Kapitel 11

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Es war ein nasser Morgen, seichter Regen fiel vom Himmel. Nebelschweif lief auf Löwenherz zu. „Guten Morgen, Nebelschweif." begrüßte er sie. Die weiße Kätzin ließ sich neben ihn nieder. „Hast du Neuigkeiten?" Löwenherz schüttelte den Kopf. „Es gibt immer noch keine Spur vom WindClan." Nebelschweifs Blick fiel auf Gelbzahn. Mit gezielten Schritten lief sie auf die Katze vom SchattenClan zu.

Geduldig setzte sie sich eine mauselänge vor die ehemalige Heilerin. „Was willst du?" fauchte die alte Katze. „So, du alter Knochenhaufen." fing sie mit gespielter Freundlichkeit an, ehe sich ihr Ton verdüsterte. „Du verrätst mir sofort was dein Clan mit dem WindClan angestellt hat." Nebelschweif sah auf sie wartend herab. „Darauf kannst du lange warten, ich werde nichts dazu sagen." knurrte Gelbzahn. Nebelschweif legte sich auf den Boden. „Das glaube ich dir nicht." schnurrte sie. „Du bist Heilerin gewesen, sag mir nicht das Braunstern dich nicht in seine Entscheidung eingebunden hat." fuhr Nebelschweif fort. Ihr fiel auf wie sich an Gelbzahns Gesichtsausdruck etwas änderte als sie Braunstern erwähnte. „Was ist Braunstern für dich?" fragte die weiße Kriegerin ganz offen. „Hau ab, Fellball." fauchte sie. „Gefährte?" fragte Nebelschweif weiter. Gelbzahn schnaubte verächtlich. Also nicht, dachte Nebelschweif. „Bruder?" wieder keine Reaktion von Gelbzahn. „Junges?" die alte Katze schlug mit der Pfote nach Nebelschweif, die gerade noch so ausweichen konnte. Die Kriegerin sah sie wissend an. Gelbzahn wusste das sie es nun wusste und sie es nicht mehr ändern konnte. „Halt bloß dein Maul. Wehe du erzählst es jemanden." keifte die Alte. Nebelschweif senkte respektvoll den Kopf. „Wieso hast du so ein Interesse an dem WindClan?" fragte Gelbzahn. Sie deutete mit dem Schwanz auf den Schülerbau. „Die beiden Jungen von gestern, sind Mischlinge nicht wahr?" hakte die dunkelgraue Katze nach. „Keine Katze ist vollkommen. Kommt dir bekannt vor?" giftete Nebelschweif zurück. Als Antwort kam nur ein leises Knurren.

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Währenddessen waren die Schüler mit Tigerkralles Aufgabe beschäftigt, jagen zu gehen. Heute stand eine Beurteilung der jungen Schüler an. Buntjunges sollte beim Sonnenfelsen jagen. Graupfote am Bach, Feuerpfote bei den Hochkiefern, Rabenpfote beim Schlangenfelsen und Flohpfote sollte an der WindClan Grenze bis hin zum Baumgeviert jagen. Die fünf Schüler hatten sich sofort auf den Weg gemacht.

Buntpfote schlich vorsichtig durch das Gras. Als sie den Sonnenfelsen sah, erinnerte sich die Schülerin an ihren Vater und wie sie ihn vermisste. Ihre Mutter hatte kein Wort mehr über ihren Vater verloren, seit dem alle wissen, dass er eine WindClan Katze ist. Sie tat so als ob er nie existierte und als Blaustern verkündete das der WindClan verschwunden ist, rührte sich bei ihrer Mutter keine Miene. Wahrscheinlich war es ihr egal. Aber Buntpfote war sich da auch nicht sicher, ihre Mutter scheint ihr so unantastbar zu sein. Nun hörte sie endlich ein Rascheln, im nächsten Moment steckte ein Kaninchen den Kopf nach oben. Blitzschnell duckte sich Buntpfote, damit das Kaninchen sie nicht sah. Mit einem Satz preschte sie vor, das Kaninchen rannte davon und die junge Schülerin hinterher. Die Beute hoppelte eine mauslänge vor ihr. Buntpfote sprang auf das Kaninchen und hielt es mit den Krallen fest, eilig schlug sie ihre Zähne ins Genick und das Kaninchen war tot.

Zur gleichen Zeit ging Flohpfote ein Stück mit Graupfote. „Glaubst du er ist hier?" fragte die schwarze Kätzin und sah sich unauffällig um. „Ich glaube nicht, Tigerkralle kann uns nicht alle im Auge behalten." versuchte Graupfote sie zu beruhigen. Flohpfote schnippte nervös mit dem Schwanz. „Na wenn du das sagst." gab sie zurück und die beiden blieben stehen. „Bis später, Graupfote." murmelte sie ihm zu. „Bis dann." gab der graue Schüler zurück und die beiden trennten sich.

Flohpfote hatte schon einige kleine Mäuse gefangen. Aber dennoch konnte sie es nicht lassen sich ständig umzusehen, ob Tigerkralle sie gerade beobachtete. Die schwarze Kätzin prüfte immer wieder die Luft. Überall lag nur SchattenClan Duft in der Luft. Flohpfote setzte ihre Jagd fort. Sie ging keine zwei Fuchslängen, als ihr der Geruch von Blut in die Nase stieg. Sie folgte dieser Fährte mit leisen Pfoten bis sie bei drei Katzen ankam. Sie hatten einen toten Fuchs vor sich liegen. „Das war ziemlich knapp." meinte eine kleine graugescheckte Katze zu einem hellgrauen Kater. „Braunstern wird uns sofort zu Kriegern ernennen." prahlte der hellgraue Kater. Flohpfote sah sich die graugescheckte Katze an. Die ist doch keine sechs Monde alt, dachte sich die junge Schülerin. Flohpfote ließ noch einmal den Blick über die zwei Katzen schweifen und stoppte kurz. Sie sah noch ein zweites Mal hin, waren es nicht ursprünglich drei Katzen?

Plötzlich wurde Flohpfote nach vorn geschubst, sodass sie nach vorne fiel. Sie fuhr zu ihrem Angreifer herum. Ein magerer, zotteliger hellfarbener Kater kam aus dem Gebüsch. „Sieh, mal einer an." miaute der hellgraue Kater und reckte die Nase in die Luft. „DonnerClan." knurrte er. Flohpfote legte die Ohren an und duckte sich flach auf die Erde. Die beiden Kater liefen um sie herum und sahen sie wie ihr Frühstück an. „Haut ab, das ist unser Territorium!" fauchte Flohpfote, obwohl sie wusste das alle ihre Angst riechen konnten. Die zwei Kater brachen in Gelächter aus und äfften die junge Schülerin nach. Flohpfote peitschte wütend mit dem Schwanz. Im nächsten Herzschlag ging sie auf den hellgrauen Kater los. Die beiden wälzten sich über den Boden, beide jaulten und fauchten. Flohpfote nagelte ihn auf den Boden fest und versuchte seinen Krallen auszuweichen. Plötzlich wurde sie am Nacken gepackt und von ihm runtergerissen. Flohpfote jaulte laut auf und versuchte den anderen Kater mit ihren Hinterpfoten am Bauch zutreffen. Dieser schrie laut auf und ließ von der schwarzen Kätzin ab. Die Sicht der Schülerin verschwamm immer mehr und sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Aber dennoch stand sie den SchattenClan Katzen gegenüber. Der hellfarbene Kater war geflüchtet, nur der Graue und die gescheckte Katze waren noch da. „Lass es Distelpfote, wir müssen noch den Fuchs ins Lager schleppen." kam es von der gescheckten Katze. Der hellgraue Kater schnaubte verachtend und machte kehrt.

Flohpfote schleppte sich von einer vergrabenen Beute zur anderen. Von weiten sah sie schon Tigerkralle und die Schüler. Das Rabenpfote fehlte fiel Flohpfote nicht auf. Das Blut rann aus ihren Wunden an der Flanke. Die Katzen sahen sie erschrocken an. „Flohpfote?" fragte ihre Schwester besorgt. Die gelben Augen der schwarzen Katze waren glasig und sie schnaufte. „Fertig." brachte sie heraus, nachdem sie die Mäuse fallen ließ. Flohpfotes Beine gaben nach und sie sank kraftlos zusammen. Buntpfote rannte zu ihrer Schwester und versuchte sie zu stützen. Feuerpfote und Graupfote sahen sich ratlos an. „Los, bringen wir sie ins Lager." forderte Tigerkralle und ging voran. Die Schüler stützten Flohpfote auf den Weg dorthin.

Flohpfote lag in Tüpfelblatts Bau. Die Heilerin hatte die Schüler hinaus gescheucht. Tigerkralle saß ungeduldig vor dem Heilerbau. Nebelschweif kam aus dem Heilerbau. Der Dunkelgestreifte Kater stand auf. „Nebelschweif ich ..." bevor Tigerkralle etwas darauf entgegnen konnte, stürzte sich die weiße Kriegerin auf ihn. „Was hast du dir dabei gedacht, dort lang zu schicken?!" schrie sie ihn hysterisch an und nagelte ihn auf dem Boden fest. Sie holte mit der Pfote aus, doch Tigerkralle stieß von sich und drückte sie zu Boden. Nebelschweif versuchte sich zu befreien. „So war das nicht geplant. Es tut mir leid." knurrte er. Die weiße Kätzin gab kraftlos auf. „Sie hätte umkommen können." in ihrer Stimme lag Verzweiflung. Der Kater ließ sie los. „Es tut mir leid, Nebelschweif." entschuldigte er sich. Löwenherz und Blaustern kam zu den beiden angerannt. „Was geht hier vor sich?" miaute Blaustern ruhig. Nebelschweif stand vom Boden auf. „Er hat Flohpfote an der WindClan Grenze jagen lassen, allein." erzählte die weiße Kätzin. „Sie wurde angegriffen, von SchattenClan Schülern." dabei sah sie Tigerkralle vorwurfsvoll an. Für einen kurzen Moment konnte man in seinen Augen den Ausdruck von Schmerz erkennen.

„Du hättest sie nicht dort lang schicken dürfen." fuhr Blaustern fort. Tigerkralle senkte demütig den Kopf. „Ich weiß das und das tut mir unendlich leid." bedauerte Tigerkralle. Die Anführerin wandte sich zu Nebelschweif. „Komm, wir sehen nach ihr." Die beiden Katzen gingen in den Heilerbau. Tüpfelblatt kam ihnen entgegen. „Sie wird wieder gesund. Flohpfote muss sich nur erholen." beruhigte die Heilerin Nebelschweif. Sie legte sich neben ihrer Tochter nieder. Tüpfelblatt ließ Blaustern und Nebelschweif alleine. „Tigerkralle hat das nicht mit Absicht gemacht. Niemand konnte wissen das so etwas passiert." miaute Blaustern behutsam. Nebelschweif fuhr der Zunge über den Kopf der kleinen schwarzen Kätzin. „Ist dir nie der Gedanke, dass Tigerkralle vermutlich seinen Mentor ähnlicher ist als wir dachten?" sprach Nebelschweif ihre Zweifel aus. Blaustern sah die weiße Kätzin an, als wäre sie nun endgültig dem Wahnsinn verfallen. „Nein. Aber deine Paranoia nimmt erschreckende Ausmaße an." gab die Anführerin mahnend zurück. „Wenn du auf unser Leben zurückblickst, wundert es dich nicht?" fragte Nebelschweif. Blaustern seufzte. „Nein." 

Warrior Cats - EiskaltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt