training mit Rabenpfote. Neben ihr trat der weiße Kater Weißpelz. „Das erinnert mich an früher." schmunzelte der Kater. Man hörte wie Tigerkralle seinen Schüler lautstark zurechtwies. „Nur warst du nie so streng." miaute Weißpelz dankbar. Nebelschweif schnippte nervös mit dem Schwanz. Als sie sah wie grob Tigerkralle mit seinem Schüler umging. „Er gibt das weiter was er gelernt hat." knurrte die weiße Kätzin leise. „Meinst du? Ich hatte meinen Vater nie so streng in Erinnerung." gab Weißpelz zurück. Dem SternenClan sei Dank nicht, dachte Nebelschweif. „Lass uns zurück ins Lager." meinte Nebelschweif und drehte sich um. Weißpelz folgte ihr still.

Leise legte sich Nebelschweif zu ihren Jungen. Buntjunges schlug sofort die Augen auf. „Ich hab schon die ganze Zeit auf dich gewartet, Mama. Kannst du mir eine Geschichte erzählen?" fragte die schildpattfarbene Katze. Nebelschweif wollte gerade ablehnen, als auch Flohjunges wach wurde. „Bitte." bettelte sie. Die Königin atmete tief ein. „In Ordnung, aber nur ganz kurz." warnte die weiße Kätzin. Die Jungen nickten aufgeregt mit dem Kopf.

„Vor nicht allzu langer Zeit lebte ein mutiger Kater im DonnerClan, sein Name war Abendstern." Die Kätzchen wurden hellhörig. „Also war er ein Anführer." miaute Flohjunges. Nebelschweif nickte und erzählte weiter. „Es kam eines ruhigen Tages zu einem Überfall auf das Lager. Eine Hundemeute streifte damals durch die Wälder. Die Hunde waren hungrig und rochen das Lager voller Katzen. Abendstern befahl das Lager sofort zu räumen und alle Katzen in Sicherheit zu bringen. Doch ein paar mutige Krieger, darunter auch seine Gefährtin, lockten die Hunde von den anderen Katzen weg. Die Katzen rannten so schnell sie konnten durch den Wald. Doch durch einen umgestürzten Baum trennten sich die Wege von den Kriegern und von Abendstern und seiner Gefährtin. Sie fühlten sich wie ein gejagtes Kaninchen, als sie durch den Wald rannten. Doch die Gefährtin war nicht schnell genug und wurde von der Pranke eines Hundes erwischt. Sie wirbelte durch die Luft ehe sie zu Boden ging. Durch ihre Verletzungen konnte sie nicht mehr aufstehen." Die beiden Kätzchen zitterten vor Aufregung. „Wurde sie gefressen?" fragte Buntjunges. Nebelschweif schüttelte mit dem Kopf. „Nein, aber sie dachte es wäre nun für sie Vorüber. Aber Abendstern stellte sich mutig zwischen seine Gefährtin und die zwei Hunde. Mit einem großen Satz sprang er sie an und kratzte dem einen die Augen aus. Den zweiten Biss er ein Teil seines Ohrs ab. Aber der Hund schnappte nach ihm und verpasste ihm eine böse Wunde an der Flanke. Doch Abendstern ließ sich von den Schmerzen nicht abbringen und zerkratzte dem Hund die Nase, auf das er floh. Abendstern lief erschöpft zu seiner Gefährtin." Flohjunges fiel Nebelschweif ins Wort. „Und Abendstern und seine Gefährtin lebten glücklich bis ans Ende ihre Tage, ehe sie auf den Ewigen Jagdgründen jagten?" beendete das schwarze Kätzchen die Geschichte. Buntjunges war bereits eingeschlafen. Mit erschöpften Augen sah sie Flohjunges an. „Ja, so war es." meinte Nebelschweif heiser ehe sie ihren Kopf auf ihren Pfoten niederlegte und einschlief. 

Warrior Cats - EiskaltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt