Kapitel 10

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Es sind nun drei Sonnenaufgänge vergangen, seit dem Gespräch der beiden Schüler. Buntpfote war schon früh mit Rabenpfote und Tigerkralle zur Großen Platane gegangen. Sie übten heute das klettern, Löwenherz und sein Schüler Graupfote waren auch dabei. Tigerkralle hatte beschlossen Buntpfote bereits genauso hart zu trainieren wie die älteren Schüler.

Nebelschweif kam aus dem Kriegerbau geschlendert und ging zum Brennnesselfleck, um eine Maus zu verspeisen. Goldblüte gesellte sich zu ihr.

„Ich habe gehört du und Blaustern, ihr habt euch gestritten?" miaute sie leise. „Ja und ich bin unter Arrest gestellt worden." beschwerte sich Nebelschweif. Goldblüte berührte mit ihrer Nase die Flanke der weißen Katze. „Sie tut das alles nur um dich zu beschützen, denn du hast nur ein Leben. Nach Schneepelz' Tod würde sie keinen weiteren mehr ertragen. Ihr seid zusammen unschlagbar." schnurrte Goldblüte leise. „Und tief in deinen Herzen weißt du das." Sie stand auf und ging wieder zur Kinderstube.

~

Flohpfote legte gerade Tupfenschweifs Nest mit trocknem Moos aus. Sie hatte immer noch die Strafarbeit abzuleisten. Sturmwind kam in den Ältestenbau. „Wie geht es voran, junge Schülerin?" fragte dieser und sah sich um. „Gut, ich bin fertig." miaute sie feierlich und hoffte innerlich endlich weiter trainieren zu können. Sturmwind sah es der jungen Katze an und er erlöste sie endlich. „Komm lass uns trainieren gehen." Die beiden machten sich auf den Weg zu der großen Ebene beim Sonnenfelsen.

Sturmwind setzte sich zwischen das tiefe Gras. ,,Nun, ich möchte das du so viele Mäuse wie möglich fängst und zwar so wie wir es geübt haben." forderte Sturmwind sie auf. Flohpfote nickte eifrig und lief ein Stück durch das hohe Gras. Von weitem sah Sturmwind nur den buschigen schwarzen Schwanz herausgucken. Flohpfote roch in der Luft eine frische Fährte, sofort folgte sie ihr. In ihr Blickfeld kam eine kleine Maus. Flohpfote duckte sich und verlagerte ihr Gewicht auf die Oberschenkel und pirschte sich langsam heran. Doch die Maus schien sie trotzdem bemerkt zu haben und rannte los. Flohpfote preschte hinterher und sprang auf die Maus. Die Maus verschwand in einem Erdloch. Flohpfote fluchte innerlich. Dann fuhr die kleine Kätzin mit der Jagd fort. Was sie nicht bemerkte war Sturmwind, der sie verfolgte und sie im Auge behielt.

Plötzlich hörte sie ein platschen am Bach. Ihre Ohren stellten sich auf und sie schlich sich zum Bach. Ohne weiteres sprang Flohpfote aus dem Gebüsch und überwältigte den Gegner im Wasser. „Ahh! Lass mich los!" schrie eine bekannte Stimme. Flohpfote ging von dem roten Kater herunter. „Oh, Feuerpfote du bist das." stellte die nüchtern fest und beide standen sich pitschnass gegenüber. „Tut mir leid." entschuldigte sich die kleine schwarze Katze. „Ist schon gut, das passiert mir ständig hier." gab er zurück. Die beiden traten ans Ufer. „Was machst du hier?" fragte Flohpfote. „Mäusegalle abwaschen." Flohpfote nickte wissend.

Plötzlich hörten die beiden ein Rascheln aus den Büschen. Flohpfote duckte sich angriffsbereit. Feuerpfote sah entspannt nach oben. „Was macht ihr denn?" Graupfote und Rabenpfote standen da und betrachteten die beiden fragend. Feuerpfote und Flohpfote sahen sich wechselten kurz einen Blick miteinander. „Fragt nicht weiter!" winkte Feuerpfote ab. „Wo sind Tigerkralle, Löwenherz und Buntpfote?" fragte die kleine schwarze Katze. „Sie sind los und schließen sich der nächsten Patrouille an und deine Schwester jagt woanders." erklärte Graupfote. „Den Rest des Tages sollen wir jagen, haben sie gesagt."

