Kapitel 23

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„Ich denke, jemand sollte Natasha jetzt lieber ins Bett bringen, bevor sie noch irgendeinen Scheiß baut", murmelte Bucky dem Mann neben ihm zu. Sein Blick war auf Natasha gerichtet, die gegenüber von ihnen auf dem Sofa saß und einen ziemlich verlorenen Eindruck machte. Daran war der Alkohol, den sie in den letzten Stunden zu sich genommen hatte, offensichtlich schuld. „Ich finde, du solltest es machen", erwiderte Clint mit einem leichten Grinsen. „Warum?", fragte er nach und zog die Augenbrauen hoch. „Hey, vertrau mir einfach", der Blonde legte ihm kumpelhaft eine Hand auf die Schulter: "Schließlich war mein Rat, dass du mit ihr tanzen sollst, auch gut." Bucky seufzte. Damit hatte er tatsächlich recht. Es war sogar eine großartige Idee gewesen. „In Ordnung", damit erhob er sich und schlenderte zu der Frau herüber.

Noch bevor er überhaupt ganz bei ihr angekommen war, hob sie den Kopf und lächelte ihn leicht an: "Hey, Sergeant." Als sie ihn so nannte, musste er sich sein Grinsen mit aller Kraft verkneifen: "Hey, Romanoff. Ich denke, jetzt ist es für dich erst mal an der Zeit schlafen zu gehen." „Ist es das?", fragte sie ein wenig provokant und sah ihn herausfordernd an. Er blieb allerdings standhaft: "Ja, ist es." Auffordernd streckte er ihr die Hand entgegen: "Komm schon. Sei vernünftig." Ein wenig genervt, stöhnte sie auf, gab dann aber nach und ergriff seine Hand, damit er sie vom Sofa hochziehen konnte.

Glücklicherweise stand sie nicht so wackelig auf ihren Beinen, wie er es erwartet hatte. Trotzdem legte er ihr einen Arm um die Hüften. Natürlich nur um sicherzugehen. „Du hättest dich vielleicht beim Alkohol ein wenig zurückhalten können", tadelte er leicht, woraufhin sie ihn aber einfach nur eingeschnappt ansah: "Hast du jemals mit den Jungs einen ganzen Abend verbracht? Besonders mit Steve und Tony, die sowieso nichts anderes vorzuhaben scheinen, als zu streiten." „Hm", seufzte er und musste ihr schon irgendwie recht geben. „Aber wenigstens habe ich ja noch Clint", meinte sie und murmelte dann so leise, dass er es kaum hören konnte: "Und dich."

Kurz darauf waren sie vor ihrem Zimmer angekommen und er stieß die Tür auf, um sie hineingeleiten zu können. Selbstständig löste sie sich aus seinem Griff und bewegte sich auf ihr Bett zu. Plump ließ sie sich darauf sinken und striff ihre High Heels ab. Dann sah sie wieder zu Bucky herüber, der sich mittlerweile gegen den Türrahmen gelehnt hatte und sie zu beobachten schien. Ein weiteres Mal kam er nicht umhin zu bemerken, wie großartig sie aussah.

„Willst du nur da stehen und zu mir rüberschauen?", fragte sie, während sie die Bettdecke leicht zur Seite schob. „Vielleicht", meinte er leicht grinsend. „Du Stalker", grinste sie breit und erhob sich erneut von der Matratze, um zu ihrem Kleiderschrank herüber zu gehen.

„Was hast du vor?", erklang seine Stimme erneut, doch sie drehte sich nicht zu ihm um. „Wonach sieht es denn aus?", fragte sie und öffnete die Schranktüren: "Ich ziehe mich um. Oder bist du davon ausgegangen, dass ich so ins Bett gehe?!" Nun schaute sie doch über ihre Schultern zu ihm herüber und strich, um ihre Aussage zu unterstützen, mit den Händen über ihren Körper.Dadurch bemerkte sie, wie er seinen Blick über sie wandern ließ. Und obwohl er diese Reaktion vor ihr zu verstecken versuchte, hatte Natasha sie trotzdem genau wahrgenommen. Bucky senkte den Kopf und richtete sein Auge auf den Boden unter seinen Füßen.

Sie öffnete den Reißverschluss ihres Kleides, bevor sie das Kleidungsstück abstreifte und sich ein weißes T-Shirt, sowie eine kurze, raue Hose, aus dem Schrank zu nehmen. Zügig zog sie sich beides an und schloss die Tür wieder, nachdem sie ihr Kleid weggehängt hätte. „Ist der Boden so interessant?", mit interessiertem Blick schaute sie ebenfalls auf den Fleck, den er zu betrachten schien, und stützte die Hände in die Seiten.

