Remember me || WinterWidow ✔️

Kapitel 18

Natasha nahm einen Schluck aus ihrer Teetasse und warf Bucky über den Rand hinweg einen interessierten Blick zu. Dieser war gerade mit seinen Nudeln beschäftigt, wodurch er nicht zu bemerken schien, dass er in diesem Augenblick ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Dadurch bekam sie die Chance einen längeren Blick auf ihn zu erhaschen. Sein etwas längeres, dunkles Haar fiel ihm leicht ins Gesicht, verdeckte dabei aber nicht seine blauen Augen. Diese hatten an diesem Tag ein Leuchten bemerkt, das sie bisher gar noch nicht gesehen hatte. Es war so voller Freude erfüllt gewesen, dass es ihr nicht leicht gefallen war den Blick von seinen Augen abzuwenden.

In dem Moment als seine Erinnerungen wieder gekommen waren, war ihr klar geworden, dass sie nicht mehr nur noch half, weil Steve sie darum gebeten und weil sie es Bucky versprochen hatte. Ohne, dass sie es wirklich gemerkt hatte, hatte sich ihre ganze Intention geändert. Nun wollte sie ihm nur noch helfen, damit er glücklich war und damit sie diesen besonderen Ausdruck in seinen Augen erneut sehen konnte.

„Was ist?", erklang plötzlich Buckys Stimme und holte sie damit in die Realität zurück. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass er den Kopf gehoben hatte und ihren Blick offensichtlich bemerkt hatte. Um sich selbst vor der leichten Röte zu retten, die sie in ihren Wangen aufsteigen spürte, senkte sie ihren Blick in die Tasse und starrte konzentriert auf die Flüssigkeit. Glücklicherweise wusste er nicht, was sie gedacht hatte.

„Ach nichts", murmelte sie einfach nur, in der Hoffnung, dass er einfach nicht weiter nachfragen würde. Und glücklicherweise beließ er es dabei. Das Einzige, was er tat, war, dass er seine Hand austreckte und sanft auf ihre legte, die auf dem Tisch ruhte. Diese unschuldige Berührung reichte aus, damit sie wieder aufsah und von ihren nun verschränkten Händen zu ihm blickte.

„Also, soll ich dir erzählen, woran ich mich wieder erinnert habe?", fragte er nach einigen Sekunden der Stille, in der sie einander einfach nur angesehen hatte. „Klar", nickte sie ohne nur eine Sekunde zu zögern. Außerdem war genau das ja auch der Grund, warum sie mit ihm hierhergekommen war. Damit er mehr seiner Erinnerungen zurückbekam und nicht, damit sie Zeit miteinander verbrachten.

„Mit Abstand das Beste, was ich gesehen habe, ist eindeutig Steve vor dem Serum", er grinste breit und sie konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. „Ich wünschte, das hätte ich auch gesehen", lachte sie amüsiert und lehnte sich auf ihrem Stuhl entspannt zurück. „Oh, ich bin sicher, dass zumindest in seiner S.H.I.E.L.D. – Akte ein Bild davon existiert", riet er ihr zwinkernd und ihr fiel ein, dass ihr Freund sie tatsächlich nie in seine Akte schauen ließ und immer plötzlich rumzudrucksen begann. Vielleicht hatte Bucky ihr gerade den Grund für dieses Verhalten genannt. „Das muss ich definitiv sehen", sie nahm einen weiteren Schluck ihres grünen Tees.

Bucky lachte und fuhr dann mit seinen Erzählungen fort. Sie hörte aufmerksam zu und bemerkte erneut dieses Leuchten in seinen Augen, während er ihr all diese Momente seines Lebens anvertraute. Es war beeindruckend, wie viel er plötzlich wieder wusste und merkte deutlich, dass mit all den Erinnerungen auch unzählige unterschiedliche Emotionen zurückgekehrt sein mussten.

Es dauerte wahrscheinlich eine Weile, bis er mit seinen Erzählungen geendet war, doch für Natasha hatte es sich nur wie wenige Minuten angefühlt. „Es ist echt beeindruckend, wie viel du wieder weißt", sie stellte, ihre mittlerweile leere, Tasse ab und stützte sich mit einem Arm auf der Tischkante ab, um ihren Kopf in die Hände zu stützen: "Ich hätte nie gedacht, dass es so gut funktionieren würde."

„Oh, ich auch nicht. Das kannst du mir glauben", kam es überraschenderweise von ihm. Überrascht sah Natasha Bucky an: "Echt jetzt? Du hast so gewirkt, als wüsstest du genau, dass es funktionieren würde." Lächelnd schüttelte er den Kopf: "Zwar habe ich es natürlich gehofft, aber sicher war ich auf keinen Fall." „Zum Glück hat es geklappt. Dann wissen wir jetzt wenigstens, wie wir es machen können", meinte sie zufrieden.

Er zuckte jedoch nur mit den Schultern und schien davon nicht ganz so überzeugt zu sein: "Ab einem gewissen Punkt wird das aber nicht mehr funktionieren." „Was? Warum?", seine Worte überraschten sie ziemlich, da er doch derjenige gewesen war, der überhaupt erst auf die Idee gekommen war und daran geglaubt hatte, dass es klappen könnte.

„Ich kann mich ja nicht mal an die Orte erinnern, an denen ich war. Wie sollte ich sie also besuchen, um meine Erinnerungen von dort zu bekommen", begann er zu erklären, während er die Kiefer leicht aufeinander presste."Meine Erinnerungen reichen nicht weiter als bis zum Kriegsbeginn. Ich weiß doch nur dank Steve, dass ich von einem Zug gestürzt bin und von da an von allen für Tod gehalten wurde. Aber selbst er weiß nicht, was danach passiert ist."

Es dauerte einige Sekunden bis sie realisierte, was er da gerade gesagt hatte. Steve hatte ihr schon oft erzählt, wie er Bucky verloren hatte. In diesem Moment wurde ihr jedoch klar, dass er nicht wusste, dass sie danach auf Bucky getroffen war. Und auch Bucky hatte keine Ahnung mehr davon. Das machte Natasha vielleicht zu einer der einzigen Personen, die etwas über diese Zeit wusste. Zwar wussten Clint und Fury auch davon, doch sie es bestand kein Zweifel daran, dass beide kein Wort gegenüber jemand anderem verlieren würden, wenn es nicht wollte.

Sie schluckte schwer. Also lag es an ihr, ob er auch diesen Teil seiner Erinnerungen wiederbekam. Doch sie war sich sicher, dass er damit genauso viele schlechte Erinnerungen verband, wie sie selbst. Prasselten einmal all diese Sachen, die dort mit ihm gemacht wurden, in einem unaufhaltsamen Platzregen auf ihn hinunter, konnte sie nicht einschätzen, wie er damit umgehen würde. Allerdings war es auch nicht richtig ihn um die Chance zu betrügen wieder die volle Kontrolle über seine Erinnerungen zu übernehmen und ihn selbst die Entscheidung treffen zu lassen, wer er von nun an sein wollte.