„Das Gleiche hat mir Kurzschweif auch aufgetragen." miaute Feuerpfote. „Ich soll auch jagen, hatte bisher aber keinen Erfolg." murmelte Flohpfote enttäuscht. „Wir können zusammen jagen, dann sind wir erfolgreicher." schlug Rabenpfote leise vor. Die kleine Schülerin nickte begeistert. „Alle sind im Lager beschäftigt. Man könnte glauben, wir würden jeden Augenblick angriffen." merkte Feuerpfote an. „Wer sagt, dass es nicht so ist?" miaute Rabenpfote verschwörerisch.

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Die Schüler waren den ganzen Nachmittag lang jagen gewesen. Die anderen Katzen waren beeindruckt von der großen Menge an Beute. Auch Flohpfote hatte einen erheblichen Teil dazu beigetragen, nachdem die anderen ihr einige Tipps gegeben hatten. Stolz trug sie ihre Beute zu Sturmwind und legte sie vor ihm ab. Ihr Mentor sah sie zufrieden an. „Ich habe dir heute zugesehen Flohpfote, nach den anfänglichen Schwierigkeiten hast du dich dennoch gut angestellt." lobte er seine Schülerin, das erste Mal. Flohpfotes Schnurrhaare zuckten vor stolz. „Aber hättest du mit den anderen nicht so lange am Bach geschnattert, hättest du mehr Mäuse fangen können." mahnte er sie. Flohpfote nahm stolz ihre Beute und legte sie zum Frischbeutehaufen. Dann ging sie zu Feuerpfote und zu den anderen.

„Wisst ihr was mir gerade passiert ist?" fragte Flohpfote die anderen begeistert. „Sturmwind hat mich gelobt für meinen Fang." Die anderen sahen sie überrascht an. „So ein Lob würde mir auch mal guttun." miaute Rabenpfote lustlos. „Da musst du es dir eben erst verdienen." kam es von Buntpfote, die mit Sandpfote und Borkenpfote ganz in der Nähe aß.

„Hey Flohpfote, warum kommst nicht zu uns rüber, anstatt mit diesen dämlichen Fellkugeln abzuhängen." rief Borkenpfote zu ihr rüber. „Lieber bin ich mit diesen dämlichen Fellkugeln zusammen, als euch mäusehirnigen Idioten die Zunge zu geben." fauchte Flohpfote zurück. Buntpfote stand auf und legte die Ohren an. „Sag das nochmal!" fauchte sie. Flohpfote trat näher zu ihrer Schwester. Die schwarze Katze fing an zu provozieren. „Ich sagte, ihr seid so hohl im Schädel, dass ich den Wind durchpfeifen hören kann." Ohne Vorwarnung stürzte sich Buntpfote auf ihre Schwester und biss ihr in die Flanke. Flohpfote schlug mit ihrer Pfote in Buntpfotes Gesicht. Die schildpattfarbene Katze ließ ihre Schwester los. Nun wälzten die beiden Schwestern quer durch den Staub der Lichtung. Die anderen Schüler konnten nichts tun und sahen nur ihnen nach.

Plötzlich ertönt ein lauter Schrei. Es kam von Buntpfote. Ihre Schwester hatte ihr das rechte Ohr zerfetzt. Sofort kam Nebelschweif angerannt und zerrte die zwei Schwestern auseinander. „Hört sofort auf damit!" rief sie wutentbrannt. Die beiden saßen nebeneinander und sahen zu Boden. „Buntpfote geh zu Tüpfelblatt und lass sie sich das ansehen." fauchte Nebelschweif streng. Buntpfote trottete zum Heilerbau. „Los, geh zu den anderen, bevor ich mich vergesse." scheuchte Nebelschweif Flohpfote davon. Sie rannte sofort zu ihren Freunden.

Nebelschweif, sah sich auf der Lichtung um. Einige Katzen gafften sie immer noch an. „Habt ihr nichts zu tun?!" fauchte sie laut über die Lichtung. Sofort drehten sich die Katzen weg und gingen ihren Aufgaben nach.

Flohpfote und Rabenpfote saßen nun alleine vor dem Schülerbau. Feuerpfote war Gelbzahn versorgen und Graupfote war zu Tüpfelblatt gegangen, weil Tigerkralle ihn gezwungen hatte zwei Mäuse zu Essen. Flohpfote sah Rabenpfotes ängstlichen Blick den er seinem Mentor zu warf. „Wenn es dir weiterhilft, ich fürchte mich auch manchmal vor ihm." versuchte Flohpfote ihn behutsam zu zureden. Rabenpfote sah sie gezwungen an. „Ich fürchte mich immer vor ihm, jeden einzelnen Herzschlag." miaute er leise. Flohpfote schmiegte sich an ihn. „Du musst ja nicht mehr lange Schüler von ihm sein." machte die kleine schwarze Katze ihm Mut.

Warrior Cats - EiskaltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt