Kapitel 6

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Steve sah erwartungsvoll in die Runde: "Also, was machen wir heute Abend?" Natasha hob den Kopf und blickte Steve fragend an. Woher kam das denn jetzt? Zwar verbrachten sie die Abende nicht selten miteinander, doch meistens kam jemand schon am Nachmittag mit so einer Idee an und auch nur dann, wenn sie sonst nicht wirklich etwas anderes geplant hatten. Jetzt war es aber schon Abend, weshalb das Ganze wirklich spontan kam. Deshalb überraschte sie diese Frage auch ein wenig. Und sie schien nicht die Einzige zu sein, die darüber verwundert war. Doch eigentlich war es vielleicht gar keinen so schlechte Idee. Denn ein gemeinsamer Abend würde möglicherweise dabei helfen die negative Stimmung, die zwischen den Avengers vorherrschte, loszuwerden.

„Keine Ahnung, aber ich wusste ja nicht einmal, dass sie heute Abend überhaupt geplant hatten Zeit miteinander zu verbringen", murmelte Tony in seinen Bourbone hinein. Kurz beobachtete Natasha ihn ein wenig sorgenvoll. Dass er um diese Uhrzeit trank, war kein gutes Zeichen.

Normalerweise zeigte er so ein Verhalten nämlich erst nachts, wenn er nicht schlafen konnte und ruhelos durch den Tower schlich. Dabei hatte sie ihn schon oft genug beobachtet, als auch sie mal wieder von Schlaflosigkeit geplagt worden war. Natürlich hatte Tony davon aber keine Ahnung. Aber das war ja auch kein Wunder, wenn man wusste, wie gut sie unentdeckt bleiben konnte. Aber das gehörte sich für eine Spionin ja auch.

Damit daraus nicht schon wieder ein lächerlicher Streit wurde, schaltete sie sich schnell ein: "Ich halte es auch für eine gute Idee, wenn wir heute Abend zusammen verbringen, Steve." Sofort konnte sie Clints Blick auf sich spüren und wusste ohne überhaupt hinzusehen, dass er sie forschend anblickte. Darauf ging sie aber nicht ein und wendete sich lieber weiterhin Steve zu: "Wie wäre es zum Beispiel mit einem Filmabend? Das haben wir schon länger nicht gemacht." „Ja, das finde ich auch gut", stimmte Bruce ihr zu, der gerade seinen Laptop zuklappte und wegstellte. „Wenn wir dann auch was zu essen bestellen, bin ich auch dabei", schaltete sich nun Clint ein und sofort war Natasha klar, dass nicht nur sein offensichtlicher Hunger der Grund dafür war. Er verfolgte auch das Ziel sie ein wenig mit ihrem Vorschlag zu unterstützen. „Oh, ja wir könnten Schawarma essen", schlug Thor lautstark vor.

„Wenn wir das schon machen, holen wir definitiv etwas anderes", protestierte Tony zwar, doch Natasha merkte ihm an, dass auch er mittlerweile Lust auf einen Filmabend mit der Gruppe hatte. Doch das konnte man ihm ja auch schlecht verübeln, obwohl er versuchte sich davon nichts anmerken zu lassen. „Warum?", fragte Thor verwundert. „Weil wir Mittwoch schon Schawarma gegessen haben und ich esse sicher nicht jeden zweiten Tag das Gleiche", erklärte Tony ihm nüchtern.

„Gut, was schlägst du dann vor, Metallmann", Thor verschränkte die Arme vor der Brust und sah den Superhelden erwartungsvoll und herausfordernd zu gleich an. „Was haltet ihr denn von chinesischem Essen?", stellte Tony die Frage daraufhin in die Runde hinein.

Langsam begann Natashas Magen laut zu knurren und brachte die Männer damit dazu ihren Entscheidungsprozess ein wenig zu beschleunigen. „Finde ich gut", schaltete sich nun wieder Rogers ein: "Was ist mit dir, Buck?" Er drehte sich zu seinem Freund um und sah ihn fragend an.

Beim ersten Teil seines Satzes hatte Natasha genickt, doch als der Spitzname fiel, erstarrte sie augenblicklich. Dass Barnes hereingekommen war, hatte sie gar nicht gemerkt. Scheinbar war er immer noch so gut darin sich anzuschleichen wie früher.

„Klingt nach einem Plan", stimmte Bucky dem blonden Supersoldaten mit einem Nicken zu. Auch die anderen teilten Tony der Reihe nach ihre Zustimmung mit und sogar Thor schien damit einverstanden zu sein.

Also entschieden sie sich letztlich für ein chinesisches Restaurant und riefen dort an, um zu bestellen. Allerdings hatte der Imbiss keinen Lieferservice, weshalb sie ihr Essen selbst abholen müssen würden. Glücklicherweise befand sich das Lokal aber um die Ecke, weshalb das eigentlich kein sonderlich großes Problem darstellte. Lediglich auf die Frage, welche zwei Avengers losgehen musste nun noch geklärt werden.

„Ich geh wohl freiwillig los", sagte Natasha kurzer Hand, da sie unbedingt hier wegwollte. Oder eher gesagt wollte sie Bucky einfach nur entfliehen. Dessen interessierten Blick konnte sie nun schon seit einigen Minuten auf sich spüren. Sie biss sich auf die Lippe und versuchte konsequent nicht zu dem Mann mit dem Metallarm herüber zu schauen. Allerdings machte sein Starren sie innerlich verrückt. Schließlich konnte er sich doch an nichts mehr aus seiner Vergangenheit mehr erinnern und wusste somit auch nicht mehr wirklich, wer sie war. Warum schien er also so interessiert an ihr?

„Sehr gut, Romanoff", kommentierte Stark daraufhin und ihm war anzumerken, dass er froh darüber war, diese Aufgabe dadurch nicht selbst übernehmen zu müssen. „Dann komme ich mit", meinte Clint, was ihr nicht unbedingt missfiel. Er war immer eine gute Gesellschaft und es gelang ihm immer sie abzulenken.

„Ich würde sonst auch gerne mitkommen", sagte Steve fast im selben Moment. Sein durchdringender Blick heftete sich auf Natasha und jedem im Raum war klar, dass er unbedingt mitwollte.

„Da musst du deine Geliebte heute wohl mal Steve überlassen, Falke", scherzte Tony mit einem amüsierten Grinsen. Sofort verdunkelte sich ihr Blick und Clints Augen verengten sich zu Schlitzen. „Geliebte?", fragte Steve verwirrt. „Wie oft sollen wir es noch sagen. Wir sind nicht ...", setzte Clint zum Sprechen an, doch Natasha winkte einfach nur ab: "Lass es gut sein, Clint. Das hat doch es keinen Sinn. Er lernt es sowieso nie." Dann erhob sie sich und sah zwischen Clint und Steve hin und her: "Also, einigt euch bitte, wer jetzt mitkommt."

Clint seufzte, nickte Steve dann aber zu: "Geh du ruhig. Dann kann ich wenigstens dafür sorgen, dass ein guter Film ausgesucht wird. Ich will am Ende nämlich nicht Titanic oder so einen Scheiß schauen müssen." „Danke dir, Clint", Steve klang fröhlich und sein breites Lächeln verriet Natasha, dass Clints Worte ihn amüsierten. Tatsächlich war sie zwar ziemlich verwundert darüber, dass diese Entscheidung plötzlich zu schnell zustande gekommen war – besonders Clint sah das nicht gerade ähnlich -, hielt es aber mal für eine gute Abwechslung. Doch gewöhnen sollte sie sich daran lieber nicht. „Dann los", sofort wirkte Steve völlig bereit loszugehen.

Bucky, der sich mittlerweile auch aufs Sofa gesetzt hatte, machte einen unzufriedenen Eindruck: "Kannst du denn nicht hier bleiben, Steve?" „Ich bin doch gleich wieder da", beteuerte der Angesprochene daraufhin aber nur: "Das dauert echt nicht lange. Versprochen!" Dies schien Bucky allerdings nicht sonderlich zu beruhigen. Scheinbar gefiel ihm der Gedanke nicht, mit den anderen Männern alleine sein zu müssen. Irgendwie konnte man das aber auch verstehen, da er sich mit Clint und Tony ja nicht sonderlich gut verstand. Doch Steve schien sich, von seinem Vorhaben mit Natasha loszugehen, nicht abbringen.

„Na komm", sagte Steve dann zu seiner besten Freundin und nickte in Richtung Aufzug. Dieser würde sie schnell in das unterste Stockwerk bringen können: "Je eher wir losgehen, desto früher sind wir wieder da und desto eher können wir essen." Natasha nickte zustimmend und irgendwie ließ Steves überschwängliche Art sie Buckys Blicke für einen Moment vergessen.

Sie verabschiedeten sich von den anderen und gingen dann auf den Aufzug zu. Eine Jacke nahm sie nicht mit, da es draußen noch ziemlich warm war. Als die Türen sich öffneten, stiegen sie gemeinsam ein. Dabei warf sie einen letzten Blick ins Wohnzimmer und hoffte inständig, dass sich die Männer in der Abwesenheit der Beiden nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen würden.

Remember me || WinterWidow ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt