„Bist du dir sicher?", fragte Elijah besorgt und betrachtete seine Schwester mit einer Mischung aus Zweifel und schlecht verhohlenem Mitleid.
Doch Ellie ließ sich nicht beirren. Sie nickte bestimmt und Owen zuckte lediglich resigniert mit den Schultern (Wenn sie meint...).
„Ellie, es tut mir so leid, dir das sagen zu müssen.", sagte Owen mit einem Kopfschütteln, als könnte er die Worte, die gleich seinen Mund verlassen würden, selbst nicht glauben. Offenbar siegte schlussendlich dieser Unglaube über Owens Vorsatz, statt Elijah die schlechte Nachricht zu überbringen, und er blieb stumm.
„Jerry ist tot.", flüsterte Ellies Bruder schließlich nach einigen Momenten in die entstandene Stille, die Hände im Schoß zu Fäusten geballt. Er konnte es nicht leiden, wenn solche Dinge unnötig in die Länge gezogen wurden. Vielleicht wollte er auch einfach Owen, der gerade scharf die Luft zwischen den Zähnen einzog, als hätte ihn die Botschaft ebenfalls überrascht, davon bewahren, die verhängnisvollen Worte selbst zu sagen.
Ellie schwieg. Eine einzelne Träne rollte ihre gerötete Wange hinab, zeichnete dort eine glitzernde Spur und verschwand dann in ihrem Mundwinkel. Die salzige Flüssigkeit brannte auf ihrem Sonnenbrand, doch der Schmerz drang wie aus weiter Ferne zu ihr, wie eine vergessen geglaubte Erinnerung. Mit einer schnellen Handbewegung, von der sie hoffte, dass Elijah und Owen sie nicht bemerkten, wischte sie den glänzenden Tropfen weg und schluckte schwer. Sie war von ihrer Reaktion überrascht. Sie hatte geglaubt sich durch ihre Kenntnis von der Nachricht bereits auf die Worte vorbereitet zu haben, doch ihre Hände verkrampften sich trotzdem ineinander und ihre Sicht verschwamm. Es aus dem Mund ihres großen Bruders zu hören, hatte etwas Endgültiges, Vernichtendes. Als wäre die letzte Hoffnung, dass Jerry vielleicht doch noch am Leben war, mit Elijahs Worten in der schwülen Abendluft verhallt.
Owen blieb ebenfalls still, als er die Arme um die Schwester seines besten Freundes schlang und ihren Arm ein wenig fester drückte, als er es für gewöhnlich zu tun pflegte. Ellie presste ihr Gesicht in seine Jeansjacke, durchnässte den dicken Stoff mit den Tränen, die ihr nun haltlos aus den Augen flossen. Ungeschickt tätschelte Elijah ihren Kopf, verfing sich dabei in ihren weißblonden Haaren. Auch ihm fehlten die Worte, um Ellie zu beruhigen, musste hilflos dabei zusehen, wie sie von Schluchzern geschüttelt wurde.
Fast eine halbe Stunde saßen sie so da; aneinandergeschmiegt, die Köpfe gesenkt, in Stille den Freund ehrend, den sie verloren hatten.
Erst, als die Sonne gänzlich vom Horizont verschwunden war und die Anstalt in ein sanftes Zwielicht getaucht hatte, hob Ellie ihren Kopf und rutschte einige Zentimeter von den beiden Männern weg, um ihnen ins Gesicht sehen zu können.
„Owen...", fing sie an, wartete jedoch geduldig, bis der Angesprochene sich ausgiebig die Nase mit einem karierten Stofftaschentuch geputzt, den Kopf in den Nacken gelegt und von Elijah mitleidsvoll auf den Rücken geklopft worden war, bevor sie weitersprach.
„Was... was ist die gute Nachricht?", fragte Ellie, ein Schniefen unterdrückend, aber nicht in der Lage auch das leichte Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen.
Owen ließ sein Kinn wieder sinken und blickte nachdenklich über Ellie hinweg in Richtung des hohen Zaunes. Ellie widerstand der Versuchung sich umzudrehen.
„Er ist fertig."
Elijah runzelte die Stirn. „Wer?", fragte er, wohl etwas lauter als beabsichtigt, denn er senkte die Stimme, als er weitersprach. „Wer ist fertig?"
Owen drehte den Kopf zu ihm herum und Ellie bemerkte verwundert, dass sich eine Art fiebriges Glitzern zu der kühlen Trauer in seinen grünen Augen geschlichen hatte.
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SAVED - Der letzte Tag auf Erden // Eine The Walking Dead Fanfiction
Hayran KurguDie Anstalt. Ein durchaus passender Name für das Gebäude, in dem der hitzköpfige Elijah, seine freiheitsliebende Schwester Eleanor und sein bester Freund und Arzt der Gruppe Owen, als Anführer der „Auferstandenen", einer kleinen Schar Überlebender...