Kapitel 16

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Mit unzufriedenem Gesichtsausdruck schob Natasha sich, zwischen den ganzen Menschen hindurch, durch die Tür und war froh, als sie endlich nicht mehr länger zwischen andere Menschen gequetscht in der U-Bahn sitzen musste.

Hinter ihr erklang ein Lachen und sie drehte sich um. Bucky hatte nach ihr das Gefährt verlassen und grinste sie nun amüsiert an: "Du stehst wohl nicht so aufs U-Bahnfahren." Sofort schüttelte sie fest den Kopf. Die Rothaarige war noch nie ein Freund davon gewesen in einer stickigen, engen Räumen oder Gefährten mit so vielen anderen Menschen festzusitzen. Deshalb hatte sie es kaum erwarten können endlich anzukommen und in den kühlen Bahnhof hinaus treten zu können.

„Ich liebe U-Bahnen. Damit ist man so viel schneller als, wenn man läuft", er hatte sie eingeholt und griff nach ihrer Hand, um sie mit sich in eine bestimmte Richtung zu ziehen. „Und dich stört es nicht, dass an dich gedrückt komische, schwitzende Leute sitzen?", entgegnete sie, während sie gemeinsam auf eine Rolltreppe zuschritten.

„Man merkt, dass du nicht aus New York kommst", lachte er, woraufhin sie nur leicht schmollte.

Gemeinsam stellten sie sich auf die rechte Seite der Rolltreppe und schauten den Menschen zu, die links an ihnen vorbeihetzten. „Also, was willst du mir als Erstes zeigen?", fragte sie nach einigen Sekunden. „Lass dich überraschen", bat er sie, woraufhin sie ernüchtert aufstöhnte. „Ich mag keine Überraschungen", entgegnete sie und er nickte: "Ja, das merke ich gerade auch." „Und deshalb änderst du deine Strategie und sagst es mir?", schlug sie vor und schob ihre Unterlippe ein Stück vor, um ihn bittend anzusehen.

Ablehnend schüttelte er den Kopf: "Vergiss es. Da musst du schon mehr tun, als mich nur so anzuschauen." Dabei behielt er aber für sich, dass ihn ihr bittender Blick schon ein wenig weich machte. Ein plötzliches Knurren ihres Magens brachte Bucky jedoch dazu das Thema zu wechseln und einen Blick auf die Armbanduhr zu werfen, die er um sein menschliches Handgelenk geschlungen hatte: "Hast du heute schon was gegessen?" „Warum fragst du?", wich sie seiner Frage fast ein wenig aus. „Es ist schon drei und dein Magen knurrt", erklärte er ihr und sein Blick hatte beinahe einen besorgten Zug. „Ich hab heute das Frühstück ausgelassen", erwiderte sie darauf schulterzuckend.

„Dann würde ich sagen, dass wir erst mal etwas essen gehen", schlug er mit einem Lächeln vor: "Schließlich ist es schon drei Uhr und ich kenne ein sehr gutes Restaurant." Überrascht hob sie den Kopf: "Du erinnerst dich an ein Restaurant aus deiner alten Zeit?!" Er lachte leicht, schüttelte aber den Kopf: "Nein, was das angeht, war Google mir, als ich einmal nicht kochen wollte, eine große Hilfe beim Suchen."

„Du weißt, wie Google funktioniert?", neckte sie grinsend, obwohl sie doch gehofft hatte, dass es sich um eine neue Erinnerung gehandelt hatte. „Ich bin nicht Steve", entgegnete Bucky mit leicht zusammen gekniffenen Augen, doch ihr Grinsen steckte auch ihn an. Damit spielten sie beide darauf an, dass der blonde Super-Soldat anfangs nicht einmal ansatzweise eine Ahnung gehabt hatte, was das Internet war und wie man es benutzen sollte.

„Das ist mir auch schon aufgefallen", grinste sie und drückt seine Hand leicht, die sie bisher irgendwie noch nicht losgelassen hatte und wozu sie auch nicht das Bedürfnis verspürte. „Ich sehe besser aus. Ich weiß", scherzte er, worauf sie seinem Blick aber nur auswich, damit er ihren zustimmenden Blick nicht bemerkte.

Dann war die Rolltreppe jedoch auch schon zu Ende und sie liefen gemeinsam durch die Eingangshalle hindurch, auf die Straße hinaus. Draußen schien die Sonne, doch zum Glück war es nicht so warm wie in den Bahnen.

Sie kniff die Augen leicht zusammen, als die Sonnen sie leicht blendete, schaute dann aber zu Bucky herüber und sah ihn fragend an: "Okay, dann mal los. Zeig mir den Weg, Barnes." Verwundert über ihre plötzliche Initiative, was diesen kleinen Ausflug anging, schaute er sie an, setzte sich dann aber in Bewegung.

Allerdings begann sich in dem Mann allmählich ein flaues Gefühl breitzumachen. Denn obwohl er sich vielleicht nicht an die meisten Gebäude und Orte erinnern konnte, war er gerade dabei ihr zu zeigen, woher er kam und wo er viele Jahre gelebt hatte, bevor er zu einer völlig anderen Person, dem Winter Soldier, gemacht wurde.

Doch er versuchte dieses Gefühl zu unterdrücken und zog sie stattdessen mit sich in eine ganz bestimmte Richtung. Er hatte Steve gesagt, was er vorhatte und dieser hatte ihm genau gesagt, wo er früher gewohnt hatte und ihm ein paar Plätze genannt, an die Bucky besuchen sollte. Seinem besten Freund hatte er dabei anmerken können, dass er hoffte, dass Buckys Taktik aufgehen würde, und vielleicht wäre es auch besser gewesen, wäre er mit Steve hierhergekommen. Bucky wollte jedoch Zeit mit Natasha verbringen und dieser Ausflug war der perfekte Vorwand gewesen.

„Ich zeige dir jetzt, wo ich früher gewohnt habe", erklärte er, da er gemerkt hatte, dass Überraschungen nicht unbedingt etwas waren, wovon sie ein großer Fan war. „Weißt du das denn noch?", überrascht schaute sie zu ihm hinauf. Für einen Moment finden ihre grünen Augen seinen Blick ein und verhinderten, dass er wegschauen konnte.

„Steve hat mir ein paar Hausnummern genannt, die aufsuchen soll", nach einigen Sekunden schaute er weg, in der Hoffnung sie hatte seinen Blick nicht bemerkt. Allerdings konnte er ihren Blick weiterhin auf sich ruhen spüren. „Na dann hoffen wir mal, dass Steve dich nicht zu einem Strip Club geschickt hat", lachte sie und brachte ihn damit dazu wieder zu ihr herüber zu schauen. „Du bist echt unmöglich", er konnte nichts dagegen tun, dass sich seine Mundwinkel hoben: "Außerdem weiß er sicher nicht mal, was das ist." „Wenn ich unmöglich bin, bist du mindestens genauso schlimm", spielerisch stieß sie ihn mit dem Ellenbogen in die Seite und grinste breit vor sich hin.

Gerade öffnete er den Mund, um etwas darauf zu erwidern, da blieb er plötzlich völlig abrupt stehen. Auf einmal war es, als wären alle Wörter aus seinem Kopf verschwunden, als wäre es alles leer und jemand hätte sich Zutritt zu seinem Bewusstsein verschafft, um in diesem Moment völlig neue, aber gleichzeitig auch bereits jahrzehntealte Bilder durch seine Gedanken schießen zu lassen.

Remember me || WinterWidow ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt