Kapitel 1

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Auf den Straßen New Yorks schüttete es in Strömen und Steve konnte es gar nicht erwarten wieder zurück in die Wohnung, die er seinem besten Freund Bucky besorgt hatte, zu gelangen. Dabei versuchte er das Essen, was er vom Chinesen geholt hatte, nach Möglichkeit nicht nass werden zu lassen. Allerdings gelang ihm das nur zum Teil.

Als er an der Haustür ankam, schloss er erleichtert die Wohnungstür auf und trat in den Hausflur hinein. Seine ganze Kleidung war durchnässt und er begann langsam zu frieren. Deshalb lief er schnell die Treppe hinauf, bis er vor der Wohnung ankam und öffnete auch diese Tür zügig.

„Steve?", erklang eine männliche Stimme gedämpft aus der Küche: "Bist du es?" „Ja, ich bin wieder da", sagte er, stellte ihr Essen auf dem Regal im Flur ab und ging dann ins Bad, um seine klitschnasse Jacke in die Badewanne zu werfen. Nach einem kurzen Abstecher in Buckys Zimmer, wo er sich einen Pullover lieh, trat er, mit dem Essen im Schlepptau, in die Küche.

Dort erblickte er seinen besten Freund Bucky Barnes, welcher bereits am Küchentisch saß und ihn erwartungsvoll ansah. „Hey", grüßte Steve und schob das Essen zu dem dunkelhaarigen Mann herüber, bevor er zu einem der Küchenschränke ging, um an Teller und Besteck zu gelangen.

„Hey", erwiderte Bucky ebenfalls und Steve konnte hören, wie er die Plastiktüte aufriss. Scheinbar war Steve nicht der Einzige, der vor Hunger fast umkam. „Es schüttet draußen echt aus Eimern", sagte er und begann den Tisch zu decken.

„Hmm", murmelte Bucky daraufhin allerdings einfach nur und wirkte ziemlich abwesend. „Bucky?", fragte er und wedelte seinem besten Freund mit der Hand vor dem Gesicht herum: "Hörst du mir überhaupt zu?" Dieser blinzelte mehrmals und Steve sah, wie seine Augen leicht aufklarten: "Tut mir leid, ich war mit den Gedanken gerade woanders.“

Dann reichte Bucky Steve sein Essen und nahm sich sein eigenes, sowie eine Gabel. „Woran hast du gedacht?", fragte Steve und begann dann langsam zu Essen. „Ach, nichts Wichtiges", währte der Andere aber einfach ab und stocherte mit der Gabel weiterhin unkonzentriert in seinem Essen herum.

Steve hob die Augenbrauen und sah ihn forschend an. Dieses bedrückte Schweigen sah seinem besten Freund gar nicht ähnlich. Jedenfalls war das früher nie so gewesen. Seitdem Bucky in diesem Jahrhundert wieder aufgetaucht war, hatte er sich ein wenig verändert. Allerdings änderte das nichts daran, dass er immer noch sein bester Freund war.

Zwar hatte er keine Ahnung, was sein Freund aus Kindertagen hatte durchmachen müssen, während er selbst im Eis eingefroren war, und konnte es sich wahrscheinlich nicht im Geringsten vorstellen. Doch nun waren sie beide zurück. Sie waren endlich wieder vereint und Steve wollte seinem Freund dabei helfen wieder zu sich selbst zu finden.

Denn schon bei ihrem ersten Treffen war ihm aufgefallen, dass der Dunkelhaarige sich an nichts aus seiner Vergangenheit wirklich gut zu erinnern schien. Als er ihn später danach gefragt hatte, wurde ihm diese Vermutung dann auch von Bucky bestätigt. Und obwohl er es immer wieder herunterspielte, wusste Steve, dass es Bucky mehr zusetzt nicht zu wissen, wer er einmal gewesen war, als er jemals zugeben würde.

„Komm schon, Bucky", er legte den Kopf leicht schief und sah ihn ein wenig vorwurfsvoll an: "Du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst." Er wollte ihm unbedingt helfen und konnte es nicht haben, wenn er sah, dass Bucky leidete. Bucky seufzte, klappte dann jedoch den Mund auf und setzte zum Sprechen an: "Es ist nur ..." „Was?", fragte er sofort und wollte ihn so dazu bringen weiter zu sprechen.

„Fühlst du dich hier zu alleine?", fragte er ihn und schluckte. Zwar versuchte er den Mann so oft es ging zu besuchen, doch seine Pflicht gegenüber den Avengers war groß und das Team verlangte regelmäßig nach ihm. Außerdem lebte er nicht mit Bucky in der Wohnung, sondern weiterhin mit den anderen sechs im neuen Avengers Tower und leider konnte er das auch nicht so einfach ändern. „Bucky, ich würde dir gerne helfen, aber ...", sagte er ein wenig zerknirscht und fühlte sich sofort schlecht, da er gerne für seinen besten Freund da sein wollte.

„Nein, darum geht es nicht", teilte Bucky ihm sofort mit, da merkte, wie schuldig sich Steve zu fühlen begann. „Worum dann?", Steve ließ die Gabel sinken und stützte sich mit seinen Ellenbogen auf die Tischplatte. Die Bedürfnisse seines Freundes waren nun wirklich wichtiger als sein Essen.

Barnes atmete mehrmals tief durch und strich sich durch das längere, dunkle Haar: "Ich möchte mich endlich wieder erinnern können, Steve." Beide starrten einander für einen Moment an und Stille breitet sich zwischen ihnen aus. „Ich will wissen, wer ich war", fuhr er dann aber fort: "Und dazu brauche ich deine Hilfe. Bitte, Steve, bitte!"

Steves Herz blieb für einen Moment stehen und er starrte den Mann vor ihm für einen Moment einfach nur an. Auch er wollte, dass Bucky sich wieder erinnerte, an die alten Zeiten und ihre gemeinsamen Erlebnisse. Doch würden dann nicht auch Buckys schlechte Erinnerungen zurückkehren? Würde er nicht nochmal alles durchmachen müssen, was ihn in den letzten Jahren passiert war?

„Ist dir das wirklich so wichtig?", Steve klang vorsichtig. Er wollte nicht, dass sein Freund eine übereilte Entscheidung traf und hatte außerdem keine Ahnung, wie er ihm helfen sollte. Bucky senkte den Kopf und legte die Gabel ebenfalls nieder: "Ja, Steve, das will ich wirklich." „Auch, wenn dann all das Schlecht zurückkommt?", warf der Blonde ein, um dem Anderen klarzumachen, was das bedeuten konnte.

Bucky wartete jedoch keine Sekunde irgendwas darauf zu erwidern: "Das Schlechte ist genauso Teil meiner Vergangenheit wie das Gute. Es macht mich zu der Person, die ich bin." Rogers nahm einige tiefe Atemzüge und fixierte ihn dann mit durchdringendem Blick: "Na gut, wenn dir das wirklich so wichtig ist, werde ich alles tun, um dir dabei zu helfen."

Barnes' Augen leuchteten bei diesen Worten regelrecht auf und er griff nach Steves Hand: "Danke, du bist wirklich ein guter Freund." „Ich kann aber wirklich nicht versprechen, dass es klappen wird", warf Steve sofort ein und versuchte ihm somit klarzumachen, dass seine Bemühungen vielleicht nicht mit Erfolg gekrönt sein würden.

„Ich weiß", Bucky nickte beruhigend, da ihm das natürlich selbst bewusst war: "Aber man kann es ja wenigstens versuchen." Auf Steves Lippen erschien ein beruhigtes Lächeln und sofort begann er darüber nachzudenken, wie er seinem Freund helfen könnte.

Remember me || WinterWidow ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt