Entspannung, verlorene Briefe und Streit um June

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Der Countdown lief. Ein Tag noch.

Die Luft in der großen Halle flimmerte förmlich vor Aufregung. Letzte Besorgungen konnten heute gemacht, die letzten Partner gesucht und natürlich viel getratscht werden.

Der Weihnachtsball war sowas wie der Höhepunkt seit einigen Jahren. Es war essentiell zu wissen, wer mit wem dort erschien, und in den Augen der meisten Mädchen waren diese Paare so gut wie verheiratet. Deshalb war es wichtig, mit "dem Richtigen" zum Ball zu gehen.

Natürlich sorgte das für einige Dramen, sogar im Vorfeld.

Das Klischee, dass ein Mädchen mit dem Schwarm der besten Freundin ging. Das selbe mit Schwestern.

Die Frage, wer ohne Partner kam. Das waren dann natürlich totale Loser. Insgeheim war ich doch ein wenig froh, Potter zugesagt zu haben, sonst müsste ich mich jetzt mit einem von Freyja angeschleppten Drittklässler abgeben.

Große Geschwister, die sich um ihre kleineren Geschwister sorgten.

Große Geschwister, die ihre kleinen Geschwister bevormundeten. Noelia fiel mir da ganz spontan ein.

Freyja war merkwürdig ruhig, jetzt so kurz davor. Sie meinte, vor dem großen Tag würden wir uns einen entspannten Tag machen. Wir saßen also alle auf unseren Betten - Celly und Kathy waren dabei - und tranken heiße Schokolade.

"Wo ist June, Schwesterherz?", fragte Kathy beiläufig.

Celly zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht."

"Okay, hör mal zu.", brauste die Slytherin plötzlich auf und erhob sich, sodass die heiße Schokolade etwas auf mein Bett kleckerte, auf dem die Geschwister saßen.

Ich saß bei Jenna.
Celly sah Kathy, wie alle anderen auch, verständnislos an.

"Ich weiß nicht was mit June los ist, sie ist in letzter Zeit so traurig und ich weiß nicht wieso, klar, sie ist meine beste Freundin, aber das heißt ja nicht, dass sie mich interessiert! Merkst du noch was? Nein, denn perfect Mercedes hat dich um den Finger gewickelt! Du redest seitdem Mercedes da ist kaum mit June und merkst, dass was mit ihr los ist, dass sie vielleicht traurig ist, weil du ihr etwas bedeutest, aber fürs nachfragen bist du dir zu gut? Du kannst nicht monatelang nur Zeit mit einem Menschen verbringen, um ihn dann einfach links liegen zu lassen, das ist echt... hinterfotzig. Ich dachte echt, ich wäre von uns beiden die Bitch.", sagte Kathy und wurde zum Ende hin immer ruhiger.

Danach war es totenstill im Raum. Für eine Weile sagte niemand auch nur ein Sterbenswörtchen.

"Das heißt, du bewegst deinen Hintern jetzt zu deiner besten Freundin und entschuldigst dich."

"Ich weiß nicht, wo sie ist.", murmelte Celly nahezu unhörbar.

"Und wenn du ganz Schottland nach ihr durchkämmen musst, bei Merlins pink karierter Unterhose! Jetzt los, geh, oder ich bringe dich dazu, Schwesterherz!"

Schnellen Schrittes verließ die blonde Gryffindor den Raum.
Kathy setzte sich derweilen wieder auf das Bett. "Entschuldigt, das war fällig.", sagte sie und nippte an ihrem Becher.

"Bist du wirklich der Typ für sowas?", fragte Missy nach einer Weile.

"Wofür?", fragte Kathy nach. "Leute verteidigen. Nett sein. June beschützen, die du nicht einmal kennst."
"Wieso nicht? Und ich kenne June. Ich kann sie gut leiden und sie hat jemand besseres als meine mäßig interessierte Schwester verdient.", antwortete die Blondine mit unterdrücktem Abscheu in der Stimme.

Danach war es wieder eine Weile still, bis sich Freyja zu Wort meldete. "Ich weiß es."

Was? Wie? Wo? Wer? Freyja hatte die Aufmerksamkeit des Raumes. Kathy schüttelte den Kopf.

"Das war keine Frage.", sagte Freyja nüchtern.

"Du bist gruselig.", sagte Kathy, womit sie Freyja indirekt bestätigte.

Ich hatte immer noch keine Ahnung, worum es ging. Es schien eine Stille Konversation zwischen den beiden Mädchen zu geben, der Jenna, Missy und ich nicht beiwohnen konnten.
Ich tauschte einen verwirrten Blick mit der Rothaarigen aus, die nur mit den Schultern zuckte. Kathy und Freyja unterdessen sahen wieder in unterschiedliche Richtungen.

"Was?", fragte Missy.

"Nichts.", antwortete Freyja wage.

Weder ich noch Missy kauften es ihr ab, und Jenna starrte ihre Haare an. Aber wir beschlossen stumm, es fürs erste gut sein zu lassen.

Heute schneite es nicht mehr. Der Schnee in Hogwarts blieb allerdings liegen. Ich fragte mich, ob es auch in Llhano Grande, dem kleinen, spanischen Zaubererdorf, indem ich aufgewachsen war, ebenfalls schneite.

Es lag im Süden von England, aber ich vermutete, dass es trotzdem weiß war. Ich beschloss spontan, einen Brief an meine große Schwester zu schreiben. Sie hatte mir auf den Brief, den ich ihr vor Monaten geschickt hatte, immer noch keine Antwort zukommen lassen, weswegen ich vermutete, dass sie ihn in ihrer unordentlichen Wohnung verloren hatte. Vielleicht war er auch bei einem Experiment verbrannt, dass passierte Dora häufiger.

"Jenna, kommst du mit in die Eulerei?"

"Nein, darauf hab ich echt keine Lust." Na danke. Ich zuckte nur mit den Schultern und nahm eine Rolle Pergament, Federn und Tinte.

In der Eulerei angekommen lehnte ich mich auf eine Fensterbank und begann zu schreiben.

Liebe Dorothee,

Ich zögerte einen Moment. Was wollte ich eigentlich schreiben?

Ich hoffe, dir geht es gut. Du hast nicht auf meinen letzten Brief geantwortet, ich geh mal davon aus, dass du ihn verloren hast. Auf jeden Fall wollte ich dir einfach mal schreiben. Heute ist bei uns der Weihnachtsball und alle sind wahnsinnig aufgeregt, mich eingeschlossen. Freyja aus meinem Schlafsaal ist am aufgeregtesten. Vielleicht kennst du sie noch, sie ist nicht so leicht zu vergessen. Tüirkisene Kurzhaarfrisur und ein bunter Haarreif, der zu ihrem Lippenstift passt. Diana geht mit einem geschätzt sechzehnjährigem Typen aus ihrem Quidditchteam da hin und Noelia ist Vertrauensschülerin und damit "Aufsicht". Das wird bestimmt witzig. Schreib mir zurück. Diesmal wirklich.

Liebe Grüße, Stella

Ich wickelte die Pergamentrolle um das Bein einer von mir willkürlich ausgewählten Eule und ließ sie aus dem Fenster fliegen.

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