Mistelzweige, Schnee und Hinterhalte

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Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, wer alljährlich dafür verantwortlich war, dass ab Anfang Dezember im ganzen Schloss an jeder Ecke Mistelzweige hingen. Ich wusste bloß, wer ein riesiger Fan von dieser nicht ganz so traditionellen Tradition war.

Kathy.

Sie war immer nachdem die Mistelzweige erschienen in kompletter Weihnachtsstimmung. Ihre sonst so sarkastischen und gelegentlich auch fiesen Kommentare waren wie weggeblasen und sie war wenigstens für einen Monat im Jahr ausstehlich. Jenna unterdessen nutzte jede freie Minute, um sich über die Mistelzweige zu beschweren. "Das ist vollkommen lächerlich!" kombiniert mit einem abfälligem Schnauben war ihr Lieblingsargument.

Ich konnte mich also zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden. Kathy, die die ganze Zeit von Weihnachten schwärmte und wildfremde Leute unter Mistelzweigen küsste, oder Jenna, die sich darüber echauffierte wie furchtbar all das war.


Alternativ wären da noch Freyja, die noch mehr durchdrehte, was definitiv nicht mehr im Bereich des Normalen lag oder Missy, die irgendwie in letzter Zeit zwischen Kathys und Dianas Persönlichkeit wechselte. Während ich im Gemeinschaftsraum darüber nachdachte und versuchte, den Gedanken an die heute aufbekommen Hausaufgaben von mir wegzuschieben, saß die Lösung in einem roten Weihnachtspulli in einem der Sessel.

"Hi Celly! Was geht ab?", fragte ich. "Was ist mit June?"

Sie zuckte die Schultern. "Schön, dich zu sehen. Ich weiß gerade nicht, wo June ist. Sie benimmt sich in letzter Zeit ein bisschen abweisend. Aber ich glaube du kennst noch gar nicht Mercedes! Mercedes, das ist Stella. Mercedes ist aus Beauxbatons."

"Hi.", begrüßte ich das Mädchen.

"Oh, hi! Freut mich dich kennenzulernen!" Ihre weißen Zähne, die bei dem breiten Lächeln gezeigt wurden, das sie mir zuwarf, bildeten einen starken Kontrast zu der braunen Haut und den schwarzen Haaren.

"Springer auf C5. Schachmatt!" Celly seufzte.

"Wieso bist du so gut darin? Ich mag Schach, aber ich konnte das nie mit June spielen.", sagte Celly. Dann wandte sie sich zu mir.

"Und, Stella? Was willst du machen?", fragte Celly. Ich zuckte mit den Schultern. Heute morgen war viel Schnee gefallen und ganz Hogwarts war von einer weißen Schicht bedeckt.


"Wie wärs wenn wir rausgehen?", schlug ich vor. "Klasse! Ich liebe die Ländereien in Hogwarts.", sagte Mercedes. Ihre Stimme klang irgendwie rau und tief. Aber auf eine schöne und attraktive Weise. Ich konnte verstehen, wieso Celly Zeit mit ihr verbrachte. Sie war ziemlich anziehend. Der lange Pulli und die schwarze Leggins, die sie trug, waren perfekt aufeinander abgestimmt und eine Wolke aus einem zitronigem Duft umgab sie.

Fertig angezogen liefen wir auf die Ländereien. Mercedes hatte nicht einmal gefragt, woher ich Celly kannte, sondern einfach akzeptiert, dass ich da war. Umgekehrt hatte ich auch nicht gefragt, was eine Drittklässlerin aus Beauxbatons hier in Hogwarts zu suchen hatte, denn ich wollte mich nicht beschweren.

Klar, das was ich von June mitbekommen hatte war, dass sie ganz okay war, aber Mercedes war etwas ganz anderes. Sie war kein Klon von Celly, sondern eine eigene Persönlichkeit. Und obwohl sie zwei Jahre jünger war als ich, bewunderte ich sie gewissermaßen. Ich wusste auch nicht wieso.

Einige Schüler hatten die gleiche Idee wie wir.

Na gut, die halbe Schule als "einige Schüler" zu bezeichnen war etwas untertrieben. Ich hatte erwartet, dass Kathy als erstes draußen auf der Mathe stünde, weil Weihnachten und Winter zwei der fünf Dinge waren, die sie glücklich machten. Sonst waren das meines Wissens nach ihre Freunde, Make Up und Butterbier. Kathy war jedoch nirgendwo zu sehen.

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