Da ihre Worte ihn vermuten ließen, dass sie fertig war, hob er den Blick wieder: "Ja, sehr." „Interessanter als ich?", grinste sie leicht, woraufhin er den Kopf einfach nur leicht schief legte und sie ein wenig vorwurfsvoll ansah. Das erinnerte ihn erneut daran, dass sie getrunken hatte. Sowas würde er von ihr sonst nämlich nicht zuhören bekommen.

„Natasha", er klang zugleich ein wenig warnend und andererseits wollte er es auch vermeiden darauf antworten zu müssen. Je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm jedoch, dass sie sich am nächsten Tag mit ziemlicher Sicherheit sowieso an nichts mehr erinnern würde, was er jetzt sagte.

„Ja?", fragte sie jedoch weiter nach und machte einige Schritte auf ihn zu. Erst vor ihm blieb sie stehen und schaute ihn mit herausforderndem Blick an. Er seufzte, begann dann aber zu sprechen: "Nein, nicht interessanter als du." Ein kleines, glückliches Lächeln erschien auf ihren Lippen und sie schien jeden Zentimeter seines Gesichts genau zu betrachten.

„Sieh mich nicht so an", meinte er und nahm wahr, wie sie sich leicht zu ihm herüberbeugte. Ein elektrisches Knistern hatte sich in dem kleinen Raum, der sie noch trennte, ausgebreitet und sorgte dafür, dass sein Herzschlag sich leicht beschleunigte. „Ich denke, du solltest dich jetzt ins Bett begeben, Nat", erinnerte er nicht nur sie, sondern auch sich selbst daran, warum sie überhaupt in ihr Schlafzimmer gegangen waren.

Leicht schmollend sah sie ihn an, seufzte dann aber und brachte wieder Abstand mehr Abstand zwischen sie. Er konnte es sich nicht erklären, doch irgendwie fühlte es sich so an, als könnte er plötzlich erneut richtig aufatmen und die leichte Nervosität, die sich langsam in ihm breit gemacht hatte, verließ ihn wieder. Wieso schaffte diese Frau es nur, solche, sonst so untypischen, Gedanken und Gefühl in ihm hervorzurufen?

„Na gut", murmelte sie einsichtig und trat tatsächlich zu ihrem Bett herüber. Mit dieser plötzlichen Einigung hatte er ehrlich gesagt nicht gerechnet, da sie zuvor nur allzu gerne mit ihm zu diskutieren schien. „Schlaf du heute mit mir?", fragte sie und fügte dann noch etwas hinzu: "Hier."

Bucky beobachtete sie dabei, wie sie zum Bett herüberging und unter die Decke krabbelte. Dadurch bemerkte sie seinen unschlüssigen Gesichtsausdruck nicht. Das sollte er nicht tun! Es wäre einfach falsch. Deshalb schüttelte er nach einigen Sekunden der Überlegung den Kopf, als ihre Blicke sich erneut trafen: "Das geht nicht, Nat." „Warum?", fragte sie und stützte sich auf ihre Ellenbogen. Er lächelte leicht: "Weil du betrunken bist und das morgen eigentlich gar nicht mehr wollen würdest."

„Woher willst du das wissen?", herausfordernd sah sie ihn an: "Du hast es ja noch nicht ausprobiert." Seufzend kam er auf sie zu und setzte sich auf die Bettkante neben sie: "Ich weiß es einfach." Sie war näher zu ihm gerückt und schaute aus ihren grünen Augen zu ihm auf. Damit machte er es ihr nur noch schwerer standhaft zu bleiben, doch er musste. Schließlich sorgte lediglich der Alkohol dafür, dass diese Worte aus ihrem Mund kamen und, dass sie sich so verhielt.

Sanft strich er ihr durch das rote Haar und betrachtete ihr wunderschönes Gesicht: "Du solltest jetzt lieber erst mal schlafen und ich sollte zu den anderen zurückgehen, bevor die sich gegenseitig die Köpfe abreißen." „Na gut", meinte sie seufzend und legte ihren Kopf sanft auf seinem Bein ab.

Bucky seufzte. Erneut flatterte sein Herz leicht und sein Magen zog sich ein wenig zusammen. Sie machte es ihm wirklich nicht so einfach zu gehen. Doch er konnte nicht bleiben. Wenn er noch länger bei ihr war, würde sie seine Selbstbeherrschung nämlich sicher bald brechen. „Wir sehen uns morgen", allerdings konnte er nicht anders, als sich hinabzubeugen und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu geben.

Remember me || WinterWidow ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt