Kapitel 10

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Langsam ließ sich Bucky auf den Stuhl neben Steve fallen. Sein ganzer Körper war wie betäubt und er starrte wie gebannt auf den Boxring. So saß er für einige Sekunden einfach nur da, bevor er die Stimme wieder hob: "Tut mir leid, Steve. Ich hab es übertrieben." Steve legte eine Hand auf die Schulter seines Freundes. „Sie wird sicher nie wieder mit uns trainieren", langsam löste sie sich aus seiner Starre und blickte Steve entschuldigend an.

Der Blonde versuchte Barnes jedoch zu beruhigen: "Hey, mach dir nichts draus. Ich wusste ja schon von Anfang an, dass sie eigentlich nur zugestimmt hat, um mir einen Gefallen zu tun." Bucky presste die Kiefer aufeinander: "Was? Sie wollte eigentlich nicht?" Wortlos schüttelte Rogers den Kopf: "Nein, sie hat mir nichts gesagt."

Erneut schwiegen beide Männer wieder und es schien, als würden sie beide auf diese Frage ihre eigene Antwort zu finden versuchen. „Steve", zog Bucky die Aufmerksamkeit seines Freundes nach einigen Sekunden wieder auf sich. „Ja?", Steves Stirn legte sich in Falten. „I–Ich habe etwas gesehen, während ich mit ihr gekämpft habe", rückte er zögerlich mit der Sprache heraus.

In Steves Augen blitzte ein hoffnungsvoller Ausdruck auf und er hang regelrecht an den Lippen des Dunkelhaarigen: "Was? Echt jetzt? Erzähl!" Bucky schluckte schwer. Irgendwie fühlte es sich merkwürdig an darüber zu reden. Selbst mit Steve, seinem besten Freund, dem er sonst alles anvertraute. Doch das hatte etwas Intimes an sich. Weniger lag es an der Szene an sich, sondern eher an ihr. Denn plötzlich war da etwas, ein Gefühl, das aufkam, wenn er an sie dachte. Und er konnte nicht einmal erklären, warum. Lediglich, dass dieses Gefühl mit dem Bild in seinem Kopf aufgekommen war.

„Es fühlt sich an wie ein Erinnerungsfetzen", begann Barnes langsam zu schildern. Auf Steves Gesicht erschien ein breites Grinsen und Freunde breitete sich in ihm aus: "Das heißt, es hat funktioniert? Du kriegst deine Erinnerungen tatsächlich wieder." Bucky nickte still. Eigentlich waren das auch nach seinem Verständnis großartige Neuigkeiten, doch das Gesehen beschäftigte ihn in diesem Moment viel zu sehr. Sie konnten einander also doch schon länger.

Wenn er ehrlich war, hatte er nämlich schon bei seiner Ankunft im Avengers Tower das Gefühl gehabt sie irgendwoher zu kennen. Und das nicht nur von dem Kampf gegen Steve, Sam und ihr vor wenigen Monaten. Da war es jedoch nur ein unbegründetes Gefühl gewesen, doch nun war es anders. Er hatte den Beweis, doch er konnte immer noch nicht sagen, wann und woher sie einander kannten. Und wahrscheinlich würde sie die Einzige sein, die ihm seine Frage beantworten konnte.

„Und an was genau hast du dich erinnert?", bohrte Steve unbeschwert nach, woraufhin Bucky für einen Moment erstarrte: "Und warum genau beim Kampf mit Natasha?" Zwar war der blonde Soldat sein bester Freund, aber gerade fragte er für Bucky Geschmack viel zu viel. Oder zumindest stellte er genau die falschen Fragen.

Für einen Moment spiegelte sich sein innerer Kampf in seinen Augen wider und er musste mit sich ringen, um den Mund zu öffnen und die Stimme zu erheben: "Ich habe Natalia, ähm ..., ich meine Natasha, gesehen." Steve zog die Augenbrauen hoch und die Überraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben: "N–Natasha? W–Warum das?" Bucky biss sich leicht auf die Unterlippe: "Ich weiß es nicht. Es ist einfach passiert, als ich sie gepackt habe."

Schweigen erfüllte den Raum für einen Moment und Steve starrte einfach ins Leere, bevor er sich dann von seinem Stuhl erhob. „Steve?!", er versuchte nach der Hand seines Freundes zu greifen, doch dieser zog sie weg. Steve setzte sich in Bewegung, ging jedoch nicht zur Tür, sondern ging einfach nur hin und her, als müsste er über etwas nachdenken, den Kopf frei kriegen. „Steve, was ist los?", sofort begann er sich schlecht zu fühlen.

Er hatte seinen besten Freund nicht verletzen wollen, doch was sollte er schon machen. Schließlich konnte er selbst nicht entscheiden, woran er sich plötzlich wieder erinnerte und woran nicht. Doch trotzdem war ihm klar, dass Steve sich gewünscht hatte, dass er sich wieder an ihre gemeinsame Vergangenheit und mehr Einzelheiten aus der Zeit, die sie zusammen hatten, erinnerte. Stattdessen hatte sich die rothaarige Agentin in seine Gedanken geschlichen und mit ihr waren unzählige Fragen gekommen, auf die er dringend Antworten brauchte.

Nach einigen Minuten, in denen Steve einfach nur herumgelaufen war und nachgedacht hatte, kam der Soldat zum Stehen: "Buck, tu mir einen Gefallen." Bucky hob den Kopf sofort und blickte ihn aufmerksam an. „Sprich mit Nat. Ich weiß doch, dass du alles darüber wissen willst, was du gesehen hast", bat er seinen Freund. „Bist du sicher?", hakte Bucky noch einmal nach. Bisher hatte Steve nämlich irgendwie gar nicht nachgefragt, was er genau gesehen hatte. Wusste er etwas, dass es für Bucky zu ihm war und dass er deshalb ungern darüber reden wollte.

„Ja, ich bin sicher. Ich sehe doch, dass es dich beschäftigt, mein Freund", er legte ihm brüderlich eine Hand auf die Schulter: "Außerdem können wir später auch noch weiter darüber reden, wenn du willst." Dankbar nickte Bucky und lehnte sich leicht gegen Steve: "Danke, du bist echt mein bester Freund und ich würde mich so gerne an mehr aus unserer Vergangenheit erinnern." „Ist schon gut, das kommt auch noch irgendwann. Da bin ich mir sicher. Jetzt ist erst mal die Hauptsache, dass du überhaupt weißt, dass wir Freunde sind", sprach er ihm gut zu: "Und jetzt rede mit Nat. Bitte." „Wenn sie überhaupt mit mir reden", teilte Barnes ihm seine Bedenken mit: "Schließlich war sie ziemlich sauer. Aber ich versuche es. Versprochen!"

Remember me || WinterWidow ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt